Inhalt
Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr - Das würde Brad sofort unterschreiben. Er bemüht sich nach Kräften, ein guter Stiefvater für die zwei Kinder seiner neuen Frau Sarah zu sein. Doch die Kids mögen ihn nicht wirklich und lassen ihn bei jeder Gelegenheit auflaufen. Trotzdem gibt der tollpatschige Radiomitarbeiter, nicht gerade die hellste Leuchte im Kosmos, nicht auf. Bis ein Anruf seine heile Welt völlig auf den Kopf stellt: Dusty, der leibliche Vater der Kinder, kündigt seinen Besuch an. Brads Entschlossenheit, sich nicht vom verantwortungslosen Erzeuger verdrängen zu lassen, ist dahin, als er ihn das erste Mal trifft: Dusty ist ein Freigeist - supercool, reich und wild entschlossen, seine Familie zurückzugewinnen. Ein gnadenloser Wettkampf um die Gunst der Kinder beginnt. Lässig und unbeständig gegen dusselig aber bemüht: Wer wird das Duell für sich entscheiden?
Kritik
Ganz im Gegensatz zu dem weit verbreiteten Sprichwort, lässt sich über Geschmack ganz wunderbar streiten und bei nichts verlaufen die Gräben tiefer als beim Humor. Während man beim Essen und Trinken oder sogar beim Musikgeschmack noch irgendwie eine rationalisierte Toleranz walten lassen kann und im schlimmsten Fall mit einem Achselzucken denkt: „Na gut. Wer's mag...“, fällt die gleiche Verhaltensweise bei unterschiedlichem Humor schon wesentlich schwerer. Wie soll man bei so auseinander klaffenden emotionalen Reaktionen nicht selbst auch ein klein bisschen emotional urteilen? Wenn sich beispielsweise jemand über einen „objektiv schlechten“ und flachen Witz minutenlang beäumelt oder, umgekehrt, wie versteinert dasitzt während man sich selbst die Lachtränen aus dem Gesicht wischt, dann fällt es einem schon schwer nicht zumindest kurz zu denken: „Was stimmt mit dir eigentlich nicht?“
Zugegeben, Humor ist eine sehr komplexe Angelegenheit und von den unterschiedlichsten und sehr persönlichen Faktoren geprägt, aber auch hier gibt es so etwas wie eine Handwerkskunst und grundlegende Regeln. Überraschung, Originalität und Timing etwa sind für einen guten Witz unerlässlich. So liegt beispielsweise der Grund für eine Abnahme von Witzen á la „Mann rutscht auf Bananenschale aus“ nicht darin, dass sich an der Grundlage irgendwas verändert hat oder wir uns zu gut geworden sind um über Slapstick zu lachen. Der Witz wurde nur bereits mehrere Millionen Mal, in fast allen denkbaren Variationen, gemacht und jeder kennt ihn. Wer heutzutage noch einen Witz mit dieser Prämisse machen will, muss sich schon ordentlich was einfallen lassen, damit er funktioniert. Ebenso gibt es eine Möglichkeit einen Witz gut oder schlecht zu erzählen, beziehungsweise darzustellen. Im Stile von „Pleiten, Pech und Pannen“ (falls sich daran noch jemand erinnert) ist das extrem platt und einfallslos, während beispielsweise viel von Edgar Wrights Ruf von seiner Fähigkeit stammt, Witze innovativ zu inszenieren.
Was „Daddy's Home“ angeht, so scheint er diese Prinzipien anzuerkennen, surft aber meistens gerade so auf der Grenze zum Abklatsch. Ein perfektes Beispiel dafür ist ein Gag, der schon im Trailer gezeigt wird: Um seine eigene coole Seite hervorzuheben, möchte Brad mit einem Skateboard vom Dach in eine Half-Pipe springen. Die offensichtliche Erwartung ist, dass er dabei ganz fürchterlich auf die Fresse fliegt. „Überraschenderweise“ schafft er es aber doch, nur um auf der anderen Seite hochzuspringen und an einer Stromleitung hängen zu bleiben. Es ist nicht zu hundert Prozent der Gag den man als Zuschauer unwillkürlich voraussieht, aber mehr als ein Umweg von einer oder zwei Sekunden scheint trotzdem nicht drin zu sein. Egal ob inszenatorisch oder inhaltlich, Slapstick oder Dialogwitz, aus diesem Minimalanspruch die Messlatte gerade so zu überschreiten, kommt der Film einfach nicht raus. Dabei ist auch nicht hilfreich, dass der Film nicht so recht zu wissen scheint, was er eigentlich sein möchte. Der Ton geht abrupt von gefühlsbetonter Familienkomödie zu derbem Haudrauf-Humor mit Pimmelwitz. Von Realismus zu Comicgewalt. Von trauriger Demütigung zu einem Basketball, der einem rollstuhlfahrenden Kind ins Gesicht gefeuert wird.
Nun soll man sich ja im Filmgenuss erstmal nicht davon aufhalten lassen, dass man einen Film nicht so direkt in eine Schublade packen kann, aber durch die unterschiedlichen Strömungen und Humorformen, die hier vorkommen und die oft nicht gut zusammen passen, merkt man, dass das Drehbuch vermutlich durch mehrere Hände gewandert ist, bevor man es freigegeben hat.
Das erklärt auch, warum die besseren Witze vor allem in der Auseinandersetzung mit Nebencharakteren entstehen. Bestes Beispiel dafür ist Handwerker Griff, gespielt von Comedian Hannibal Buress. Eine echte Funktion erfüllt dieser in der Geschichte nämlich nicht. Der Film würde auf Handlungsebene problemlos ohne ihn funktionieren, nur wären ohne seine eingeworfenen Kommentare viele Szenen nicht mehr unterhaltsam genug. Die Idee hinter dieser Figur ist ganz gut und man kann für ihre Existenz dankbar sein, aber man erkennt sie auch als das, was sie ist: Eine nachträgliche Aufpeppung, die mal besser und dann auch mal wieder schlechter funktioniert.
Im Gegensatz zu diesen „Add-Ons“, sind die Interaktionen und Schlüsselszenen zwischen den eigentlichen Hauptfiguren Brad (Will Ferrell) und Dusty (Mark Wahlberg) weitgehend vorhersehbar und nicht besonders inspiriert. Sicherlich liegt das auch daran, dass die Dynamik zwischen den beiden Figuren nicht ausgeglichen genug ist. Wenn der Chauffeur im Trailer in einer fremden Sprache sagt „Es gibt keinen Zweifel, dass dir dieser Mann in jeder Hinsicht überlegen ist“ (Brad versteht dies natürlich als Kompliment; noch so ein abgenutzter Witz), so ist das keine leere Behauptung. Immer wieder wird klar gemacht, dass Brad schlechter als Dusty ist. Das mag zwar für den einen oder anderen Witz gut sein, aber zu einem ungleichen Duo gehört, dass sie sich irgendwo ausgleichen. Wenn der eine klug ist, hat der andere Herz. Wenn der eine körperlich überlegen ist, so ist der andere witzig, etc. Eine vergleichbare Symmetrie fehlt hier aber vollständig. Ein Wettbewerb zwischen zwei Streithähnen kann bei so einer Ungleichwertigkeit natürlich nicht besonders spannend werden.
Fazit
Fans von Ferrells anderen Komödien wie „Ricky Bobby“ oder „Stiefbrüder“ kommen hier womöglich auf ihre Kosten. Außerhalb erfüllter Erwartungen ist „Daddy's Home“ jedoch zu inkonsistent, vorhersehbar und mit viel zu wenig zündenden Witzen ausgestattet.
Autor: Sören Jonsson