Inhalt
Dr. Peyton Westlake (Liam Neeson) arbeitet an der Entwicklung einer synthetischen Haut und steht kurz vor dem grossen Durchbruch. Noch mitten in seine Forschungen vertieft wird Westlake von Gang, die von dem sadistischen Robert Durant (Larry Drake) angeführt wird, überfallen, zusammengeschlagen und bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Durant war dabei eigentlich nur auf der Suche nach einem belastenden Dokument, das Westlakes Freundin Julie (Frances McDormand) versteckt hält. Diese kommt jedoch erst kurz nach dem Überfall zurück und muss mit ansehen, wie die Wohnung und das Labor in die Luft fliegen.
Westlake wird durch die Wucht der Explosion in den nahe gelegenen Fluss geschleudert und wird mehr tot als lebendig ins Krankenhaus eingeliefert. Dort durchtrennt ein Ärzteteam alle Nerven die das Gehirn mit dem verbrannten Körper verbinden, was jeglichen Schmerz ausschaltet und die Sinne schärft. Westlake flieht aus dem Krankenhaus und arbeitet in einem verlassenen Fabrikgebäude schon bald wieder an neuen Experimenten. Zwei Ziele halten ihn dabei am Leben: Zum einen will er Rache üben an den Leuten, die für seinen Zustand verantwortlich sind. Zum anderen will er Kontakt mit seiner großen Liebe Julie aufnehmen. Die neue Haut, die sich beliebig verformen lässt, ist dabei ein willkommener Helfer.
Kritik
„Meine Hände… sie haben mir meine Hände genommen!“
Nachdem er sich mit den ersten beiden Evil Dead-Filmen einen Namen machen konnte, war Regisseur Sam Raimi mit der Comicverfilmung "Darkman“ endgültig in Hollywood angekommen.
Viele Jahre vor der Etablierung der unglaublich erfolgreichen Spider-Man-Reihe standen Raimis Filme damals für einen gelungenen Mix aus Horror, Action und verrückter Comedy. Dabei hat sich Raimi bei seinem Wirken nie zu ernst genommen und bleibt sich und seinem Stil auch mit "Darkman" treu. Gut gelaunt durch seinen Erfolg mit "Evil Dead 2" machte sich Raimi 1989 mit seinem bisher größten Studiobudget an die Entwicklung seines damaligen Wunschprojektes "Darkman". Wie die Verfilmung eines Comics sollte sein neuesten Werk werden, ohne jedoch wirklich ein Comic als Vorlage zu haben.
Es ist wohl unstrittig, dass der Film schon damals wenig originell war und deutliche Anleihen an Klassikern wie "Das Phantom der Oper“ oder "The Shadow" nebst unzähligen anderen Werken nahm. Manche Kameraeinstellungen erinnern darüber hinaus überdeutlich an Tim Burtons erste Batman-Verfilmung. "Darkman“ bedient sich also unzähliger bekannter Versatzstücke. Hinzu kommt ein junger und dem gnadenlosen Overacting verfallener Liam Neeson sowie Effekte, die aus heutiger Sicht natürlich unfreiwillig komisch wirken. Wer sich an diesen Dingen jedoch nicht stört, bekommt einen sehr unterhaltsamen und spaßigen Film serviert, der deutlich von Raimis schrägem Humor durchzogen ist.
Dass "Darkman" nämlich ein waschechter Raimi ist, merkt man schon nach den ersten Minuten. Die Kameraführung ist hastig inklusive vieler Nahaufnahmen, die Aufnahmen sind schnell geschnitten und es gibt knallbunte Bildübergänge. Nicht zu vergessen der größtenteils alberne Humor. Spätestens wenn sich Westlake in den selbsternannten Darkman verwandelt, nimmt der Film comichafte Züge an.
Im Prinzip ist es in Sachen Unterhaltungsfaktor zu begrüßen, dass der Film von Anfang an ein hohes Tempo geht. Doch manchmal wirkt "Darkman" etwas überhastet und man hat das Gefühl, dass Raimi mehr Effekte in den Film packen wollte, als eigentlich nötig gewesen wäre. Der ganze Storyhintergrund erinnert an einen Horrorfilm, doch "Darkman" ist gleichzeitig auch eine schwarz angehauchte Komödie, durchzogen von Thriller-Elementen und garniert mit einem Hauch Romantik. Eben weil die Tonalität so oft schwankt, wirkt der Film oft etwas unausgewogen. Liam Neeson kitzelt jedoch das Beste aus seiner Rolle heraus. Mit theatralischer Gestik und tiefer Stimme drückt er seiner Figur auch trotz zentimeterdickem Makeup seinen Stempel auf. Anders verhält es sich da mit Frances McDormand, die Muse der Coen-Brüder. Sicherlich eine tolle und wandelbare Schauspielerin, deren Talent hier jedoch verheizt wird. Das Drehbuch lässt ihr kaum Raum sich zu entfalten und so bleibt ihr Charakter eine Randfigur.
Auch gibt es einige derbe Logiklöcher und Filmfehler, die man in Anbetracht der übertriebenen und unrealistischen Handlung einfach akzeptieren muss, allerdings auch einige Lacher mit sich ziehen.
Obwohl der Megahit Spider-Man noch gut 10 Jahre in der Ferne lag, blitzte schon in "Darkman" Raimis Talent für abgefahrene Kameraeinstellungen und kreative Spezialeffekte auf. Eben die einzigartige visuelle Komponente muss man dem Film zugute halten, zumal er durch viele Schauplatzwechsel sehr abwechslungsreich ausgefallen ist. Trotz aller Brutalität, die "Darkman" bis April 2013 einen Platz auf dem Index bescherte, nimmt sich der Film ganz nach der Art des Regisseurs nie ernst. Action und Effekte sind aus heutiger Sicht natürlich ziemlich veraltet, da man hauptsächlich auf Prothesen und Puppeneffekte setzt. Doch das damals überschaubare Budget von 16 Millionen Dollar hat Raimi optimal genutzt und sich hier definitiv für Größeres empfohlen, auch wenn sein "Darkman" noch deutlich B-Movie-Charme versprüht.
Die Bildqualität der neu auf Blu-Ray und DVD veröffentlichten ungekürzten Fassung schwankt leider sehr. Darkman glänzt in manchen Szenen mit einem scharfen plastischen Bild und satten Farben. Doch in einigen Einstellungen ist das Bild dann recht weich gezeichnet und die Farben ausgebleicht, wodurch einige Details verloren gehen. Das mag wohl am durchwachsenen Quellenmaterial liegen, fällt aber trotzdem auf. Der Sound punktet vor allem mit Danny Elfmans gelungenem Soundtrack, ist aber insgesamt zu frontlastig. Wirkliches Surround-Feeling will selten aufkommen. Auch das Bonusmaterial ist eine herbe Enttäuschung, gibt es doch außer ein paar Fotos vom Set und Trailern kaum Sehenswertes. Letztendlich muss man trotzdem darüber glücklich sein, dass Sam Raimis Frühwerk endlich wieder ungeschnitten und noch dazu zu einem günstigen Preis zu haben ist.
Fazit
Natürlich ist "Darkman" nicht mehr zeitgemäß und es wäre ein leichtes den Film als Trash abzutun. Wer jedoch über die in der Kritik genannten Schwächen hinwegsehen kann und auf schrägen Humor steht, dürfte sich bei Sam Raimis verrücktem Trip selten langweilen. Vor allem der junge Liam Neeson hat sichtlich Spaß in seiner Rolle und darf lange vor Taken ordentlich austeilen.
Autor: André Schiemer