Inhalt
Ein drittklassiger Waffenhändler gelangt durch puren Zufall an die Möglichkeit, einen Multi-Millionen-Dollar-Deal zwischen einem US-Rüstungskonzern und einem lateinamerikanischen Diktator abzuwickeln.
Kritik
Die Karriere von William Friedkin nahm immer wieder recht sonderbare Wendungen. Bei der Oscar-Verleihung 1972 wurde sein Meisterwerk French Connection – Brennpunkt Brooklyn mit 5 der wichtigsten Trophäen ausgezeichnet (dazu absolut berechtigt), es folgten der Horror-Meilenstein Der Exorzist (1973) und die viel zu selten erwähnte, da brillante Lohn der Angst-Neuverfilmung Atemlos vor Angst (1977). Sein kontrovers diskutierter und kommerziell fatal fehlgeschlagener Milieu-Thriller Cruising (1980) warf ihn aus der Erfolgsspur, in die ihn selbst der großartiger Leben und Sterben in L.A. (1985) nicht mehr in dem vorherigen Maße zurückbringen konnte. In der Zwischenzeit entstand der zurecht vergessene Das Bombengeschäft, bei dem einen das Gefühl beschleicht, Friedkin musste einfach irgendetwas drehen, damit er nicht vollends von der Bildfläche verschwindet (immerhin sein einziger Spielfilm in einem Zeitraum von fünf Jahren).
Eddie Muntz (Chevy Chase; Die schrillen Vier auf Achse) ist ein kleiner Waffenschieber, der sich in sämtlichen Krisengebieten und Bananenrepubliken rund um den Globus mit dem Verhökern von militärischen Restbeständen und Ladenhütern mehr schlecht als recht seinen Lebensunterhalt zusammenstottert. Bis ein Außendienstmitarbeiter des riesigen US-Rüstungskonzerns LUCKUP quasi vor seiner Nase Selbstmord begeht und er an seiner Stelle einen wichtigen Anruf entgegennimmt. Nun ist er in der verheißungsvollen Positionen, einen Drohnen-Deal mit einem Volumen von 300 Millionen Dollar abwickeln zu können, wenn er den Diktator von San Miguel vom Kauf überzeugen kann. In dessen Hühnerstall-Regierungssitz geht es zu wie auf dem Arbeitsamt, denn in Zeiten von zahllosen Militärputschen und natürlich dem Kalten Krieg ist Waffenhandel im großen Stil ein echtes Bombengeschäft, von dem Kuchen will jeder gern sein Stückchen abhaben.
Obwohl die Grundstory ideal zum damals zeitaktuellen Geschehen passt, weiß bei Das Bombengeschäft niemand damit adäquat umzugehen. Mit Friedkin ist ein Regisseur von Weltklasseformat an Bord, der Cast ist mit Sigourney Weaver (Ghostbusters), Gregory Hines (Cotton Club) und Chevy Chase – der hier angenehm abgebrüht agiert und nicht nur den sympathischen Hofnarr geben muss – mehr als anständig, dieses geballte Potenzial versauert praktisch ungenutzt in einem orientierungs- und mutlosen lauen Lüftchen aus schwarzer (eher grauen) Komödie und Polit/Kriegs-Satire. Weder richtig überspitzt, sonderlich clever oder gar gewagt wird der Aufrüstungswahn der 80er als das entlarvt, was ohnehin kein großes Geheimnis darstellt: Ein doppelmoralisches, heuchlerisches Geschäft. „Peacemaker“ schimpft sich die moderne, unbemannte Kriegsmaschine, die selbstverständlich ausschließlich zur Verteidigung dienen soll, aber möglichst fix für möglichst viel Geld an den nächstbesten Diktator verscheuert werden soll. Das trifft den wahren Kern der Sache und an wenigen Stellen mag der Film sogar einen zynischen Seitenhieb setzen (die ARMS FOR PEACE Waffen-Messe ist wie die INFA der Generation Reagan und Bush), das sind aber nur leichte und selbst dann zu seichte Ausreißer eines wenig subversiv-galligen Scripts, das eine echte Ausrichtung schmerzlich vermissen lässt.
Fast Pointen-los zieht der Film immer genau dann den Schwanz ein, wenn er mal droht interessant zu werden. Auf eine solide Szene folgt ein belangloser Leerlauf auf den nächsten, die Figuren besitzen kein vernünftiges Profil, vor echter Boshaftigkeit und Stellungnahme wird sich konsequent gescheut. William Friedkin’s Regie ist so routiniert wie sichtlich desinteressiert, das müde Drehbuch lässt sich auch kaum schönzaubern. Im luftleeren Raum baumeln die Darsteller, die ihre Sache ordentlich machen, sich jedoch in der selben, handlungsunfähigen Position wie ihr Dirigent befinden. Mehr als ihren Job erfüllen können/dürfen sie nicht. Das Bombengeschäft hätte eine 80er-Version von Lord of War – Händler des Todes werden können, geschossen wird stattdessen mit Platzpatronen auf so überdeutliche Ziele, es wäre ein Leichtes gewesen das ergiebiger zu gestalten.
Fazit
William Friedkin wurde nach seinem Karriereknick oftmals unterschätzt und unter Wert verkauft, manchmal auch gerechtfertigt, "Das Bombengeschäft" zählt definitiv zu seinen nicht zufällig vergessenen Patzern. Bestimmt war er nicht ernsthaft an diesem Projekt interessiert und musste sich ähnlich wie Kollege Francis Ford Coppola zum praktisch gleichen Zeitpunkt nur notdürftig über Wasser halten. Notdürftig beschreibt das Resultat in einem Wort leider treffend. In seiner Intention reizvoll, in der Umsetzung völlig belanglos.
Autor: Jacko Kunze