Inhalt
24 Tage - 24 Türen - 24 Todesfälle: DEATHCEMBER ist der ultimative Horror-Anthologie-Film für die Vorweihnachtszeit und zugleich der weltweit erste filmische Adventskalender. Hinter seinen Türchen lauern 24 grausige Visionen von prominenten Regisseuren aus der ganzen Welt, die die Zeit der Liebe in eine Zeit der Angst verwandeln - mit wunderbaren Geschenken aus Blut und Schrecken, die das Publikum auspacken darf. Wer erinnert sich nicht gerne an die glückliche Kindheit, als man im Dezember täglich ein Türchen des Kalenders öffnen durfte. DEATHCEMBER bringt diese wohligen Erinnerungen zurück, allerdings mit einer schauerlichen Finesse.
Kritik
Anthology-Horrorfilme erfreuen sich seit einiger Zeit wieder wachsender Beliebtheit. In den 60er und 70er Jahren waren es speziell die britischen Studios – allen voran AMICUS – die mit Werken wie Die Todeskarten des Dr. Schreck, Totentanz der Vampire oder Asylum – Irrgarten des Schreckens das Format von verschiedenen Grusel-Häppchen im Spielfilmgewand relativ populär machten. Mit wenigen Ausnahmen wie z.B. den Creepshow - Filmen lag das Konzept danach mehr oder weniger brach, bis moderne Vertreter wie The ABCs of Death oder V/H/S das Ganzen wieder aufleben ließen. Auch aus Deutschland gab es vor wenigen Jahren mit German Angst einen halbwegs geglückten Independent-Versuch in dieser Sparte und dem folgt nun mit Deathcember – 24 Doors to Hell ein weiterer Vertreter aus der Heimat. Zwar stammt nur eine Handvoll der zahlreichen Episoden von deutschen Filmemachern, das Projekt wurde jedoch von Frank Vogt, Ivo Scheloske & Dominic Saxl ins Leben gerufen. Letzterer drehte auch direkt die Eröffnungsgeschichte dieses blutigen Adventskalenders, der hinter 24 „Türchen“ jeweils eine klitzekleine Weihnachtsepisode verbirgt, die das Fest der Liebe von einer weniger besinnlichen Seite zeigt.
Bei dieser Fülle an Material (inklusive der beiden Bonus-Episoden nach bzw. während des Abspanns sind es sogar 26 statt „nur“ 24) sind selbst gut 2 ½ Stunden Laufzeit recht knapp bemessen, wodurch jeder der Regisseur*innen nur mit knapp 5 Minuten auskommen muss. In dieser extremen Kürze der Zeit etwas funktionelles auf die Beine zu stellen ist eine wahre Kunst und leider muss man attestieren, dass nur den wenigsten der hier Beteiligten dieses zufriedenstellend gelingt. Natürlich handelt es sich hierbei in der Regel eher um ein kurzes Segment denn eine echte Geschichte, wobei die spärlichen Highlights sich fast schon wieder als solche bezeichnen lassen. Zu diesen zählen der ulkige „Villancicos“ des Mexikaners Isaac Ezban, der bizarre Bodyhorror „Family Matters“ des Niederländers Steve De Roover, der radikale Stop-Motion-Beitrag „Crappy Christmas: Operation Christmas Child“ von Jürgen Kling, „Milk & Cookies“ des US-Amerikaners Sam Wineman oder der Rape & Revenge-Beitrag „Pig“ von Andreas Marschall (Masks). Hinzu gesellen sich zwei bis drei ganz gute Ideen oder wenigstens handwerklich ordentliche Beiträge, die man mit einem höflichen Kopfnicken oder leichtem Grinsen noch absegnen kann. Wer mitgezählt hat wird feststellen, dass dies nicht mal die Hälfte des Gesamtwerks ausmacht.
Somit ist der Großteil vom Deathcember – 24 Doors to Hell leider ein Sammelsurium von mitunter deftigem, gerne aber auch ziemlich billig produziertem Fingerfood mit Weihnachtsaroma. Unter den dürftigsten Abschnitten befindet sich sogar ein Stelldichein von Kultregisseur Ruggero Deodato (Nackt und zerfleischt), der damit abermals unter Beweis stellt, dass er seinen Zenit schon seit Ewigkeiten überschritten hat. Das übliche Problem der schwankenden Qualität bei Anthology-Filmen gräbt den guten Bausteinen hier deutlich das Wasser ab, denn sich 145 Minuten für maximal ein Viertel sehenswerten Materials ans Bein zu binden ist schon hart an der Grenze der Zeitverschwendung. Wenigstens lässt sich das bei diesem Format mit der Skip-Taste noch isoliert voneinander erledigen, wodurch ein Minimum an Restrelevanz am Ende des Tages übrigbleibt. Das Konzept des Films ist auch ganz nett, der Mangel an echter Qualität ist jedoch viel zu eklatant. Komprimiert auf die vereinzelt vorhandenen Stärken vermutlich wesentlich besser, nur damit wäre die Adventskalender-Idee eben nicht machbar gewesen. Beim nächsten Mal dann lieber den Adventskranz mit vier hell leuchtenden Kerzen anstatt 24 Türchen mit abgelaufener Discount-Schokolade.
Fazit
Quantität statt Qualität. Hinter den meisten Türchen dieses nicht jugendfreien Adventskalenders verbirgt sich leider nur eine belanglose Fingerübung. Bei einigen erschließt sich nicht mal wirklich die Intention, andere sind weder von Inspiration noch Handwerkskunst überhaupt der Rede wert. Ein paar Lichtblicke gibt es jedoch und diesen wenigen Ausnahmen sei es gegönnt, dass sie gesehen werden. Noch mehr würde man ihnen aber einen angemesseneren Rahmen gönnen.
Autor: Jacko Kunze