Inhalt
Vier skurile Figuren versammeln sich im titelgebenden Bau, darunter der Vater, der sich gern als Clown verkleidet und furchtbare Witze vorliest, die Mutter, die mit ihrer offenen Wunde am Bein kommuniziert und Söhnchen Klaus, der angeblich acht Jahre alt ist, aber vom 31-jährigen Daniel Fripan gespielt wird. Dazu kommt noch „der Student“, der sich in dem spießig eingerichteten Bunker eigentlich nur ein Zimmer angemietet hat, um in Ruhe am Higgs-Teilchen zu forschen. Doch es kommt anders für den Neuankömmling. Er wird der Privatlehrer für den kleinen Klaus, der schließlich später Präsident werden soll.
Kritik
Neben dem Creature-Horror „Stung“ und der Wahnsinns-Compilation „ABCs of Superheros“, ist die groteske Komödie „Der Bunker“ schon der dritte Beitrag ans deutsche Genrekino, der auf dem Fantasy Filmfest 2015 das Licht der Kinoleinwand erblickt. Und genau wie die anderen Produktionen hat auch „Der Bunker“ eine lange Schaffenszeit hinter sich, voller finanzieller Hürden und produktionstechnischer Probleme, die einem, sei es auch nur in mancherlei Zügen, „anderen“ Filmbeitrag in der deutschen Filmlandschaft in den Weg gelegt werden. Doch Glück kann man bekannterweise ja auch im Unglück haben und so schaffte es „Der Bunker“ immerhin sich beinahe komplett unabhängig zu finanzieren, wodurch der groteske Spaß sich vor allem inhaltlich so richtig austoben konnte.
Und das tut er über den Großteil der Laufzeit auch absolut gelungen. „Der Bunker“ ist aber nicht nur aufgrund seines skurrilen Humors einen Blick wert, der teilweise an die Raffinesse eines Anders Thomas Jensen erinnert, sondern auch wegen einer bemerkenswert hohen Liebe fürs Detail sowie einer äußerst schicken Inszenierung. Dass dieses Projekt dem Team um Regieneuling Nikias Chryssos (der auch das Drehbuch verfasste) am Herzen lag, flackert in jeder Filmminute sichtbar auf. Die Inneneinrichtung des Bunkers ist mit ihren kleinen Verweisen sowie den teils großartig subtilen Figuren oder Bildern wirklich ein Augenschmaus. Da wird auch nicht minutenlang auf jede Einzelheit hingewiesen, sodass auch wirklich jeder Zuschauer den Witz versteht, sondern sich darauf verlassen, dass dem Publikum eben jene Dinge ins Auge fallen, die gerade für den größten Lacher sorgen. „Der Bunker“ avanciert somit durchaus zu einem Filmvergnügen, welches man sich öfters anschauen und immer wieder etwas Neues entdecken kann.
Auch sonst kann Chryssos mit einem starken Auge für schöne Kamerafahrten punkten, vor allem in den Einsatz von Licht, ob nun neongrell, tiefrot oder trauriggrau, wurde scheinbar viel Arbeit hineingesteckt. Mit beachtlichem Erfolg: Obwohl sich der Film über die meiste Zeit nur im Inneren des titelgebenden Bunkers abspielt, wirkt die Visualität des Films durchweg frisch und neu, sodass „Der Bunker“ durchaus eins der audiovisuell ansprechendsten deutschen Werke der letzten Jahre darstellt. Hinzu kommen gute schauspielerische Leistungen des überschaubaren Darstellergespanns sowie jede Menge Spaß an den verkörperten Figuren. Vor allem Oona von Maydell ("Chaostage") darf mit einer Menge Strenge und Wahnsinn punkten, während Daniel Fripan ("Victoria") als Klaus einfach so sehr in seiner Rolle aufgeht, dass man hier wirklich glaubt einen neunjährigen Jungen im Gewand eines 31-Jährigen Mannes vor sich zu haben.
Chryssos achtet zudem darauf seinen Humor nicht zu sehr aus flachen Pointen zusammenzusetzen, sondern ihn aus dem Aberwitz der Situation hervorgehen zu lassen. Dies gelingt vor allem in der ersten Filmhälfte, wo die verschiedenen Eigenheiten des Bunkers und der Figuren vorgestellt werden, sehr gut, baut gegen Ende des Films aber auch überraschend stark ab. „Der Bunker“ erzählt nunmal einfach keine echte Geschichte, was vor allem immer dann deutlich wird, wenn auf den dünnen Rahmen eingegangen und so etwas wie Exposition vorangetrieben werden soll. Mit seinen 85 Minuten ist der Film dann zwar nicht besonders ausschweifend geraten, ein paar Längen schleichen sich aber trotzdem ein. Hier hätten dem Film einfach noch ein oder zwei Absurditäten mehr gut getan, am Ende wird der Zuschauer auf jeden Fall ein wenig ratlos im Kinosessel zurückgelassen.
Dies ändert aber wenig an der Tatsache, dass man es mit „Der Bunker“ endlich mit einem gelungenen deutschen Beitrag ans skurrile Genrekino zu tun hat, welches, aufgrund seiner inszenatorischen Detailverliebtheit sowie ein paar großartiger Ideen und trotz aller Mängel, als Paradebeispiel fürs deutsche Kino herhalten sollte. Denn scheinbar funktioniert es ja doch mal etwas „Anderes“, etwas Frisches und Unverbrauchtes in der deutschen Filmlandschaft zu fabrizieren.
Fazit
Skurril-komisches Kino made in Germany. Das funktioniert nicht nur in humoristischer Hinsicht überraschend gut, sondern kommt davon abgesehen mit einer bemerkenswert detaillierten und visuell beeindruckenden Inszenierung daher. Dass der Film sein Tempo über die gerade Mal 85 Minuten aber nicht vollends halten kann und er gerade bei seinen dramatischeren Tönen nicht gänzlich überzeugt, trübt den Spaß dann zwar ein bisschen, Fans von skurrilem Kino sollten sich "Der Bunker" aber nicht entgehen lassen.
Autor: Thomas Söcker