Inhalt
Die Biologiewissenschaftlerin Helen Barnes (Jennifer Connelly) wird von der US-Regierung in streng geheimer Sache konsultiert. Unbekannte Flugobjekte haben die Erde erreicht und die Absicht der außerirdischen Gäste ist noch unklar. Als Abgesandter der unbekannten Rasse aus dem Weltraum erscheint der unterkühlte Klaatu (Keanu Reeves) – dieser soll über das Schicksal der Menschheit entscheiden, die durch ihren zerstörerischen Charakter eine Gefahr für ihren fruchtbaren Heimatplaneten darstellt. Da eine Gefährdung aller Arten des Planeten durch eine einzige Spezies nicht länger zu erdulden ist, wird die Auslöschung der Menschen in die Wege geleitet.
Kritik
Der 1951 entstandene Der Tag, an dem die Erde stillstand von Robert Wise (Bis das Blut gefriert) gilt – trotz aus heutiger Sicht einiger Abnutzungserscheinungen – zurecht als wichtiger Klassiker des Science-Fiction-Kinos. Der sich in höchst angespannten Zeiten von Kaltem Krieg und McCarthy-Hexenjagd als pazifistisch-humanistischer Appell an Vernunft und Toleranz verstand und diese Botschaft subversiv vermittelte, ohne politisch-manipulativ aufzutreten. Ein Film, der zwar enorm von seinem zeitlichen Kontext lebt und zu einem nicht geringen Anteil profitiert, aber sich von seiner Aussage selbst auf heutige Zustände (insbesondere auch hierzulande) mühelos interpretieren lässt.
Bei der Neuauflage von Regisseur Scott Derrickson (Doctor Strange) sah man sich mit der Herausforderung konfrontiert, das der als Spiegelbild der aktuellen Weltlage fungierende Plot so nicht direkt übernommen werden konnte. Rein theoretisch sicherlich schon, so viel friedfertiger ging es global betrachtet auch 2008 nicht zu, allerdings fehlt der ganz direkte Bezug, speziell auf die USA gemünzt. Im Prinzip lässt sich dem Remake als einzig positiv anrechnen, dass dieser Fakt erkannt und wenigstens versucht wurde, eine sinnvolle Anpassung zu betreiben. Kein blankes Wiederabfilmen, sondern eine Symbiose von aus dem Original bekannten Momenten als Basis und eigenentwickelten Ideen auf die Beine zu stellen. So sollten – wie gesagt, wirklich nur rein theoretisch – Remakes sein. Wenn es sie schon geben muss. Jedoch erweist sich das Vorhaben in der praktischen Umsetzung als krachend gescheitert, was zahlreiche Gründe hat.
War das Original noch sehr fokussiert auf seinen Inhalt und die gesellschaftliche Allegorie, bekommt man hier eine plakativ-öde, lustlos durchs Dorf getriebene Mischung aus in der Not gezeugten Öko-Botschaft und moralinsaurer Zivilisationsschelte, die offensichtlich nur einen desinteressierten Mittel zum Zweck erfüllt. Die aus der Vorlage entnommenen Bausteine werden lustlos mit inhaltlich heißer Luft aufgefüllt und ergänzt mit dem als zwingend notwendig empfundenen Spektakel als Weltuntergangs-Katastrophen-Film. Aufgemotzt mit allerhand CGI-Gedöns, das gemessen am Produktionsvolumen von rund 80 Millionen Dollar (vor gut 10 Jahren immer noch eine Menge Holz) teilweise erschreckend lumpig und ähnlich gelangweilt erscheint wie eigentlich alles hier. Da macht (mal wieder) auch Hauptdarsteller Keanu Reeves (John Wick: Kapitel 3), angeblich der alternativlose Besetzungswunsch der Produzenten, keine wirkliche Ausnahme. Seine oftmals stoische, distanzierte Art mag grob auf die Rolle passen, allerdings vermittelt er erneut den Eindruck, als würde das alles hier ihn nichts angehen. Es wäre aber auch Perlen vor die Säue, denn wenn selbst immer zu vollstem Engagement bereite Mimen wie Jennifer Connelly (Alita: Battle Angel), Kathy Bates (Misery) oder John Cleese (Ein Fisch namens Wanda) dem ganzen nichts Entscheidendes hinzufügen können und zu Opfern der schlappen Gegebenheiten werden, was soll man da noch machen?
Fazit
Remakes werden oftmals vorschnell verteufelt, manche widerlegen ihren allgemein schlechten Ruf mit beachtenswerter Qualität. Selbst unanfechtbare Klassiker oder gar Meisterwerke haben schon würdige, für sich stehende Neuauflagen erhalten. „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ ist hingegen die exakte Bestätigung für die Abneigung gegenüber Remakes. Das, was das Original ausmachte, ist komplett verschwunden. Wird zwar vorgegaukelt, hat aber rein gar keinen Effekt und ist ihm selbst grundsätzlich wohl auch scheißegal. Orientierungslos wird lieber etwas mehr Action und Radau eingefügt, der dafür auch noch unterwältigend ausfällt. Am Ende noch mit der Extra-Portion Kitsch & Pathos daumendick zugeschmiert, wunderbar. Überflüssig ist noch das Netteste, was einem dazu spontan einfällt.
Autor: Jacko Kunze