Inhalt
Helden wie Superman oder die Fantastischen Vier sind einzigartig in ihrem höchsteigenem Leben und der Welt, die sie regelmäßig vor Unglaublichem retten müssen. In Pixars Beitrag ist die Erde voll von Helden mit Superkräften, deren Existenz durch einen enttäuschten Superheldenfan bedroht wird. Klingt erst einmal recht banal, ist aber eine feinsinnige Persiflage auf das Genre an sich und wurde mit etwas James Bond-Dynamik gewürzt. Nach dem wunderschönen Meeresbeitrag „Findet Nemo“ besann sich das Disney-Studio wieder der cartoonigen Gestaltung und kann trotz qualitativer Einbußen in vielen Belangen überzeugen.
Kritik
Einer der Helden unter den Superhelden, Mr. Incredible alias Bob Parr, kämpft unermüdlich gegen das Verbrechen und kleinere Widrigkeiten, um für ihre glorreiche Taten bestraft zu werden. Wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung verklagt, müssen sich die Supermänner und –frauen dem normalen Leben der Menschen anpassen. So heiratet Bob das einstige Elastigirl Helen, hat drei Kinder und arbeitet bei einer großen Versicherung. Als ihm sein Boss den Job jedoch wieder kündigt, findet Bob eine Anstellung bei der dubiosen „Mirage“ und muss sich gegen einen alten Bekannten behaupten…
Nach dem detailverliebten Meeresabenteuer änderte Pixar den Stil für „Die Unglaublichen“ zum minimalistischen Comiclook zurück und beweist in vielen Szenen, dass sie trotzdem der Detailarmut stimmungsvolle Bilder zaubern können. Großes Plus der Szenen sind einwandfrei die Licht- und Schatteneffekte, die jeder Szene eine gewisse Farbgebung und Stimmung vermitteln können. Egal ob brennendes Wohnhaus, bewaldete Inseln oder kaltwändige Schurkenbasis – die Stimmung wurde regelmäßig perfekt eingefangen und entsprechend rasant inszeniert. Da sind auch die grob gezeichneten Figuren toll animiert, was höchstens bei physikalischen Effekten nicht immer überzeugt. Die Figuren hampeln ein wenig befremdlich durch die Locations, ist aber auch schon das einzige, was negativ auffällt. Ansonsten sind Gesten und Mimiken liebevoll gestaltet worden und passen wunderbar zum Stil des Films.
Die Story ist anfangs etwas entschlackt worden, kann aber schnell dafür sorgen, dass sich der gestandene Superheldenfan direkt wohl fühlt. In etwas subtilerer Form wird sich hier über das Genre lustig gemacht, ohne den Respekt dafür zu verlieren und offenbart gleichzeitig noch eine Parabel zur Selbstverwirklichung. Besonders deutlich wird das in der Person von Tochter Violetta, die ihr Haar im Geschichtsverlauf immer mehr öffnet. Genau so lässt sich auch das Schicksal der sonstigen Helden und ihrer Familienmitglieder erklären, damit ist das schnell, aber auch recht oberflächlich, abgehandelt worden. Es ist aber ein schön aufgebauter Kampf zwischen „echten“ Superkräften und den technisch aufgemotzten geworden, und man weiß bei Pixar locker, wo man die Sympathien setzen muss. Da ist ein Superschurke der Marke Blofeld keine Konkurrenz gegen einen Helden, der auch mal mit dem Kopf arbeiten muss.
Was hier eher im Fokus steht, ist die Action sowie die üblich aufgezogene Agenteninszenierung. Magnetschienengondeln und ein verstecktes Raketensilo verweisen stark auf Bondklassiker wie „Man lebt nur zweimal“, und auch sonst entdeckt man immer wieder mal Parallelen zu Superhelden-Movies wie „X-Men“ (Cerebro-Raum) oder bekannte Filme wie „Star Wars – Episode 1“ (Verfolgungsjagd mit Sohn Flash). Der Entdeckerdrang für den Zuschauer ist also geweckt, vernachlässigt aber zum Glück nicht den Blick für den eigenen Film. Sobald die Action in der zweiten Spielhälfte so richtig in Fahrt kommt, überzeugt der Streifen mit rasanten Bildern und passenden Schnitten. Und wenn die Familie Parr ihre Kräfte für den Kampf bündelt, dann verspricht das Dynamik und Spaß pur.
Gewohnt wichtig auch wieder der Cast, der den Figuren ihre Stimmen verleiht, und der ist im englischen Pendant ähnlich hochkarätig besetzt wie in der deutschen Version. Neben Holly Hunter und Samuel L. Jackson sind wieder altbekannte Sprecher am Werk gewesen, und sogar Regisseur Brad Bird lieh der kautzigen Rolle der Edna Mode seine Stimme. Hierzulande durfte Komiker Markus Maria Profitlich zum ersten Mal ran, auch seine Kolleg(inn)en Barbara Schöneberger sowie Herbert Feuerstein (dessen Figur ihm erstaunlich ähnlich sieht) haben ihre Parts bekommen und gelungen eingesprochen. Eine kleine Überraschung dürfte da Kai Pflaume gewesen sein, der den schwarzen Helden Frozone einsprechen durfte.
Im Grunde kann man den Film in zwei Hälften teilen. Nach der kurzen Einführung ist die Superheldenfamilie in der ersten zur Untätigkeit verdammt, was vielleicht zur ein oder anderen Länge führen kann, durch ein paar nette Ideen aber immer wieder aufgepeppt wird. Ab dann wird es schlagartig rasanter, und der Zuschauer bekommt endlich das Niveau geboten, das er von Superhelden und vor allem Pixar gewohnt ist.
Fazit
„Die Unglaublichen“ ist als erster Beitrag von Pixar mehr in die Kategorie „gelungen, aber nichts Neues“ einzuordnen gewesen. Feinsinnige Persiflage und Actionspektakel ist es allemal, aber im Gesamtbild wirkt das Werk ein wenig zu routiniert sowie Überraschungsarm. Wer sich daran nicht stört, wird mit einem unterhaltsamen Film belohnt, kann diesen aber beruhigt Pixar als kleinen Durchhänger durchgehen lassen. Es ist letztlich Kritik auf hohem Niveau.
Autor: Sascha Wuttke