Inhalt
Lisa Hellmann ist in einer Patchworkfamilie mit Vater, wechselnden Müttern und der Großmutter aufgewachsen. Kein Wunder, dass sie den ausgeprägten Wunsch nach einer heilen Familie hat.
Als Fremdsprachenkorrespondentin ist Lisa nach Barcelona gezogen und hat dort den smarten, reichen Emilio kennen und lieben gelernt. Sie wähnt sich in ihren Träumen und wird bald in die altehrwürdige Familie de Alvarado, spanischer Bank-Adel, einheiraten. Die Tradition verlangt, dass Lisa getauft wird, bevor die große katholische Hochzeit mit allen Verwandten stattfinden kann.
Zur Taufe reist auch Lisas Großmutter Ingeborg an. Die Alt-68erin kann es nicht fassen, dass die Enkelin für ihren Traum von einer Bilderbuchfamilie offensichtlich die Vergangenheit und die Werte ihrer eigenen Familie hinter sich lassen will. Oma Ingeborg wägt natürlich, dass man zu Reichtum nur kommen kann, wenn die Geschäfte nicht ganz "sauber" laufen. Erst Recht, wenn man zu Francos Zeiten eine Bank übernommen hat! Und jetzt soll sich die Enkelin auch noch der katholischen Kirche unterwerfen? Aber die noch wichtiger Frage lautet: Liebt Lisa ihren Emilio wirklich?
Kritik
Im ZDF hat sich seit 2009 die "Herzkino"-Reihe etabliert. Sonntagabend gibt es die geballte Ladung Gefühle serviert, und neben Rosamunde Pilcher erfreut sich auch die "Ein Sommer in..." recht großer Beliebtheit beim Publikum. "Ein Sommer in Barcelona" von Regisseur Dirk Regel macht da keine Ausnahme. In gewohnter Manier gibt es eine locker-leichte Liebesgeschichte vor wunderschöner Kulisse serviert. Wer Barcelona ins Herz geschlossen hat oder einfach ein wenig neugierig auf diese äußerst lebendige Stadt ist, der kriegt hier ein paar wirklich postkartentaugliche Bilder vorgesetzt.
Großartige Wagnisse in unbekanntem Terrain erwartet man vermutlich von der Reihe nach mittlerweile 17 Filmen nicht mehr, und doch wurde der Reihe immer wieder vorgeworfen dann doch zu oberflächlich zu sein. So gibt es in Barcelona dieses Mal nicht nur Liebeleien, sondern man thematisiert auch die Bankenkrise und stellt, wenn auch wirklich oberflächlich, Bezüge zur Diktatur von Franco her. Das fügt ein wenig Gewicht hinzu, insgesamt bleibt die Geschichte aber trotzdem fluffig und leicht erzählt.
Darstellerisch läuft das ebenfalls in souveränen Bahnen. Sinja Dieks spielt die Rolle der Lisa recht charmant und glaubwürdig, vor allem mit Sabine Postel harmoniert sie sehr gut. Die ist wiederrum als Althippie natürlich vom überbordenden Katholizismus der Spanier mal so gar nicht angetan und greift kurzerhand ein. Das treibt dann natürlich die Geschichte weiter voran und es wird ein wenig ernster. Gleichzeitig wird „Ein Sommer in Barcelona“ knapp ab der Mitte dann leider doch arg vorhersehbar, Neues wird nicht wirklich geboten. Darüber kann man sich dann mit den wirklich schönen Bildern ein wenig trösten, gegen das immer zäher werdende Erzähltempo kommen die aber irgendwann auch nicht mehr an. Das ist schade, denn besonders das Vorhaben, es dieses Mal ein wenig ernster anzugehen hätte deutlich mehr Potential geboten, wurde so aber dann letzten Endes doch verschenkt. Für ein kurzes Wegträumen in sonnigere Gefilde reicht es aber allemal aus.
Fazit
"Ein Sommer in Barcelona" reiht sich in die Herzkino-Reihe des ZDF ein und sticht dort vor allem mit seinen durchaus ernsteren Untertönen zunächst positiv hervor. Leider verpuffen diese bald und lassen eine doch etwas belanglose, weil vorhersehbare, Geschichte zurück. Für die tollen Aufnahmen von Barcelona lohnt sich das einschalten aber durchaus.