Inhalt
Pascal (Jonathan Cohen), JP (Grégory Gadebois) und zwei Freunde spielen mit ihrer Black-Metal-Band "Les Dead MaKabés" seit vielen Jahren im Sommer ein paar Konzerte im Rahmen ihrer Sommertournee, die sie regelmäßig an richtig miese Orte führt. Aber inzwischen sind die Musiker alle um die 30 Jahre alt und stecken in einer kleinen Identitätskrise. Die sommerlichen Konzerttrips stehen auf der Kippe, vorwiegend aufgrund ihrer Erfolgslosigkeit. Die Konzertwoche, ihr Musikstil und ihre persönliche Entwicklung werden Thema eines Konflikts und langsam wird immer deutlicher, dass dies die letzte Tournee der vier Freunde sein könnte. Und dann landen sie nach einem Verkehrsunfall auch noch auf der Fahndungsliste der Polizei und müssen sich auf dem Hippie-Festival "All You Need Is Love" Unterschlupf suchen.
Kritik
In den letzten Jahren ist mit dem Metal irgendwas passiert. Nicht, dass er salonfähig geworden ist, aber die eine oder andere Mainstreamgrenze wurde überschritten. Liegt es am Wacken Open Air, das als größtes Metal-Festival der Welt gilt und inzwischen schon mehrfach Teil vermeintlich seriöser Berichterstattung und Inhalt einer Dokumentation wurde? Zum Großteil sicherlich. Hier und da tauchen extremmetallische Inhalte auch in eher negativ konnotierten Berichten auf, ganz zu schweigen von diversen Hetzkampagnen mit religiöser und weniger musikalischer Thematik. Ob Massenmedium oder spezieller Blog, Metal gerät hier und da in einen öffentlichen Fokus. Dass sich Regisseur und Drehbuchautor Martin Le Gall bei seinem Spielfilmdebüt auf eines der extremsten und am meisten diskutiertesten Genre konzentriert, wirkt auf den ersten Blick sympathisch, birgt aber auch die Gefahr, en détail in Klamauk abzurutschen, wenn mit Vorurteilen umhergeworfen wird.
In „Happy Metal“ wird die Musikrichtung inhaltlich verwurstet, die tendenziell so gar nichts mit „happy“ zu tun hat: Black Metal. Das macht den Film erst mal interessant, denn statt den bekannten Größen wie Metallica und Iron Maiden hängt dann im Hintergrund tatsächlich ein Poster der norwegischen Veteranen Gorgoroth und die Schweden Amon Amarth, wenn auch kein Black Metal, kennt das Gros außerhalb der Metal-Grenzen auch nicht. Die Sympathiepunkte verfliegen jedoch wieder, wenn die Filmband mit Kunstsärgen und Plastik-Skeletten hantiert. Da wirken die umgedrehten Kreuze, die die Hauptfiguren um den Hals tragen, auch nur lächerlich. Und schon haben wir das Problem mit der Authentizität. Ich verlange bei einer Komödie keine 100-%-Trefferquote, aber so wirkt vieles zu aufgesetzt, um wirklichen Freunden dieser Musik ein Lächeln abzuringen.
Also ist auch „Happy Metal“ kein Film für die Anhänger, sondern einer für die Masse. Das simple Komödienschema tut sein Übriges und lässt den Streifen eher wie das Happy-Meal unter den Komödien erscheinen – also eher etwas für den reduzierten Hunger auf gute Lacher, denn die werden recht übersichtlich portioniert. Das Grundszenario bietet durchaus Möglichkeiten, vor allem, weil der thematische Hintergrund für viele sehr exotisch sein müsste: so etwas wie Corpsepaint kennt die metallisch ungebildete Öffentlichkeit eher nicht und denkt beim Anblick der geschminkten Gesichter wohl maximal an Kiss. Schade, dass Le Gall nicht allzu viel eingefallen ist, um den Film wirklich lustig zu gestalten.
Fazit
Im Endeffekt kann „Happy Metal“ nur auf den ersten Blick überraschen. Der Rest verläuft nach dem Prinzip „Potenzial nicht ausgeschöpft“ und nach Schema X. Dementsprechend gibt es ein großes Ziel, hier ein Auftritt auf einem bekannten Metal-Festival, und für den komödiantischen Teil muss der Ursprung in typischer Manier umgekehrt werden, um die Protagonisten in ein problembehaftetes Abenteuer zu stürzen. Black Metal versus Hippie-Klänge. Tiefschwarz versus knallbunt. Großartige Unterhaltung geht definitiv anders, irgendwo im soliden Bereich kann man den Versuch aber einordnen.
Autor: André Gabriel