Inhalt
Jennifer Hills wird noch immer von den grausamen Erinnerungen ihrer brutalen Vergewaltigung gequält, die sie vor Jahren erleiden musste. Nun ist sie in eine neue Stadt gezogen, hat ihre Identität gewechselt und besucht eine Selbsthilfe-Gruppe, um ein neues Leben zu beginnen. Dabei hilft ihr auch ihre neue beste Freundin Marla, die ihr mit ihrer positiven Art wieder Sinn im Leben gibt. Als Marla eines Tages von ihrem Ex-Freund brutal ermordet wird und dieser auch noch aus Mangel an Beweisen nicht verhaftet werden kann, beschließt Jennifer, ihre Freundin zu rächen. Doch auch in ihrer Selbsthilfegruppe häufen sich immer mehr Missbrauchsfälle, deren Täter es zu stoppen gilt. Und somit begibt sich Jennifer Hills erneut auf einen blutigen Rachefeldzug.
Kritik
Allein der Titel erzwingt sie doch, die Blicke der Entrüstung: „Ich spuck' auf dein Grab“. Ähnlich wie bei „Nackt und zerfleischt“, kann sich hinter einer solch reißerischen Deklaration nur Schund verbergen, der allein dazu beiträgt, niedere Gelüste zu befriedigen. Wenn man die entsetzte Fraktion von (Pseudo-)Moralisten dann darüber in Kenntnis zu setzen versucht, dass sich hinter „Ich spuck' auf dein Grab“ ein geradezu mustergültiges Paradebeispiel von Exploitation verbirgt, mit dem Meir Zarchi zu Recht Filmgeschichte geschrieben hat, weil er Rape n Revenge nicht nur als orgiastischen Gewaltexzess begreift, sondern auch mit einem mehrwertigen Subtext verschränkt, stößt man zwangsläufig auf taube Ohren. Aber, und von dieser Ansicht wollen nur wenige ablassen: Was nach Schund klingt, muss ja auch zwangsläufig Schund sein. Der von Steven R. Monroe inszenierte „I Spit on Your Grave“ aus dem Jahre 2010 allerdings wurde tatsächlich vom Remake-Fluch befallen und stand in seiner Intention letztlich geradezu diametral zum gelungenen Original.
Da sei die Frage doch erlaubt: Was soll man von „I Spit on Your Grave 3 – Mein ist die Rache“ überhaupt noch erwarten? Nachdem Steven R. Monroe mit „I Spit on Your Grave“ und der noch schwächeren Fortsetzung „I Spit on Your Grave 2 – I Spit on Your Grave 2“ simplistische Oberflächenreize bedient hat, indem er Rape n Revenge wortwörtlich auf seine primitive Begrifflichkeit verkürzte, waren die Hoffnungen, endlich wieder einen durchdachten Vertreter dieser so geringschätzig beleumundeten Gattung zu Gesicht zu bekommen, äußerst rar gesät. Tatsächlich aber ist „I Spit on Your Grave 3 – Mein ist die Rache“ der bisher stärkste Auswuchs der reaktivierten „I Spit on Your Grave“-Reihe, und der Personalwechsel auf dem Regiestuhl sowie dem Autorenposten scheint – verhältnismäßig – Wunder zu bewirken. R.D. Braunstein („Gedemütigt in Ketten – Nackt und hilflos“) und Christopher Hoffman setzen indes dort an, wo „I Spit on Your Grave“ vor fünf Jahren endete und suchen logischerweise den Anschluss zum Trauma.
Jennifer (Sarah Butler, „Terror Z – Der Tag danach“) jedenfalls ist wieder Dreh- und Angelpunkt der Handlung und „I Spit on Your Grave 3 – Mein ist die Rache“ zeigt überraschenderweise Interesse daran, dem psychischen Leiden der jungen Frau zu folgen. Nach den Vorkommnissen im ersten Teil scheint Jennifer von Gewaltphantasien geplagt zu werden, die es ihr unmöglich machen, sich adäquat in die Gesellschaft einzubinden, während der Film diese imaginierten Sequenzen natürlich gleichermaßen benutzt, um die Gorehounds vor der Mattscheibe bei Laune zu halten. Sicherlich ist „I Spit on Your Grave 3 – Mein ist die Rache“ immer noch ein gutes Stück davon entfernt, ein guter Film oder gar eine facettenreiche Charakter-Studie zu sein, aber R.D. Braunstein versucht immerhin, das filmische Potenzial aufzufächern, „I Spit on Your Grave 3 – Mein ist die Rache“ als (Genre-)Teststrecke für das eigene Moralbewusstsein fungieren zu lassen, während die ersten beiden Teile in dieser Hinsicht bekanntlich vollkommene Einbahnstraßen blieben.
Fazit
„I Spit on Your Grave 3 – Mein ist die Rache“ darf sich feiern lassen: R.D. Braunstein hat mit dem dritten Teil der reaktivierten „I Spit on Your Grave“-Reihe die wohl stärkste Episode der neu aufgelegten Serie in Szene gegossen. Das heißt zwar nicht, dass wir es hier mit einem ernsthaft guten Film bekommen, dafür ist das Ganze in Sachen Charakter- und Plotentwicklung zuwielen immer noch zu hilflos, aber allein der Ansatz, die Leiden von Rache respektive Rachephantasien reflektieren zu wollen, gefällt.
Autor: Pascal Reis