Inhalt
Wenn man Premierministerin ist und der Ehemann eine schlechte Einstellung hat, reicht es nicht, ihn einfach fallen zu lassen. Es sei denn, es handelt sich um einen Gelenkbus. Genau diese Taktik wählen Premierministerin Alma Solvik (Laila Goody) und ihre in einen Skandal verwickelte Pressesprecherin Karianne Moen (Pia Tjelta), als ihr Mann Sondre (Anders Baasmo) beim Aktienspekulieren erwischt wird. Vorwürfe des Insiderhandels und der Inkompetenz werden mit einer einzigen Botschaft beantwortet: „Sondre ist der Schuldige.“
Kritik
Selbstsatire wäre die treffendere Bezeichnung für Petter Næss konformistischen Klamauk, der sein patriarchalisches Politideal dem Untergang geweiht sieht, weil sich in der unverändert männlich dominierten Staatsszene doch tatsächlich ein paar weibliche Parteipersonen finden. In den Augen und der Inszenierung des norwegischen Regisseurs haben besagte Politikerinnen nur eines im Sinn: den Männern die Schuld für alles zuzuschieben. Sogar ihren eigenen (Ehe)Männern. Einer davon ist Sondre Bortnes (Anders Baasmo), der in einen massiven Insiderhandel-Skandal verwickelt ist.
Seine Frau, Premierministerin Alma Solvik (Laila Goody), macht den arglosen Hausmann zum Bauernopfer auf de staatlichen Schachbrett. Zwar hat Alma nichts dagegen, von Sondres Geschäften zu profitieren, doch statt ihrer im Aufschwung befindlichen Karriere liefert sie lieber ihn ans Messer. Mit Hilfe ihrer ebenbürtig verschlagenen Kollegin Karianne Moen (Pia Tjelta) lanciert sie die PR-Strategie “Sondre ist schuld”, um ihre Wahlkampfverluste und Reputationsschäden einzudämmen. Der Plan hat Erfolg, doch auch Neider(innen). Zu denen gehört offenbar der Regisseur, der kein altväterliches Klischee über Karrierefrauen auslässt.
So ist Sondre als Gatte einer erfolgreichen Frau ein Weichei, Alma spricht nur im Kommandoton und fällt ihren Unterstützerinnen in den Rücken, da die wandelnden sexistischen Stereotypen auf der Leinwand natürlich weiterhin von Eifersucht und Intriganz geleitet werden. Bezeichnend für den Hintergrund der chauvinistischen Ressentiments sind die überdeutlichen Parallelen von Almas und Kariannes Kampagne zur #MeToo Bewegung. Die platten Gags richten sich nicht gegen Krisen-PR und politische Medien-Manöver, sondern gegen eine vorgeblich spezifisch weibliche Machtmanipulation. Deren Opfer sind Männer, unter denen Politik einst noch Ehrensache war.
Fazit
Wäre Petter Næss Polit-Parodie unter dem komödiantischen Deckmantel nicht so peinlich ernst gemeint, wären die verstaubten Witze und lahmen Pointen bloß ermüdend. Doch die klischeelastigen Charakterisierungen und einseitige Rollenverteilung vermischt den plakativen Plot unangenehm mit patriarchalischer Polemik. Abseits derer hat die seichte Handlung nichts Nennenswertes über die Instrumentalisierung von Skandalkampagnen und den Einfluss medialer Popularität auf Wahlergebnisse zu sagen. Die glattgebügelte Inszenierung gibt sich schockierend, doch die Story ist ernüchternd zahm. Der passable Cast kann den aufgesetzten Dialogen und leblosen Figuren keine Dynamik einhauchen.
Autor: Lida Bach