Inhalt
John Wick (Keanu Reeves), berühmt-berüchtigt als bester Hitman der Branche, ist nach seinem letzten Auftrag endgültig aus dem Geschäft ausgestiegen. Doch die Ruhe währt nicht lange. Nach einem Überfall auf sein Haus sieht er sich seinem ehemaligen Boss gegenüber: Viggo Tarasof (Michael Nyqvist), Anführer des gefährlichsten Gangstersyndikats von New York. Um seine Vergangenheit für immer loszuwerden, rüstet er sich für den ultimativen Rache-Feldzug. Doch längst hat Viggo die besten Killer der Stadt auf John angesetzt. Darunter auch Johns alten Freund Marcus (Willem Dafoe)…
Kritik
Einst drehte Keanu Reeves mit Filmen wie "Speed", "Matrix", "Im Auftrag des Teufels" oder "Constantine" einen Hit nach dem anderen. Spätestens mit "Der Tag, an dem die Erde stillstand" (2008) war dann aber Feierabend und Reeves verschwand mehr oder weniger von der Bildfläche. Seine jüngsten Rettungsversuche, zum einen sein Regiedebüt "Man of Tai Chi", welcher bei Kritikern alles andere als gut ankam, als auch sein überteuertes Fantasy-Epos "47 Ronin", welcher zum ganz großen finanziellen Flop wurde, gingen dabei gewaltig nach hinten los. Und gerade als man glaubte, mit dem guten Reeves sei es nun endgültig vorbei, meldet er sich als "John Wick" mit einem gewaltigen Paukenschlag zurück. Welcome back, Mr. Reeves!
"John Wick" ist weder besonders clever noch in irgend einer Form nachhaltig - was macht ihn also dennoch zu einem gelungenen Film? Ganz einfach, "John Wick" nimmt sich nicht ernst, will nie mehr sein, als ein reiner Funmovie und besinnt sich dabei auf seine Stärken, die er voll ausspielt. Story? Ja die gibt es tatsächlich auch irgendwo, ist ziemlich simpel gestrickt und vielleicht auch deswegen, da sie so selbstironisch verpackt wird, so funktional. Der gefürchtetste Auftragskiller (Keanu Reeves) kehrt aus dem Ruhestand zurück, da ein paar Gangster bei ihm einbrechen und seinen geliebten Hund töten. Und in der Welt von John Wick weiß jeder, das das ein gewaltiger Fehler war. Fast fühlt man sich als Zuschauer an eine düstere Comicverfilmung erinnert, da hier ganz eigene Regeln herrschen. John Wick bezahlt etwa nicht mit Bargeld, sondern mit Goldmünzen. Die Polizei hält sich gänzlich raus aus den Streitereien zwischen der Mafia und Wick und im Continental Hotel, in welchem sich die Crème de la Crème der Auftragskiller trifft, darf nicht gemordet werden, wohl aber verhandelt. Das Ganze wird von Chad Stahelski und David Leitch, welche hier Regie führen, durch die eingesetzten blauen Farbfilterauch, der düsteren, sterilen Atmosphäre und den coolen Einstellungen noch derart stylisch verpackt, dass das Gesamtpaket einfach saucool ist.
Humor wird zwischendurch auch immer gern eingestreut, dennoch bleibt "John Wick" in erster Linie ein knallharter, böser Action-Thriller. Und wenn Wick zur Waffe greift, was er im Film oft genug tut, kommt wahre Freude auf. Stilistisch beschreiben die Macher das, was Wick im Film tut, als Gun-Fu, was den Nagel auf den Kopf trifft. Wick prügelt sich durch Gegnerhorden, hat dabei aber stets die Knarre in der Hand und ballert aus allen erdenklichen Positionen seine Gegner ab. Das Ganze übrigens mit zig präzize platzierten Kopfschüssen auch noch recht brutal und schonungslos – so hat ein Rated R Film gefälligst auszusehen.
Für Hollywood-Verhältnisse ist das Spektakel definitiv sehr gut choreographiert, lange hat man keine so schicken Fights mehr aus der Traumfabrik gesehen. Schielt man jedoch einmal Richtung Asien und vergleicht Stunts und Choreographien mit einem Film wie "The Raid 2", wirkt das Ganze dann aber doch etwas weichgespült. Ein unfairer Vergleich? Mag sein, dennoch nicht ganz unangebracht.
Etwas schade ist, wie "John Wick" seine ziemlich interessanten Charaktere verheizt. Mit Ms. Perkins (Adrianne Palicki) und Marcus (Willem Dafoe) werden ihm zwei Profikiller auf den Hals gejagt, welche hier mit viel Tamtam eingeführt werden, doch wirklich viel zu melden haben die beiden letztendlich dann doch nicht. Ein paar knallharte Fights oder hitzige Situationen wären wünschenswert gewesen.
Keanu Reeves passt in seine Rolle wunderbar hinein, den wortkargen, eiskalten Killer nimmt man ihm definitiv ab. Auch ist es erfreulich, dass ihm nach seinen letzten Flops endlich wieder ein Hit gelungen ist, man gönnt es ihm in jedem Fall. Ob er die Karriereleiter nun wieder emporsteigt bleibt abzuwarten, einen ersten Schritt in die richtige Richtung hat er aber sicherlich getan. Und falls andere Angebote ausbleiben sollten, ist mindestens "John Wick 2" in naher Zukunft schon geplant.
Fazit
Knallhart, verdammt stylisch und rasant inszeniert: John Wicks Gewaltorgie macht einfach einen Heidenspaß.
Autor: Sebastian Stumbek