6.5

MB-Kritik

Maniac 2 - Love to Kill 1982

Comedy, Horror

6.5

J'Len Winters
John Kelly
Joe Spinell
Simone Overman
Malgosia Casey
Patty Salier
Chip Hamilton
George Valismis
Peter D'Arcy
Filomena Spagnuolo
Don Talley
Mai Britt Finseth
Valerie
Caroline Munro
Robert Paget
Katia Malmio

Inhalt

Der New Yorker Vinny Durand ist von dem Gedanken, mit seiner Lieblingsschauspielerin Jana Bates einen Horrorfilm zu drehen, regelrecht besessen. Da diese bei den Filmfestspielen in Cannes sein wird, reist er samt Filmausrüstung dort hin, um mit ihr in Kontakt zu kommen und seinen Traum endlich zu realisieren. Jana ahnt nicht, welch Grauen in Cannes über sie kommen wird...

Kritik

Die Klinge eines Messers blitzt auf. Eine blonde Frau entblößt ihre Brüste. Ihr einsetzender Tod wird von einem Farbenspiel aus Rot-, Grün- und Rosa-Tönen begleitet. Hierbei handelt es sich nicht etwa um den Mittelteil eines Giallo, sondern um die ersten 60 Sekunden von Maniac 2 - Love to Kill. Anders als man es aufgrund des Namens meinen könnte, handelt es sich bei Maniac 2 - Love to Kill nicht um eine Fortsetzung zu William Lustigs Maniac. Diese werbewirksame Verbindung wurde lediglich vom deutschen Verleih konstruiert um The Last Horror Film (so der tatsächliche Titel) besser vermarkten zu können. Schließlich genoss Lustigs aus dem Jahr 1980 stammender Skandalfilm Maniac unter Horrorfans u. a. aufgrund der brutalen zur Schaustellung von Gewalt einen regelrechten Kultstatus. Zwei Jahre später inszenierte Regisseur David Winters (Thrashin') The Last Horror Film. Losgelöst vom deutschen Etikettenschwindel bestehen zwischen den Werken der beiden Filmemacher indes tatsächlich ein paar Gemeinsamkeiten, die im Laufe der nachfolgenden Zeilen aufgezeigt werden sollen.  

Ich spüre das ich Talent habe und eines Tages werde ich ein großer Regisseur sein.

Im Zentrum des Films steht der von Joe Spinell (Maniac) verkörperte Vinny Durand. Ein Mann, der davon träumt, ja gar regelrecht davon besessen ist, ein berühmter und erfolgreicher Regisseur zu werden. Seine Muse ist die erfolgreiche Schauspielerin Jana Bates (Caroline Munro, Maniac), die er anschmachtet und der er die Hauptrolle in seinem Film anbieten möchte, um sie dadurch zu wahrer Größe zu führen. Allerdings hat Vinny selbst bislang noch nie einen Film gedreht. Er arbeitet noch nicht einmal in der Filmbranche. Tatsächlich ist er ein Taxi Fahrer aus New York und somit (eigentlich) meilenweit von seinem Traum entfernt. Daran ändert auch das in seinem Taxi stehende Oscar-Replikat nichts. Doch sieht Vinny dies anders. Egal was die Kollegen oder Mutti (Filomena Spagnuolo, Moskau in New York, die tatsächlich Joe Spinells Mama ist) über seine Pläne denken mögen, er wird sich von seinem Vorhaben nicht abbringen lassen. Also fix den Koffer gepackt und in den Flieger gestiegen.

...Filmfestival von Cannes ich komme.

Um seinen Traum endlich zu realisieren, reist Vinny mit der Handkamera im Gepäck nach Frankreich zu den Filmfestspielen von Cannes. Schließlich hält sich dort die von ihm angebetete Jana Bates auf. Das ist für ihn die Gelegenheit, um sie für seine Filmidee zu begeistern. Die Stadt Cannes zeichnet sich dabei vor allem durch zwei Dinge aus: haufenweise Filmplakate sowie eine schier unüberschaubare Anzahl an nackten Brüsten. Für geladene Gäste wie Jana, ihren Partner Alan (Judd Hamilton, Starcrash) sowie für den Produzenten und gleichzeitig Ex-Ehemann Bret (Glenn Jacobson, Unternehmen Petticoat) bedeutet Cannes außerdem Partys, Gossip und Filmvorführungen. Etwas, an dem der fanatische Vinny mit seiner Kamera nur allzu gerne ebenfalls teilnehmen würde. Leider steht er nicht auf der Gästeliste. Aber es gibt ja schließlich noch andere Wege, um mit seiner Traumfrau in Kontakt zu treten… Begleitet wird die halbwegs zügig voranschreitende Handlung des Films von einen schmissigen 80s-Sound, der sich weitestgehend aus Rocksongs und dem Einsatz von Synthesizern zusammensetzt. Spannend ist The Last Horror Film zwar nicht unbedingt geraten, dafür fällt er allerdings aufgrund der interessanten Hauptfigur durchgehend unterhaltsam aus. Außerdem wäre da ja noch die im Film zur Schau gestellte Gewalt. Entsprechende Sequenzen sind zwar nicht unbedingt zahlreich, dafür aber grafisch sowie technisch sauber in Szene gesetzt.

Von New York nach Cannes

Da für die Aufnahmen in Cannes keine Drehgenehmigung vorlag, wurden entsprechende Szenen einfach heimlich gedreht. Dies geht sogar so weit, dass die nur mit einem Handtuch bekleidete Caroline Murno schreiend durch die Straßen Cannes' rannte und man die Reaktionen der uneingeweihten Passanten einfing. Diese hielten die Szene für einen Publicity Stunt, also einen Werbegag, um einen Film der Filmfestspiele zu promoten. So weit ging Lustig in Maniac zwar nicht, doch auch dieser wurde an einigen Locations, wie etwa der U-Bahn, illegal gefilmt. Ein Umstand, der sich in vielen Szenen auf die zwei Filme überträgt und ihnen atmosphärisch zugutekommt. Denn dadurch haben nicht wenige Aufnahmen, auch durch den Schnitt, etwas Gehetztes an sich. Ihnen wohnt eine gewisse Hektik, um nicht zu sagen Nervosität inne. Wie ein Stalker, ein Verfolger, ein Jäger, der gleichzeitig Gefahr läuft zum Opfer werden zu können. Dabei fungiert in beiden Filmen die jeweilige Stadt nicht nur als Schauplatz, sondern regelrecht als Nebendarstellerin und trägt sehr intensiv zur Atmosphäre der Werke bei. Lustigs Maniac präsentiert ein schmutziges, gar trostlos wirkendes New York. Eine Stadt, in der Anonymität und Fremdheit vorzuherrschen scheinen. Winters zeigt uns dagegen ein sonniges, locker-leichtes Cannes. Einen Ort, der sich allem Anschein nach aus Geld, dem Drang nach Aufmerksamkeit und Oberflächlichkeit speist. Zwei Städte, die trotz ihres höchst unterschiedlichen Erscheinungsbilds, den Anschein erwecken, als wäre der Mensch als Individuum im tiefsten Inneren zur Isolation verdammt.

…mein Film wird mich unsterblich machen…

The Last Horror Film lebt primär von Spinells starker Präsenz und dessen bemerkenswerter schauspielerischen Leistung. Ein dickes Bäuchlein vor sich herschiebend, schwitzend mit ungekämmtem Haar und mit oftmals weit geöffneten Augen ist der von ihm verkörperte Vinny weit vom Idealbild eines hübschen, ansehnlichen Mannes entfernt. Vielmehr wirkt er ungepflegt. Wie jemand, der sich schon seit geraumer Zeit gehenlässt. In seinem Verhalten ist Vinny regelrecht wahnhaft, aber per se nicht unsympathisch, was Spinell sehr glaubhaft verkörpert. Ein wirrer Geist, der Sklave seiner Obsession ist. In Tagträumen durchlebt der nach außen hin von sich überzeugte Vinny, wie er als Regisseur erfolgreich ist. Gleichzeitig zeigen sich hierbei jedoch auch massive Selbstzweifel, denn seine Fantasien schlagen häufig ins Negative um. In diesen Fällen wird er verhöhnt, ausgelacht und als untalentiert beschimpft. Mit der Folge, dass ihn dies ungemein verletzlich und wie Häuflein Elend erscheinen lässt. Ein Film-Charakter, bei dem es leichtfällt Mitleid für ihn zu empfinden. Wenn wir als ZuschauerInnen gemeinsam mit Vinny durch dessen Kameraobjektiv schauen und ihn dabei schmatzen, stöhnen sowie grunzen hören, wirkt dies nichtsdestotrotz reichlich unangenehm. Damit erinnert die Figurenzeichnung des Vinny Durand im ersten Moment unwillkürlich an jene des Frank Zito aus Maniac.

…ich weiß, welchen Weg ich gehe…

Abgesehen von Vinny bleiben die restlichen Charaktere, was ebenfalls die von Murno verkörperte Jana einschließt, allesamt oberflächlich. So wie man es evtl. von Leuten aus dem Showbusiness klischeehaft erwarten würde. Betrachtet man den Film jedoch mit dem Einsetzen des Abspanns als Ganzes, so ist man gewillt, darin ein Stilmittel zu erkennen und es eben nicht als Unvermögen seitens des Drehbuchs zu deuten. Schließlich funktioniert Winters Werk gar als „Meta-Horrorfilm“ ähnlich wie es bei Filmen wie Behind the Mask: The Rise of Leslie Vernon, Cabin in the Woods oder Scream der Fall ist. Spätestens in den letzten Szenen wird einem nämlich endgültig gewahr, dass die Drehbuchautoren keinen simplen 08/15-Slasher im Sinn hatten. Doch werden sich aufgrund der Art und Weise wie The Last Horror Film zu Ende geht, die Geister daran scheiden. Aber das kennt man ebenfalls von den allerletzten Einstellungen des bereits mehrfach erwähnten Films Maniac, mit der viele ebenfalls nicht zufrieden waren. Abschließend bleibt festzustellen, dass es zwar durchaus Übereinstimmungen zwischen diesen beiden Werken gibt, Winters Film allerdings weit davon entfernt ist, eine simple Kopie darzustellen.

Fazit

Der „The Last Horror Film“ von David Winters scheint auf den ersten Blick einfach nur ein weiterer 08/15-Slasher aus den 80er-Jahren zu sein. Tatsächlich hat Winters Werk aber mehr als bloß ein paar blutiger Tötungen zu bieten. Und damit ist nicht nur der grandios aufspielende Joe Spinell gemeint. „The Last Horror Film“ ist eine unterhaltsame Reise zu den Filmfestspielen von Cannes des Jahres 1981, in der deutlich mehr steckt, als es im ersten Moment den Anschein haben mag. Und auch wenn Winters Film nicht perfekt sein mag, so trägt er das Herz doch am rechten Fleck.

Autor: Constantin Wieckhorst
Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.