Inhalt
Simon und Franck, zwei Cops aus Toulon, feiern den Abschluss eines Falls. Auf dem Nachhauseweg verursachen sie einen Verkehrsunfall, bei dem zwei Opfer zu beklagen sind, eines davon ein Kind. Franck bleibt unversehrt, Simon, der den Wagen steuerte und dabei betrunken war, ist schwer verletzt. Er verliert alles, seine Famile, seinen Job. Sechs Jahre später ist Simon geschieden, arbeitet als Wachmann und versucht so gut es geht, seiner Vaterrolle für seinen 9-jährigen Sohn Théo gerecht zu werden. Als der Junge von Gangstern bedroht wird, tun sich Simon und Franck, der immer noch als Polizist arbeitet, wieder zusammen.
Kritik
Fred Cavayé hat noch nicht viele Filme gemacht, sich dafür bei seinen komplett eigenständigen Regiearbeiten (seine Beteiligung bei „Männer und die Frauen“ ausgenommen) durchaus einen kleinen Namen im Bereich des kurzweiligen Euro-Genre-Kinos. Sein konstruiertes, nur bedingt realistisches, dennoch gelungenes Debüt „Ohne Schuld“ wurde sogar von Hollywood mit „72 Stunden – The Next Three Days“ (mittelprächtig) wiederverwertet, „Point Blank – Aus kurzer Distanz“ (nicht zu verwechseln mit dem Klassiker von John Boorman) war stumpfe, rasante Hauruck-Unterhaltung, wie sie im B-Movie-Bereich allemal erwünscht ist. „Mea Culpa – Im Auge des Verbrechens“ ist im Prinzip in der gleichen Schublade zu Hause und will definitiv auch nicht mehr sein, also dürfte einem erneut unterhaltsamen, kurzweiligen Fast-Food-Thriller nicht viel im Weg stehen.
Die Story findet man so in jedem Glückskeks oder am Boden der Cornflakespackung: Einst war Simon (Vincent Lindon, „Kann das Liebe sein?“) ein glücklicher Familienmensch und ehrenhafter Polizist, ein tragischer Unfall hat alles zerstört. Zwei Jahre Bau, Job und Familie futsch, nun ist er ein verbitterter Trauerkloß, der bei einem Sicherheitsdienst nur noch kleine Croissants backt. Dann wird Junior Zeuge eines Mordes, einem mit Tragweite. Im Drogenmilieu gab es die in letzter Zeit mehrfach, dahinter stecken natürlich die üblichen Verdächtigen (Osteuropäer mit Rummelboxer- und Türstehervisage) und da der blöde Kollege von damals die Sache nicht richtig anpackt, nehmen Vati und der treue Ex-Partner das selbst in die Hand. Damit wäre alles gesagt, das durfte man erwarten. Leider gelingt es Cavayé auch nicht, mehr als den inzwischen handelsüblichen Standard zu bieten. Seit „96 Hours“ ist nicht viel passiert, zumindest in der Abteilung Kreativität. Lass das mal den Papa machen, schön und gut, aber so langsam muss das etwas mehr kommen. Solide ist der Film jederzeit, den trägen Start höflich ausgeklammert. Sobald die Story an Fahrt gewinnt, stimmt das Tempo durchaus, die Actionsequenzen leben von Vollkontakt und knackigen Schusswechseln, auf Effektgewichse wird erfreulich verzichtet, was allerdings auch nicht überrascht. Deshalb schaut man ja auch das französische Action/Thriller-Kino.
„Mea Culpa – Im Auge des Verbrechens“ macht in seinem Rahmen wenig falsch und genauso wenig richtig gut. Das ist sein Problem. Die besonders in den letzten Jahren x-fach variierte, plumpe Ausgangslage ist nicht mehr als ein grobes Gerüst, lockt niemanden mehr hinter dem Ofen vor, außer da zünden Details auf ihre Weise. Hier ist das nicht der Fall. Er bietet gleichzeitig kaum Angriffsfläche. Ganz nüchtern betrachtet. Wenn hier was passiert, ist das völlig okay und total stabil. Aber das kennt man doch alles, da fehlt dieses Wiedererkennungsmerkmal. Um es deutlich zu machen: In wenigen Wochen oder Monaten wird dieser Film als Beilage einer Fernsehzeitung enden. Ganz sicher. Das muss nicht immer schlecht sein und in dem Fall wäre es ein guter Deal. Kaufst dir das Teil mit, siehst es zur späten Stunde ohne Erwartung an, wirst halbwegs unterhalten, fertig. Hängen bleibt da gar nichts. So wird auch die Scheibe irgendwann vergessen, verschenkt, verloren oder aus Platzgründen weggeworfen. Klingt nach herber Kritik, man muss das alles in Relation sehen. Würde hierzulande so was veröffentlicht werden, die Freude wäre deutlich höher. Die Franzosen haben ihre Latte höher hängen und können das klar besser. Auch Fred Cavayé. Kann man mal machen, dann ist auch gut.
Fazit
Wie zu erwarten ist „Mea Culpa – Im Auge des Verbrechens“ kein schlechter Film geworden, eben ein B-Movie zum schnellen Aufsaugen. Das leider nur gerade so. Handwerklich vernünftig, mit einer ganz einfach zusammengewürfelten Geschichte auf den Weg geschuppst, fehlt es ihm an seiner Identität. Er ist so identisch, austauschbar und schon klar besser vorgetragen (allerdings auch deutlich schlechter), man könnte problemlos darauf verzichten. Trotzdem, Zeitverschwendung ist dann doch eine andere Baustelle. Mausgrau, minimal positiv.
Autor: Jacko Kunze