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Sie heißt Celeste. Sie hat lange Beine, blondes Haar, eine Superfigur, kurz: Sie ist überirdisch schön. Kein Wunder, denn Celeste (Kim Basinger) stammt von einem anderen Stern und wurde von ihrem Bordcomputer dem weiblichen Idealtyp amerikanischer Männerphantasien nachempfunden. Auf der Erde soll Celeste dem schusseligen Physiker Dr. Steve Mills (Dan Aykroyd) ein Geheimnis entlocken, von dessen Kenntnis der Fortbestand ihrer gesamten Rasse abhängt. Kein Wunder, dass Celeste gleich zur Sache kommt und alle Register zieht, um Dr. Mills für sich zu gewinnen.
Kritik
Meine Stiefmutter ist ein Alien gilt heute bei manchen als Kultfilm. Dabei hatte der Film anfangs keine große Fanbase und war an den Kinokassen ein regelrechter Flop. Bei Produktionskosten von 26 Millionen Dollar, konnte der Film nur knapp 14 Millionen einspielen, da half auch die großangelegte Werbekampagne und der Umstand, dass der damalige Bürgermeister von Los Angeles, Tom Bradley, eigens den 9. Dezember zum „Tag der Stiefmutter“ erklärte, nicht. Erst die Videoveröffentlichung auf dem Heimkinomarkt sorgte dafür, dass der Film nicht in Vergessenheit geriet. Bereits der Entstehungsprozess des Films war lang und kompliziert. Das ursprüngliche Drehbuch von Jerico Stone war als düsteres Science-Fiction-Drama angelegt, aber konnte kein Studio finden, das den Film produzieren wollte. Jedoch sah man das Potenzial für eine Komödie und unter Führung der Autoren von Die Glücksritter, Herschel Weingrod und Timothy Harris, sowie Jonathan Reynolds gelang es dann das Drehbuch so zu ändern, dass eine Science-Fiction-Komödie heraussprang.
Doch warum wird der Film heute gerade unter Fans von 80er-Jahre Komödien als Kultfilm betrachtet? Hierfür mag es vielerlei Gründe geben, wobei es am Ende wohl eine Mischung aus der Handlung, den sympathischen Figuren, dem Cast und auch den Special Effects ist. Meine Stiefmutter ist ein Alien handelt von Dr. Steven Mills, der auf der Suche nach außerirdischem Leben bei einem missglücktem Experiment ein Funksignal in eine ferne Galaxis schickt. Der etwas naive und unbedarfte Wissenschaftler wird von Dan Aykroyd verkörpert, der abermals sein komödiantisches Talent unter Beweis stellt und das ein oder andere Mal an seine Rollen in Ghostbusters oder Die Glücksritter erinnert. Das von Dr. Mills gesendete Signal wird von den Bewohnern eines fremden Planeten als Angriff angesehen und sie schicken Celeste (Kim Basinger, L.A. Confidential), um herauszufinden, wie es erzeugt wurde. Um dem Wissenschaftler sein Geheimnis entlocken zu können, erhält sie die Gestalt des Idealtyps amerikanischer Männerphantasien. Nur mit den notwendigsten Informationen über das Leben auf der Erde ausgestattet, startet sie in ihre Mission und kann gleich auf einer Party die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen, indem sie Zigarettenstummel isst und Karotten raucht.
Die Handlung klingt erst mal etwas abgedroschen und auch der Humor reicht nicht für Lachanfälle, aber der Film ist für einige Schmunzler gut und kann trotzdem unterhalten. Eher weniger überzeugen, kann Kim Basinger, die damals gerade ihren Durchbruch in Hollywood feierte. Sie scheint mit ihrer Rolle das ein oder andere Mal überfordert zu sein. Ihr extremes Overacting wirkt selbst in einer Komödie oft lächerlich und eher unfreiwillig komisch, anders als beabsichtigt. Auch wenn ihre Figur eine Außerirdische ist, die viele Dinge zum ersten Mal erlebt und mit den merkwürdigen Gewohnheiten der Erdbevölkerung wenig anfangen kann, so wäre weniger hier wirklich mehr gewesen. So aber hat man mehrfach das Gefühl, dass ihr auch einfach das Timing fehlt und die Pointen nicht sitzen. Jedoch hat auch Basinger einige gute Momente und gerade in der Interaktion mit Aykroyd oder ihrem Sidekick, der sprechenden Handtasche, funktioniert vieles sehr gut. Die sprechende Handtasche mit ihrem teleskopartigem Auge ist tatsächlich ein witziger Einfall. Die Tasche verfügt über übernatürliche Kräfte und kann Hunde, Menschen und Objekte schweben lassen oder plötzlich Geld, Diamanten oder Kleider hervorzaubern, wenn es gebraucht wird. Sie steht Celeste auch mit Rat und Tat zur Seite und versucht sie über die Gewohnheiten der Erdlinge aufzuklären, was mehr oder weniger gelingt und für eine gelungene Unterhaltung sorgt, wenn sie ihr Videoausschnitte über das Küssen zeigt oder ihr erklärt, wie Sex funktioniert.
Dr. Mills verfällt Celeste recht schnell und schon bald kommt es zur Hochzeit. Niemand ahnt, welche Absichten Celeste hat oder wer sie wirklich ist, außer Jessie (Alyson Hannigan, American Pie), die Tochter von Dr. Mills. Sie steht weniger im Fokus der Handlung, als es der Titel des Films vermuten lässt, aber sie rückt im richtigen Zeitpunkt in den Vordergrund, um ihr Misstrauen über die neue Frau an der Seite ihres Vaters zu äußern. Die damals 13-jährige Hannigan feierte mit Meine Stiefmutter ist ein Alien ihr Kinodebüt und beweist bereits hier ihr Talent, auch wenn sie ab und an etwas übertrieben spielt, was man aber verzeihen kann, da es nicht allzu sehr auffällt. Interessant ist, dass auch ihr späterer Freund in der Serie Buffy – Im Bann der Dämonen, Seth Green (Rat Race - Der nackte Wahnsinn), eine Rolle im Film hat und sie zu einem Date abholt. Und noch jemand feierte mit Meine Stiefmutter ist ein Alien ihr Kinodebüt: Juliette Lewis (Natural Born Killers) ist als Freundin von Jessie zu sehen. Auch der Comedian Jon Lovitz ist mit von der Partie und übernimmt die Rolle des mitleiderregenden Trottels, der nie eine Frau abkriegt, obwohl er dauerhaft nach weiblicher Aufmerksamkeit lechzt. Er ist für viele lustige Szenen verantwortlich, die mit dem typischen 80er-Jahre Humor ausgestattet sind, bei denen die Frauen nur auf ihr Äußeres reduziert und Männer nur von ihren Trieben gesteuert wurden.
Heute wäre der ein oder andere Gag so nicht mehr möglich, aber dadurch, dass sich der Humor nicht nur auf ein Geschlecht konzentriert, funktioniert der Film auch aus heutiger Sicht. Das Werk von Regisseur Richard Benjamin (Geschenkt ist noch zu teuer, Meerjungfrauen küssen besser) lässt die Zuschauer nostalgisch in die 80er Jahre eintauchen, ohne dass der Film über die Jahre seinen Charme verloren hat oder altbacken wirkt. Die Special Effects, wie etwa die grellen Blitze, wirken aus heutiger Sicht recht simpel und waren auch damals nicht gerade die höchste Kunst, fügen sich aber wunderbar in das Gesamtwerk ein und passen zum Grundton der Science-Fiction-Komödie. Dazu trägt auch die Filmmusik von Alan Silvestri bei, der sich durch Filme wie Zurück in die Zukunft und Predator bereits einen Namen im Bereich der Science-Fiction gemacht hat.
Fazit
Alles in allem ist "Meine Stiefmutter ist ein Alien" ein typischer Feel-Good-Movie der 80er-Jahre, der auch heute noch einen gewissen Charme mitbringt. Die Handlung ist nicht besonders originell und der Humor des Films erzeugt keine Lachanfälle, aber es genügt für einige Schmunzler und gute Unterhaltung. "Meine Stiefmutter ist ein Alien" ist ein Film zum Genießen und macht Spaß, wenn man kein komödiantisches Meisterwerk erwartet.
Autor: Andy Mieland