Inhalt
„Kobra, übernehmen Sie“ (im englischen Original „Mission: Impossible“) war in den 60er- und 70er-Jahren eine US-Fernsehserie, die bereits damals mit täuschend echten Masken und waghalsigen Stunts, die das Herz auf die Probe stellten, hantierte. Nach ca. 20 Jahren, machte sich dann Brian De Palma („Scarface“, „Carlito’s Way“) daran die Serie, mit Tom Cruise, als Kinofilm neuaufzulegen. Mit den hervorragenden Eigenschaften und Tugenden der Vorlage im Gepäck.
Kritik
Die CIA vermutet schon seit Längerem einen Maulwurf in den eigenen Reihen. Als jedoch während einem scheinbar ungefährlichen Auftrag fast das gesamte Team des IMF getötet wird, vermutet die CIA im einzigen Überlebenden, Ethan Hunt (Tom Cruise), den Verräter gefunden zu haben. Auf der Flucht vor seinen früheren Arbeitgebern, versucht er an eine Liste heranzukommen, auf der die Namen und Decknamen vieler Agenten verzeichnet sind. Er hofft, durch diese Liste einen guten Kontakt zu den Bösewichten herzustellen, dadurch den wahren Maulwurf zu enttarnen und so seine Unschuld zu beweisen.
Soweit die Handlung von „Mission: Impossible“, verfasst von David Koepp („Jurassic Park“) und Robert Towne („Chinatown“), wahre Meister ihres Fachs. So ist die Handlung im Grunde sehr spannend, wenn auch nicht neu. Der Einzelgänger, der sich gegen seine alten Freunde erwehren muss, gab es bereits in „Total Recall“ (1990) oder auch in „Die drei Tage des Condor“ (1975). Auch danach waren diese Geschichten noch sehr beliebt, wie z.B. in „Der Staatsfeind Nr.1“ (1998) oder in „Minority Report“ (2002), in der ebenfalls Tom Cruise die Hauptrolle verkörperte. Eigentlich ein grundsolides, und für heutige Verhältnisse ein eher konventionelles Skript. Wie so oft, verbirgt sich jedoch der Fehler im Detail.
So hat das Drehbuch hat Logiklöcher, was an sich nicht gleich das Todesurteil für einen Film ist. Diese sind aber so überpräsent, dass man sich im Film des Öfteren die W-Fragen stellt. Auch hapert das Drehbuch beim Spannungsaufbau, so erkennt man als aufmerksamer und mitdenkender Zuschauer schon nach der ersten Hälfte des Films den Bösewicht. Von einem Actionfilm, wie diesen kann man natürlich keinen solch perfekten Story-Twist um den Bösewicht, wie in „Die üblichen Verdächtigen“, erwarten, aber so offensichtlich muss es dann auch nicht sein.
Das Finale ist nicht annähernd so spannend, wie die unglaublich nervenzerreißende Szene im Mittelteil des Films, als Ethan Hunt sich in ein gesichertes Büro im CIA-Hauptquartier abseilt. Unrealistisch, teilweise absurd, aber spannend und nahezu eine kameratechnische „Eins-zu-Eins“-Kopie von Jules Dassins „Topkapi“ aus dem Jahr 1964. Eine Szene, wo die Stimmung knistert, wo man den Herzschlag hören kann und den Atem anhält. Die finale Szene, die der Film auch als solche zu verkaufen versucht, verliert sich indes in der Auflösung der Identität des Bösewichts, die jeder schon seit einer halben Stunde kennt und einer eher einfallslosen Actionsequenz. Doch ist nicht alles Abfall, was in diesem Film zu sehen ist. Gerade im visuellen Bereich drückt Regisseur Brian De Palma dem Film ordentlich seine Handschrift auf. Die täuschend echten Masken, wirken beim ersten Mal, als wären sie wirklich echt und die für die eine oder andere Überraschung sorgen.
Brisante Szenen, die der Hitchcock-verrückte Regisseur von seinem Idol nicht kopiert hat, sondern sich von diesen hat inspirieren lassen, gibt es einige. Die Aquarium- oder die Einbruch-Szene seien hier genannt, die einem den Schweiß über die Stirn treiben. Imposante Balleraction, Explosionen im Sekundentakt oder schmerzhafte Nahkämpfe sucht man hier vergebens, denn der Film konzentriert sich auf die stille Vorgehensweise. Hier wird vorzugsweise geschlichen, mit technischen Gimmicks Sicherheitsvorkehrungen außer Kraft gesetzt und die Agenten versuchen niemanden zu alarmieren. Irgendwann wird dann meist doch etwas bemerkt und es folgt systematisch eine Verfolgungsjagd, die allerdings auch nicht die Spannung dieser Stille erreichen.
Darstellerisch ist der Film wirklich nicht hervorzuheben. Tom Cruise ist selbstverständlich der Mittelpunkt des Films und er schafft es auch den Film zu einem großen Teil zu tragen, vor allem in den Action-Szenen macht er eine gute Figur. Eine Leistung, wie in „Geboren am 4. Juli“, „Rain Man“ oder „Magnolia“, sollte aber auf keinen Fall erwartet werden. Ving Rhames („Pulp Fiction“) und Jean Reno („Léon – Der Profi“) fügen sich wirklich sehr gut in den Film ein. Vor allem Ving Rhames begeistert teilweise sogar, erkennt man die Rollenunterschiede eines gestählten Gangsterbosses in „Pulp Fiction“ (1994) und eines Computer- und Hackergeeks in diesem Film. Jon Voight nimmt eine ähnlich-freundliche Rolle ein, wie in Michael Manns „Heat“, bleibt aber, wie so oft, mimisch ziemlich blass.
Die Erkennungsmelodie von „Mission: Impossible“ von Altmeister Lalo Schifrin („Amityville Horror“, „Rush Hour“) ist genauso cool, wie brillant, die allerdings bereits in der Ur-Serie zu hören war.
Fazit
Was bleibt, ist kein hervorragender, aber ein sehr guter und teilweise auch stilprägender Agenten-Action-Thriller. Die Story hat leider einige Macken und auch das Finale ist eher enttäuschend. Dies bleiben aber im Großen und Ganzen so ziemlich die einzigen Kritikpunkte. Die ruhig-spannende Action drückt einen vor Spannung nur so in den Sessel, die Schauspieler leisten Arbeit im oberen Mittelfeld, gespickt mit einem eindringlichen, schnellen und bis heute unvergessenen Musikthema.
Autor: Kadir Güngör