Inhalt
Eine an der Juilliard School ausgebildete Bratschistin schlägt sich in der New Yorker Szene freiberuflicher klassischer Musiker durch und spielt Auftritte, die sie oft in das Privatleben von Fremden hineinziehen, während sie gleichzeitig in der New Yorker Wohnung ihrer schrägen Familie lebt.
Kritik
Als Bratsche endlich mal die erste Geige spielen, so denkt man sich Isabel Hagens Motivation zu ihrem schrägen Spielfilmdebüt. Darin übernimmt die Comedian und Bratsche-Spielerin neben Regie und Drehbuch auch die Hauptrolle einer Figur, die wie ein fiktives Alter Ego wird. Nach dem Stadium an der renommierten Julliard Universität lebt Isabel wieder bei ihren Eltern. Deren Mischung aus musikalischem Talent und Marotten kulminiert in ihrer Tochter, die sich zwischen Unentschlossenheit und Unzufriedenheit in beständiger Dissonanz befindet.
In einer frühen Szene trennt sich junge Protagonistin gerade von ihrem Freund, der nicht in sie verliebt ist, sondern mehr in den Zustand des Verliebtseins. Seine melodramatische Reaktion passt zu ihrem beruflichen Alltag, der überwiegend aus unterfordernden Einsätzen auf Hochzeiten oder Beerdigungen besteht. Mit diesem Schicksal ist sie augenscheinlich nicht allein. Mit ihren finanziell ähnlich familienabhängigen Clique musizierender Freund*innen bildet Isabel ein neurotisches Quartett. Selbiges plagt sich mangels echter Probleme mit verwöhntem Frust und amourösen Ambitionen.
Letzte hegt Isabel gegenüber dem merklich älteren und alles andere als anziehenden Vater einer kindlichen Musikschülerin. Da das allein selbst für sketchartige Struktur zu wenig war, probt sie nebenher für ein Vorspiel bei der New Yorker Philharmonie. Das war es dann auch mit der Dramatik und Dramaturgie, die beide reichlich spärlich ausfallen. Die Story endet so abrupt wie sie angefangen hat, ohne zu einer nennenswerten narrativen oder charakterlichen Entwicklung zu kommen. Das Resultat ist filmische Fahrstuhlmusik.
Fazit
In ihrem dreifachen Leinwand-Debüt als Schauspielerin, Regisseurin und Drehbuchautorin wirkt Isabel Hagen logistisch ähnlich überfordert wie ihre privilegierte Protagonistin. Deren beruflich und romantisch unterbegeisternde Alltagserlebnisse in New York, dessen Elite ihren gutbürgerlichen Wohlstand wie Prekariat aussehen lassen soll, erinnern nicht zufällig an Greta Gerwig und Lena Dunham. Beider komödiantischer Stil und Hang zu Filmfiguren, die nah an der eigenen Persönlichkeit angelegt sind, dienten Hagen augenscheinlich als Vorbild. Die Indie-Optik und Exzentrizität wirken somit mehr krampfig als komisch.
Autor: Lida Bach