Inhalt
Ein Ehekrach mitten in der einsamen Weite von Amerika und schon steht Jasmin Münchgstetter (Marianne Sägebrecht) alleine da. Notgedrungen quartiert sie sich in dem nahegelegenen Imbiß "Bagdad Cafe" ein, daß von der alleinstehenden Brenda (CCH Pounder) geführt wird. Obwohl der mittelere Westen der USA und die bayrische Einfachheit Jasmins nicht immer zueinanderpassen, bringt sie doch neuen Schwung in die Einöde und freundet sich mit dem Maler Rudi (Jack Palance) an. Zu Brenda hat sie jedoch bald ein wechselhaft angespanntes Verhältnis...
Kritik
Wir Deutschen sind ein Völkchen mit Tugenden. Gerne wird uns nachgesagt, wir seien besonders akurat, pünktlich und zuverlässig. Unsere Autos werden gerne in amerikanischen Filmen für Verfolgungsjagden und/oder protzige Gangsterschlitten verwendet und allgemein gilt deutsche Technologie als vorbildlich. Doch geht es um den Deutschen als Individuum, halten oft nur Schablonen her. Beispielsweise reflektieren „Die Simpsons“ seit mehreren Jahrzehnten die vorherrschende Meinung, alle Deutschen seien übergewichtig, bierberauscht und in Lederhosen gekleidet. Für einen kleinen Teil gilt das sicherlich, wenn in München mit der Äußerung „O`zapft is!“ das Oktoberfest abertausende von Menschen anlockt.
Eine dieser Besucher könnte Jasmin Münchgstettner (Marianne Sägebrecht) sein; das passende Outfit hätte sie jedenfalls. Doch leider ist „Frau Jasmin“ weit weg von der Heimat, dem südbayrischen Rosenheim. Sie muss sich nämlich im staubigen Kalifornien wiederfinden, irgendwo zwischen der Mitte und dem Nirgendwo. Nach einem Streit vom eigenen Mann geflüchtet, findet Frau Jasmin Asyl in einer heruntergekommenen Tankstelle mit angehängtem Café. Doch hier hängt der Haussegen ebenfalls auf halb acht, denn Café-Betreiberin Brenda (CCH Pounder) hat erst kürzlich ihren nichtsnutzigen Ehemann vor die Tür gesetzt. Somit herrscht hier bereits eine Gemeinsamkeit, doch um weitere Gemeinsamkeiten zu entdecken, bedarf es gut 1 ½ Stunden Film. So sind es auch erst einmal die Unterschiede, die die Aufmerksamkeit der Bevölkerung des „Bagdad Cafe“ und der Betrachter auf sich ziehen. In feinster bayerischer Tracht und einem merkwürdigen Dialekt zieht Jasmin so einige Aufmerksamkeit, ja sogar Argwohn auf sich. Dabei ist ihr einziger Wunsch, ein wenig Zeit für Ruhe und Selbstfindung inmitten eines persönlichen Orkans, zu finden.
Doch nach und nach werden die Differenzen überwunden und beide Parteien gewinnen an der gemeinsamen Beziehung. Dies ist auch die Kernaussage des Films: Trotz aller Differenzen können Menschen, über staatliche und kulturelle Grenzen hinweg, Freunde werden. Dennoch kommt selbst uns, die wir als Deutsche das Bild von vollschlanken, trachtentragenden Bayerinnen doch eigentlich gewohnt sein sollten, die Frau mit dem komischen Nachnahmen fremd und doch irgendwie liebenswürdig vor. Regisseur Percy Adlon greift die Grundschrägheit auf und untermalt sie mit ebenso schrägen Bildern. Das ist durchaus wörtlich zu verstehen, denn oft wird die Kameraachse jenseits der horizontalen Bildlinie positioniert.
Der Film hat darüberhinaus einiges an kulturellen Einfluss ausgeübt und zog eine TV-Serie unter dem Namen „Badgad Café“ mit Whoopi Goldberg, sowie Theateradaptionen nach sich. Ausgezeichnet wurde der Film unter anderem mit dem Bayerischen und dem Deutschen Filmpreis, sowie einem César für den besten ausländischen Film.
Fazit
„Out of Rosenheim“ ist ein schräger Film, in mehr als einer Art und Weise. Doch die vielfältigen und gut gezeichneten Charaktere können überzeugen und helfen, etwaige Fallgruben im Schweinsgalopp zu überwinden. Ein Stück deutsch-amerikanische Filmgeschichte, die unbedingt im Original mit seinem bayerlden, etwas holprigen Englischen, angesehen werden sollte.
Autor: Magnus Knoll