Inhalt
Irgendwo im südamerikanischen Urwald in einer prächtigen Kolonialstilvilla verbrennt ein Mann mit zitternden Händen Dokumente, doch dann horcht er auf. Draußen prasselt der Regen. Es ist finstere Nacht. Waren da nicht Schritte? Der Mann wagt sich auf die Veranda, erkennt schemenhaft ein paar Schatten und stürzt von Panik ergriffen in den Tod. Oder hat ihn jemand gestoßen?
Zwanzig Jahre später bringt Fabrikbesitzer Harrimann in der firmeneigenen Villa seine Tochter samt Familie unter, die aus den USA angereist ist, um die Geschäfte des Vaters zu übernehmen. Wo einst der Tote im strömenden Regen verblutete, hat Harrimann für seine Enkeltochter ein kleines Spielparadies errichtet. Die Kleine trauert jedoch immer noch ihrem Stoffpferdchen hinterher, das ihr ein seltsam vermummtes Kind auf dem Markt aus den Händen gerissen hat. Die Erwachsenen sind zu beschäftigt, um auf die Kleine einzugehen. Erst als das Mädchen schwer erkrankt, beginnen sich auch die Eltern vor dem zu fürchten, was da aus dem Dunkel des Urwalds auf sie lauert, der gleich einem finsteren Vorhang ihr neues Zuhause umgibt und sich kaum merklich im Wind leise bewegt.
Kritik
Welcher Ort eignet sich besser für schaurige Geisterfilme, als eine weit abgelegene Villa inmitten eines Waldes? Hat man schon hunderte Male gesehen, wird man auch ebenso viele Male sicher noch zu sehen bekommen. "Out of the Dark", das Regiedebüt des Spaniers Lluís Quílez, reiht sich genau in diese Sparte mit ein und glänzt vor allem mit einem: jeder Menge Einfallslosigkeit. Damit ist ihm die Versenkung inmitten des Genres schon jetzt garantiert.
Dabei hätte aus "Out of the Dark" durchaus was werden können. Die Kulisse inmitten Kolumbiens wirkt angenehm frisch und auch technisch schaut alles ganz schick aus. Das Problem an "Out of the Dark" aber ist, dass er sich nicht traut, etwas eigenes zu schaffen. Und so wird munter aus anderen Horrorfilmen geklaut, was das Zeug hält. Doch auch kopieren will gelernt sein, denn was uns Lluís Quílez hier vorsetzt sind unzählige, vollkommen ausgelutschen Ideen aus dem Horrorbereich, die man einfach nicht mehr sehen will. Und so weiß man schon vorher, dass wenn Julia Stiles ihr Spiegelbild im Fenster betrachtet und die Musik leiser wird, im nächsten Moment der lautstarke Schocker kommt. Oder dass die Nanny sich und alle anderen in Gefahr bringt, wenn sie nachts allein im Untergeschoss Kopfhörer mit lauter Musik ins Ohr packt. Oder aber dass sich irgendwo im Haus in irgend einer verborgenen Kammer Hinweise darauf finden, was mit all den Kindern damals geschehen ist, die hier nun herumspuken. Kennt man schon alles. Jeder Jumpscare kündigt sich vorab an, Personen werden vollkommen willkürlich von einem Puzzlestück zum nächsten geschickt um die Story irgendwie voranzutreiben, welche sich sowieso schon von Beginn an durchschauen lässt.
Auch ärgerlich, wenn die Glaubwürdigkeit leidet und sich Personen dumm verhalten. So sieht Vater Paul (Scott Speedman) schon zu Beginn verzerrte Fratzen im dunklen Wald hinter seiner Tochter auf den tagsüber geschossenen Fotos, druckt diese sogar im Großformat aus, aber bleibt dennoch so gelassen, dass er mit seiner Frau Sarah (Julia Stiles) den Abend über auf einer Party verbringt und seine Tochter mit der soeben angeheuerten jungen Nanny allein in der abgelegenen Villa zurücklässt. Dass das nur schiefgehen kann, ist klar. Auch all die anderen Merkwürdigkeiten, die zwischendurch immer wieder geschehen und von der Tochter immer beunruhigt gemeldet werden, werden einfach ignoriert (was auch ein oft wiederkehrendes Ärgernis bei vielen Horrorfilmen ist).
Schauspielerisch hat man schon überzeugendere Darsteller gesehen, auch die größte Prominenz im Cast, Julia Stiles ("Save the Last Dance"), spielt ihre Rolle einfach nur gezwungen runter. Möglicherweise wäre mit einem besseren Drehbuch und einem Regisseur, der alles aus seinen Darstellern herauskitzelt, mehr drin gewesen. Doch wenn beispielsweise das Töchterchen entführt wird, und das Elternpaar den Schrecken, den sie gerade durchleben (sollten), nicht glaubhaft rüberbringen können, ist schon irgendwo einiges schiefgelaufen.
"Out of the Dark" hat jedoch auch seine Momente, die atmosphärisch gar nicht schlecht sind und hin und wieder für ein klein wenig Spannung sorgen. Jedoch bleibt es wirklich nur bei Momenten, aus denen der Film es leider nicht schafft, mehr zu machen. Und so verlieren sie sich irgendwo inmitten des Dunkels im Drehbuchs.
Fazit
"Out of The Dark" folgt den Regeln des Horrorgenres zu sehr nach Schema F und bleibt damit vollkommen vorhersehbar und erzählerisch schwach. Wer sich wirklich erschrecken oder spannend unterhalten werden will, ist bei bei diesem Geisterfilm an der falschen Adresse.
Autor: Sebastian Stumbek