Inhalt
Eine Dokumentationen über den vielschichtigen Autor Peter Handke, der dafür plädierte, das eigene Denken in Bewegung zu halten, die Wirklichkeit zu hinterfragen und in der Gegenwart zu existieren. Anhand seines Lebens und seines Werkes stellt sie die Frage, wie der Mensch leben sollte.
Kritik
Peter Handke, obgleich vielen wohl kein Begriff, zählt zu den bedeutendsten Autoren der zeitgenössischen, deutschsprachigen Literatur. Zu seinen unzähligen Veröffentlichungen gehören Prosawerke, Theaterstücke, Drehbücher, Gedichte, Essays und auch Übersetzungen. Somit ist er ein Schriftsteller, der stets an den vielseitigen Ausdrucksmöglichkeiten des Mediums interessiert war und auch gerne die Grenze zu artverwandten Künsten überschritten hat. Filmfans ist er vielleicht eher durch seine langjährige Freundschaft und Zusammenarbeit mit Wim Wenders (Paris, Texas) ein Begriff, der einige seiner Stücke, zuletzt Die schönen Tage von Aranjuez, fürs Kino verfilmte. Corinna Belz (Gerhard Richter Painting) nimmt sich in ihrer Dokumentation Peter Handke – Bin im Wald. Kann sein, dass ich mich verspäte… dem österreichischen Schriftsteller an und besuchte ihn für die Dreharbeiten in seinem Haus in einer Pariser Vorstadt, indem er seit Jahren lebt und arbeitet.
Formell betritt die Dokumentation dabei kaum Neuland. Regisseurin Belz bedient sich den typischen Mitteln der personellen Aufarbeitung, sprich Interviews, Archivmaterial und markante Zitate über recht austauschbaren Hintergrund. Dazwischen bewegt sich die Kamera auf Erkundungstour durch den Arbeits- und Lebensraum des eigensinnigen Autors. Mit seinem gemächlichen Tempo, der unaufgeregten Inszenierung und der stimmungsvoll dominierenden Ruhe gelingt es Peter Handke – Bin im Wald. Kann sein, dass ich mich verspäte… jedoch gelungen die Eigenheit und das Wesen Handkes einzufangen. Dessen lange, rhythmische Sprache und thematische genaue Bescheidenheit wie auch Menschlichkeit bringt die Dokumentation gekonnt zum Ausdruck, ebenso wie sie weniger gewandte Zuschauer informativ, aber nicht überladen in das Leben und Wirken Handkes einführt. Angenehmerweise kann sich der Film auch einer gewissen Bewunderung für den gebürtigen Österreicher kaum verwehren.
Als Gesamtwerk strahlt der Film dennoch eine gewisse Austauschbar- und Beliebigkeit aus. Gerade diejenigen Zuschauer, die sich weniger für Handke interessieren, könnten aufgrund der gemächlichen Stimmung schnell den Anschluss verlieren und wenig Sinn in der Dokumentation sehen. Denn auch wenn sich Belz wohl selbst als Erforscherin Handkes Innenleben sieht, so findet sie wenig, was nicht ohnehin offensichtlich ist und leicht aus dessen Werken rückgeschlossen werden könnte. So ist Peter Handke – Bin im Wald. Kann sein, dass ich mich verspäte… mit Sicherheit ein Nischenfilm, der sein kleines Publikum finden wird – oder wahrscheinlich schon gefunden hat. Für die Mehrheit wurde dieser Film jedoch nicht gemacht und auch Handke-Kritiker dürften ihre Vorurteile in dem Film zumindest teilweiße bestätigt sehen.
Fazit
In „Peter Handke – Bin im Wald. Kann sein, dass ich mich verspäte…“ entwirft Regisseurin Corinna Belz ein sehr persönliches Bild des österreichischen Autors Peter Handke. In seiner unaufgeregten Form nähert sich der Film dem Wesen seiner Titelfigur an und sorgt so für einen gelungenen Einblick in dessen Leben. Dadurch ist die Dokumentation zugegebenermaßen recht unspektakulär und in erster Linie für Anhänger des Autors gedacht, gerade die sollten mit dem Film jedoch zufrieden sein.
Autor: Dominic Hochholzer