Inhalt
Eine junge Flugbegleiterin arbeitet für eine Billigfluggesellschaft, bei der sie sich nicht nur an strenge Verhaltensregeln halten, sondern auch ihre Verkaufsquote erfüllen muss. Nebenbei vergnügt sie sich bei bedeutungslosen Partys mit zufälligen Bekanntschaften, die ihr helfen sollen, ihr Familiendrama zu vergessen.
Kritik
Wer möchte nicht durch die ganze Welt reisen und ständig neue Länder für sich entdecken? Der Beruf einer Stewardess klingt natürlich sehr verlockend, zumindest bis man den Einblick hinter die Kulissen des vermeintlichen Traumjobs bekommt, denn die Kehrseite der Medaille hat gar nichts mehr mit der glamourösen Jet-Set-Welt zu tun. Im Grunde geht es nur um die Profitsteigerung und Zufriedenstellen der teilweise anstrengenden Passagiere. Selbstverständlich darf das strahlende Lächeln im Gesicht nicht fehlen, schließlich muss laut der Unternehmenspolitik jeder Passagier dauerhaft angegrinst werden. Die in Zero Fucks Given behandelte Problematik ist eigentlich von größter Wichtigkeit und mit dem Film zollt man sicherlich allen Flugbegleiterinnen großen Respekt, aber die Art und Weise, wie diese relevante Thematik präsentiert wird, strapaziert die Nerven der Zuschauer.
Das größte Problem des Films ist die Kameraführung, die meist völlig statisch auf einer bestimmten Person kleben bleibt, völlig egal, ob diese Person sich gerade im Gespräch mit einer anderen Person befindet oder nicht. Die Gesprächspartner hört man oft nur aus dem Off reden. Nach einer Weile schwenkt man zum Gesprächspartner und bleibt dann dauerhaft bei ihm. Stilistisch ist eine derartige Kameraführung offensichtlich gewollt. Auf diese Weise wirkt Zero Fucks Given wie eine Amateur-Dokumentation. Diese penetrante Fokussierung auf die Hauptfigur Cassandre Wassels (Adèle Exarchopoulos, Mandibles) in allen möglichen Lagen ihres alltäglichen Lebens verwehrt dem Zuschauer oft den Blick auf das große Ganze, sodass der Eindruck entsteht, als würde man ständig etwas Entscheidendes verpassen, was sich außerhalb des Blickfeldes der Kamera abspielt.
Hinzu kommt die seltsame Gewichtung der Relevanz der gezeigten Szenen. Man darf sich weitestgehend an Alltagsszenen, die künstlich in die Länge gezogen werden, erfreuen, beispielsweise wenn die Cassandre zusammen mit ihrem One-Night-Stand lange auf ein Bildschirm eines Handys starrt oder im Drogenrausch improvisiert wirkende Gespräche mit ihrem Piloten-Kumpel führt. Dabei wird sogar die berauschende Wirkung von Drogen ungefähr so aufregend wie ein Kaffeekränzchen im Altenheim inszeniert. In der Ansammlung der weiteren Banalitäten des Lebens darf auch das Telefonat über die Änderung des Mobilfunkvertrages nicht fehlen. Dieses Gespräch wird zu einer echten Geduldsprobe. Am Ende erfährt man zwar, warum die Unterhaltung im Film platziert wurde, aber die Art und Weise, wie sie dem Zuschauer präsentiert wird, ist beinahe schon unerträglich. Genauso wie die Tatsache, dass Zero Fucks Given vollständig auf Höhepunkte oder Spannung verzichtet und ein Ende auftischt, das eher wie eine Notlösung als ein geplanter Abschluss wirkt. Entweder war die ursprünglich geplante Umsetzung zu teuer oder die Pandemie hat dem Film einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Im Übrigen wirkt auch der plötzliche Fokus auf die familiären Dinge deplatziert, als hätte man die Stewardessen-Thematik abgearbeitet und müsste sich nun intensiv einem neuen Thema widmen. Am Ende fragt man sich: „Warum heißt der Film eigentlich „Zero Fucks Given“?" Weil sich die Fluggesellschaften nicht um ihre Mitarbeiter scheren und sie wie völlig austauschbare Marionetten behandeln? Wenn die Intention des Films war, darauf aufmerksam zu machen, dann ist es natürlich sehr lobenswert, aber das macht die lahme Inszenierung trotzdem nicht interessanter. Wenn man die Banalitäten des Lebens sehen will, dann gibt es dafür TikTok, Instagram und Co. und man braucht keinen fast 2 Stunden langen Film der einem eintrichtern will, dass die Stewardessen schlecht von ihren Arbeitgebern behandelt werden. Ja, die Botschaft ist angekommen und es ist hart als Stewardess zu arbeiten, aber muss man sich, um diese Erkenntnis zu erlangen, einen langweiligen, vermeintlich künstlerisch wertvollen Film ansehen? Sicherlich nicht.
Fazit
Die Banalitäten des Lebens werden von der meist statischen Kamera eingefangen und so unspektakulär wie möglich in einer monotonen, ereignislosen Inszenierung eingebettet. „Zero Fucks Given“ hätte so viel mehr als nur ein langweiliger Film sein können, aber für mehr hat es leider nicht gereicht. Die Botschaft des Films lautet: Die Stewardessen haben einen anstrengenden Job zu verrichten und sollten sowohl von ihren Vorgesetzten als auch von den Passagieren besser behandelt werden. Wer diese wichtige Erkenntnis in seinem Leben bereits erlangt hat, kann sich diesen Film getrost sparen.
Autor: Yuliya Mieland