MB-Kritik

Round 13 2025

Drama

Inhalt

Für den Ex-Boxer Kamel bricht eine Welt zusammen, als bei seinem geliebten Sohn ein lebensbedrohlicher Tumor diagnostiziert wird.

Kritik

Zwischen den Gegenpolen von Kämpfermut und Krankheit, Stärke und Schmerz, Männlichkeitsideal und Machtlosigkeit konstruiert Mohamed Ali Nahdi (Black Gold) eine Hochglanz-Tragödie, das mit seinen narrativen Idealen ähnlich ringt wie die Familie im Mittelpunkt mit ihrem Schicksal. Jenes ist ein Bilderbuch- oder besser gesagt: Drehbuch-Krebsdrama voller konstruierter Konfrontationen und künstlicher Konflikte, die systematisch die soziologischen Themen im Handlungshintergrund überlagern. Der prägnanteste dieser unterschlagenen Aspekte ist das archaische Männlichkeitsbild, mit dem der verschlossene Protagonist ebenso kämpft wie sein schwerkranker Sohn. 

Dessen rapide fortschreitende Krebserkrankung wird für den Profiboxer Kamel (Helmi Dridi) zum ultimativen Gegner, den er nicht bezwingen kann. Ein vermeintlich harmloser Armbruch entpuppt sich als bösartiger Tumor, der die Gesundheit des kleinen Sabri rapide verschlechtert. Die emotionale Belastung und hohen Behandlungskosten treiben Kamel und seine Frau Samia (Afef Ben Mahmoud) an ihre mentalen und materiellen Grenzen. Die Krankheit erodiert das patriarchalische Ideal des starken männlichen Versorgers und Beschützers, dem Kamel bisher immer entsprochen hat, und das er Sabri vermittelt. 

Seine beständigen Aufforderungen an Sabri, gegen den Krebs anzukämpfen, verschieben den Schicksalsschlag unbewusst zur Selbstverteidigungsfrage. Reaktionäre Gender-Rollen und das ableistische Konstrukt von Gesundheit und Genesung als Willensfrage mischen sich in das glattpolierte Mainstream-Melodram. Dessen dunkle Farbpalette und schwache Ausleuchtung verstärken den bedrückenden Grundton. Szenen von Sabri im Box-Ring im Duell mit einem unsichtbaren Gegner visualisieren die Allegorie der Krankheit als Kontrahenten. Niederlagen annehmen und Schwäche zulassen ist keine Option; eine befremdlich rückständige Botschaft für eine betont zeitgemäße Inszenierung. 

Fazit

Die titelgebende dreizehnte Runde Mohamed Ali Nahdis elegischen Edel-Rührstücks wird zum Symbol regenerativer Resilienz. Der Gedanke, dass das verbissene Festhalten der Eltern am Leben ihres Kindes dessen Leid nur vermehrt, hat darin keinen Platz. Ebenso rigoros verneint der didaktisch Plot die Vereinbarkeit von Männlichkeit und menschlicher Schwäche. Bezeichnenderweise sind es gerade die weiblichen Figuren von Mutter und Ehefrau, die den Hauptcharakter unerbittlich an seine Pflicht erinnern. Die aparte Ästhetik, die Trauer und Verlust mit kunsthandwerklichem Kamerablick studiert, vergrößert die emotionale Distanz zu dem martialischen Moralstück.

Autor: Lida Bach
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