Inhalt
George und seine Söldnergruppe sollen bei der Ölförderung in der Sahara für Sicherheit sorgen, da sich terroristische Anschläge häufen. Als George bei solch einem ums Leben kommt, wird die Sache persönlich. Jean übernimmt die Führung und jagt die Attentäter quer durch die Wüste.
Kritik
Westernfans sollte der Name Tonino Valerii ein Begriff sein. Wirklich viele Filme hat der Regisseur nicht inszeniert, darunter aber gehobene Italo-Western wie Der Tod ritt dienstags (1967), Blutiges Blei (1969) und natürlich seinen mit Abstand größten Erfolg Mein Name ist Nobody (1973). Bei Sahara Cross ließ er die Sporen im Schrank und erzählt lieber maskulines Söldner-Kino unter sengender Wüstensonne. Das hätte er mal lieber lassen sollen, denn – um mal dem folgenden Fazit vorwegzugreifen – dieser ziemlich misslungene Film war so etwas wie der Sargnagel seiner bis dahin erfolgreichen Karriere. Danach führte er acht Jahre keine Regie mehr und verschwand irgendwann in der TV-Belanglosigkeit.
Bei Sahara Cross ist von Anfang an der Wurm drin. So richtet weiß man als Zuschauer gar nicht, was die kernige Männergruppe um Alpha-Schnäuzer Jean (oder in der Synchro John: Franco Nero, Django) eigentlich für einen Auftrag hat. Die arbeiten auf Honorarbasis für einen Ölkonzern im Persischen Golf, das steht fest. Ob sie da jetzt konkret für Sicherheit sorgen sollen, eine Pipeline verlegen oder sonst was wird nie genau erklärt. Sind auf jeden Fall recht abgebrühte Kerle. Als mitten in der Wüste ihr Jeep in die Luft gejagt wird nehmen sie das sehr sportlich, Hauptsache das Bier hat es überstanden. Okay, man muss schließlich Prioritäten setzen. Deswegen liegt die Arbeitsmoral auch brach, als einer von ihnen von bewaffneten Saboteuren getötet wird. Jetzt heißt es, die Schurken auf eigene Faust zu erledigen. Gut, womöglich gehört das sogar zu ihrem Aufgabenfeld. Wie gesagt, wir wissen es nicht. Scheint aber nicht so, denn das verwirrt alle offenkundig ziemlich heftig und spätestens jetzt ist die Handlung komplett ohne Hand und Fuß.
Während nie genau klar ist, ob unsere Helden gerade vor dem Gesetz und ihren eigenen Arbeitgebern flüchten (warum auch, aber so kommt es die ganze Zeit rüber?), nehmen sie und das Terroristen-Pärchen sich immer abwechselnd als Geiseln. Dabei wollten sie doch eigentlich den Tod ihres Freundes rächen? Und die anderen wollten einfach nur abhauen? Trotzdem schleppen sie sich durchgehend gegenseitig mit, was überhaupt keinen Sinn macht und – noch viel schlimmer – verdammt öde ist. Vor den immer gleichen, kargen Wüsten-Kulissen (das ist jetzt nicht Lawrence von Arabien) und unterlegt von dem anfangs ganz netten, aber auch immer gleichen Theme von Riz Ortolani, das eh eher Urlaubsstimmung vermittelt und somit völlig deplatziert ist, verkommt der Plot zum konfusen Durcheinander. Nicht mal aufgewertet durch gute Actionszenen oder sonst irgendwelche erinnerungswürdigen Momente. Zwei Szenen fallen auf. Positiv (weil irgendwie ulkig, aber nicht gut): Ein Duell zwischen Franco Nero und einem der Schurken – mit Baumaschinen! Extrem negativ: „Held“ Nero überzeugt die weibliche Gegenspielerin es ihm zu besorgen, in der Hoffnung, dass er sie dafür freilässt. Macht er natürlich nicht. Also das Freilassen, den Rest schon. Sexueller Missbrauch aus einer Machtposition, ein Kavaliersdelikt. Kann man mal machen, wenn die Alte es nicht besser verdient hat. Uff.
Das ganze mündet dann in einer sehr seltsamen Pointe, die mit dem ursprünglichen Vergeltungsgedanken so rein gar nichts mehr zu tun hat und man sich die Frage stellen könnte, was für eine sonderbare Entwicklung hier alle Figuren genommen haben, aber ganz ehrlich: Über den Punkt sind wir längst hinaus. Völlig egal, vergebliche Liebesmüh. Der komplette Film wirkt durchgehend erstaunlich desinteressiert und unmotiviert, als wenn da keiner richtig Lust zu hatte. Das ist beinah schon ein schützender Entschuldigungsversuch, weil wenn das alles tatsächlich so geplant war, müsste man sich wirklich sehr grundsätzliche Gedanken machen. Hat Tonino Valerii offenbar, weshalb er vielleicht danach eine achtjährige Jahre Pause einlegte. Womöglich besser so.
Fazit
„Sahara Cross“ ist leider keinen Pfifferling wert. Obwohl ein fähiger Regisseur am Werk war wirkt er schlampig inszeniert, das Drehbuch ist eine lückenhafte, inkonsequente und darüber hinaus auch noch stinklangweilige Zumutung. Der Score klingt anfangs nett, nervt aber in Dauerschleife und passt nicht zum Thema, über das Machogehabe reden wir lieber gar nicht und auch Franco Nero spielt das unterfordert auf Autopilot runter. Kurzum: Unterhaltungswert knapp über Nulllinie. Findet zurecht heute kaum noch Erwähnung.
Autor: Jacko Kunze