Inhalt
Durch einen Blitzeinschlag an der Geisterbahn von Tammis verstorbenem Opa werden drei Holzgeister lebendig und richten mit ihren magischen Fähigkeiten nur Chaos an. Die Teenager TAMMI, UMBO und KEKS haben alle Hände voll zu tun, den Freizeitpark zu retten, und bringen nebenbei auch die verkrachte Familie wieder zusammen.
Kritik
Über 40 Jahre nach Erstausstrahlung des Kinderserien-Klassikers aus der DDR setzt sich der Spuk unterm Riesenrad wieder in Bewegung. Im Gegensatz zur Verfilmung aus den 80ern, die ursprünglich in sieben Folgen im Fernsehen zu sehen war, verschlägt es die jungen Protagonist*innen und die zum Leben erweckten Geisterbahn-Figuren nun direkt auf die Kinoleinwand. Viel mehr Stoff hätte die lose Adaption des In den Gängen-Regisseurs Thomas Stuber auch nicht hergegeben. Angesiedelt in der Gegenwart ist diese in erster Linie ein modernisierter, wenig eindrucksvoller Aufguss der Geschichte inklusive Influencer und Likebattles.
Letzteres scheint für die späte Neuauflage beinah faszinierender zu sein als der titelgebende Spuk und die drei eigenwilligen Gestalten, denen in einer Gewitternacht plötzlich Leben eingehaucht wird. Anna Schudt, Moritz Führmann und David Bennent verkörpern das Trio mit deutlich mehr Klamauk als Schauer, ihre auffälligen Masken und Kostüme verschleiern das eigentlich blasse und kaum existierende Eigenleben von Hexe, Riese und Rumpelstilzchen. Ihre Magie ist als loses Gimmick so austauschbar wie ihr Song, der sich kaum ins Gedächtnis spielt. Auch die anderen Figuren bemühen sich nur mit mäßigen Erfolg um ein Profil jenseits von Nerd-, Teenager- und andere Klischees, die gerade der deutsche Familien- und Kinderfilm schon oft genug gesehen hat.
Eine glaubhafte Dynamik zwischen den jungen und erfahreneren, insgesamt spielfreudigen Castmitgliedern bleibt in der hölzernen Erzählung indes so unausgereift wie die Erkundung der durchaus überzeugenden Rummel-Kulisse oder die Verarbeitung zentraler Motive wie das der Familie und des Sterbens. Das Voice-Over Tammis verstorbenen Großvaters führt zwar durch die holprig konstruierte Geschichte, eine kindgerechte und dennoch ernsthafte Auseinandersetzung mit seinen Themen traut der Film seinem jungen Zielpublikum aber nicht zu. Ähnlich ergeht es all den unheimlichen Elementen, flackernden Lichtern, aus den Schränken fliegenden Geschirr und ulkigen Maskeraden, die nur in Ausnahmen einen wirkungsvollen Einstieg ins Gruselgenre ermöglichen.
Grund dafür ist auch der aufdringliche Humor, der nahezu jeden Grusel und jede im Ansatz einfühlsame Beobachtung ungelenk aufbricht, aber letztlich nicht viel mehr zu bieten hat als ein Mädchen mit Schnurrbart und andere ausgereizte Einfälle des schelmischen Trios. Die Motivationen der Figuren und ihre Beziehungen unter einander bleiben flexibel dehnbar, die Botschaften mühselig belehrend, die Geschichte zahm und angesicht des weitgehend unreflektierten Umgangs mit Kommerzialisierung und der geringen Diversität weniger modern als gewünscht. Für manche Szenen werden die ersten gesprochenen Worte des Films unfreiwillig zur Selbstbeschreibung: „Diggah, so unnötig“.
Fazit
Die Wiedererweckung des DDR-Klassikers "Spuk unterm Riesenrad" ist eine wenig reizvolle Riesenradfahrt, die am ehesten ein junges Zielpublikum in den Gondeln halten kann. Von ganz oben war die Aussicht auf das deutsche Familienkino aber schon deutlich heiterer.
Autor: Paul Seidel