Inhalt
"Ich hätte nie hierher zurückkommen dürfen!" Zu spät erkennt Jim Norman, daß die Rückkehr in seine Heimatstadt eine zweite Tragödie herausfordert. Vor mehr als 20 Jahren mußte er mit ansehen, wie sein Bruder von Halbstarken in einem Tunnel erstochen wurde. Die Flucht der Mörder konnte er vereiteln. Der heranbrausende Zug zermalmte sie. Jetzt muß er hilflos miterleben, wie drei seiner Schüler auf mysteriöse Weise sterben. Ihre Plätze in der Klasse nehmen neue Schüler aus Milford ein. Doch Milford ist keine Schule sondern... ein Friedhof. Die Mörder von einst haben noch eine Rechnung offen. Lächelnd nehmen die Untoten grausame Rache an Jim und seiner Familie.
Kritik
Wenn es um die Adaptionen der Stoffe von Stephen King geht, dann herrscht auf der Leinwand offenkundig eine ganz klare Devise: Quantität über Qualität. Wirklich gelungene Roman-Verfilmungen, die mit dem Namen des Master of Horror werben dürfen, lassen sich fast an einer Hand abzählen – und der im letzten Jahr erschienene Es von Andrés Muschietti gehört, trotz gelungener Momente, definitiv nicht zu diesen. Wer sich jedoch einmal die komplette Bandbreite an Können und Inkompetenz, die sich Regisseure im Umgang mit dem Output King'scher Werke erlaubt haben, zu Gemüte führen möchte, der sollte sich geradewegs in die 1990er Jahre begeben. Dort findet man das Meisterwerk Misery, den enttäuschenden Tommyknockers – Das Monstrum und das Film-gewordene Schulterzucken namens Manchmal kommen sie wieder.
Was man der 1991 erschienenen Verfilmung von Manchmal kommen sie wieder, welcher ursprünglich einen Teil der Kurzgeschichtensammlung Nachtschicht darstellt (aus der beispielsweise auch Der Rasenmähermann mit Pierce Brosnan entstammt), sofort anmerkt, ist, dass diese Geschichte seine Wurzeln in der Gedankenwelt von Stephen King trägt. Regisseur Tom McLoughlin (Freitag der 13. Teil VI – Jason lebt) schafft es in der ersten halben Stunde durchaus ansehnlich, das Lieblingsthema von King, nämlich die Vergangenheit, der man sie nie entziehen kann, stimmungsvoll mit dem Ansatz einer psychologischen Erfassung zu verbinden, wenn Hauptakteur Jim (Tim Matheson, Fletch – Der Troublemaker) nach Jahren der Abwesenheit zurück in seine verschlafene Heimatstadt kehrt und geradewegs von den schmerzlichen Erinnerungen heimgesucht wird, denen er und seine Familie sich eigentlich immer entziehen wollten.
Diese schmerzlichen Erinnerungen rühren daher, dass Jim als Kind einst mitansehen musste, wie sein älterer Bruder von einer Gruppe Schläger, die daraufhin bei einem Zugunglück den Tod fanden, ermordet wurde. Seit diesem Tage verfolgen Jim Schuldgefühle – und diese Erinnerungen warnen ihn davor, dass die Vergangenheit immer ihre Wiederholung erfährt. Dass nicht nur Jim, sondern auch die in Lederkutten gekleideten Gestalten des Grauens zurückgekehrt sind, erklärt dann auch den Filmtitel. Vom psychologischen Drama entwickelt sich Manchmal kommen sie wieder recht zügig zur übersinnlichen Spukgeschichte, die Tom McLoughlins zu Anfang immerhin vernehmbares Interesse an den (multidimensionalen) Lebenswelten der Charaktere in Windeseile für schrille Schockeffekte abebben lässt. Und genau dann, wenn sich der stilistische wie erzählerische Schwerpunkt verlagert, kann auch Manchmal kommen sie wieder nicht mehr verheimlichen, eigentlich ein Fernsehfilm zu sein.
Das Wesen der Trauer, es dient Manchmal kommen sie wieder eben letztlich nur dazu, um aufzuzeigen, dass Jim für das Wohl seiner Familie dieses Mal bereit ist, auch über Leichen zu gehen. Dabei wird das Verfließen der Dimensionen zwischen Jenseits und Diesseits, zwischen Herz und Verstand, vor allem als dröger Aufhänger für absehbaren (Möchtegern-)Horror genutzt, dessen bester Einfall sich aus einem Feuer-speienden Auspuffrohr ergibt. Der Rest ist durch die ständigen Rückblenden und Eingebungen Jims unsauber erzählt und fernab der Bedrohungsklimas, welches das Thema hätte sicherlich hergeben hätte können. Wenn gegen Ende dann auch noch die volle Breitseite Gefühlsduselei ausgepackt wird, dann ist Manchmal kommen sie wieder zwar endgültig auseinandergebrochen, in Wahrheit aber auch gar nicht mehr so weit entfernt von Kings zuweilen gerne über das Ziel hinausschießender Prosa.
Fazit
Dass "Manchmal kommen sie wieder" durchaus stimmungsvoll beginnt, ist nicht von der Hand zu weisen, versteht es Tom McLoughlin in der ersten halben Stunde der Handlung doch durchaus, die Jugenderinnerungen der Hauptfigur als psychologische Erfassung mit wohligem Grusel aufzubereiten. Danach jedoch geht es bergab und "Manchmal kommen sie wieder" gerät zum effekthascherischen Spuk, der sich gegen Ende auch noch in Kaskaden der Rührseligkeit verrennt.
Autor: Pascal Reis