Inhalt
Der Psychiater CJ und seine Frau Caroline Arnold haben gegen den Rat vieler die alte verfallene Vargas-Villa gekauft. Das heruntergekommene Haus stand viele Jahre leer, weil ein Fluch auf ihm lasten soll. Es steht wohl direkt auf einem Vulkankrater und hat dadurch eine Verbindung zum Erdinneren. Nichtsdestotrotz wollen die Arnolds dieses Haus zu einem Drogen-Rehabilitationszentrum umbauen. Sie bitten Freunde und Studenten aus CJs Psychiatrie-Gruppe, ihnen beim Herrichten des alten Hauses zu helfen. Caroline findet ein altes Tagebuch des verstorbenen Emilio Vargas und hat das Gefühl, dass sie damit vor dem verfluchten Haus gewarnt wird. CJ sucht nach einem entlaufenen Hund und findet im Keller des Hauses eine Falltür nebst Kreuz als Siegel. Er bricht das Siegel und öffnet die Falltür ... und setzt damit eine extrem bösartige, phantasmagorische unheimliche Macht frei, die seit Langem hinter dieser Falltür lauert. Die Bewohner erkennen, dass dieses teuflische Wesen der gehörnte Beelzebub persönlich ist, der jetzt freigesetzt sein grausames Töten beginnt. Wem gelingt es, dieser mörderischen Macht zu entkommen ...?
Kritik
Viele Horrorfilme funktionieren ähnlich wie die Sage rundum die Büchse der Pandora. Es gibt einen auslösenden Moment, in dem Worte aus einem Buch vorgelesen werden, Rituale ausgeübt oder Häuser bewohnt werden, wodurch darauffolgende Grausamkeiten bezweckt werden. In The Evil - Die Macht des Bösen ist es eine Falltür, die geöffnet und die bedrohliche Macht damit freigesetzt wird. Wir kennen das aus Filmen wie Tanz der Teufel oder aus Beschwörungen der unzähligen Dämonen-Filmen, die wir in den letzten Jahren im Kino vorgesetzt bekommen. Das Unheil erhält seine Grausamkeit durch die Hoffnung auf das Abwenden des Unheils. Ein Horrorfilm, der von Dämonen erzählen würde, die sich schon immer auf der Welt bewegen, wäre wenig faszinierend. Es bedarf eines gewissen Regelwerkes, einer zu überschreitenden Grenze, die den Höhepunkt herausfordert, um die Funktionalität eines Horrorfilmes zu gewährleisten.
Interessant ist daran jedoch das Selbstverständnis dieses Genres, das sich immer auch als erzieherisches versteht. So bezweckt auch hier kein Zufall das Grauen, sondern das Missachten von Warnsignalen. Der Mensch geht seiner Neigung, neugierig erforschend zu sein, nach und wird dafür mit Konsequenzen bestraft. Der auslösende Moment für das Grauen trägt demzufolge hier Kritik am Menschen in sich, sich der eigenen Überheblichkeit zu entziehen, und Warnsignale zu befolgen. Selbst in einem simplen und aus heutiger Perspektive stereotypisch wirkenden Horrorfilm wie The Evil - Die Macht des Grauens lässt sich demzufolge ein moralischer Rahmen festmachen, der jedoch nicht über die üblichen Plattitüden hinaus geht. Auch hier bleibt erstaunlich, dass das Potenzial des entscheidenden Moments nicht erkannt und weiter ausgearbeitet wird.
Davon abgesehen ist er recht kompetent umgesetzt und versteht es nicht nur, eine bedrückende, aus der Ausarbeitung der Lokalität und einem guten Gefühl für Timing resultierende Atmosphäre zu kreieren, sondern ebenso sich die Anzahl der Charaktere zu Nutze zu machen. So gelingt ihm zwar nicht den menschlichen Verfall einzufangen wie wir es in Blair Witch Project beobachten können, aber wohl das Spielen mit der Skepsis verschiedener Charaktere dem Haus gegenüber. Die verschiedenen Perspektiven auf die Geschehnisse gestalten dabei nicht nur die Handlung spannender, sondern sorgen auch darüber hinaus für einige interessante Szenen.
Fazit
"The Evil - Die Macht des Bösen" ist ein kompetent wie konventionell umgesetzter Horrorfilm, der einen sich aus den Strukturen des Plots implizierten moralischen Rahmen hervorbringt, der jedoch nicht weiter ausgebaut wird. Am Ende bleibt ein Film, an dem es wenig auszusetzen und wenig hervorzuheben gibt. Wenn man Nostalgie-Gefühle vernachlässigt, bleibt bis auf wenige originelle Ausnahmen ein Horrorfilm, den man so momentan oft im Kino zu sehen bekommt.
Autor: Maximilian Knade