Inhalt
Astronomen machen eine sensationelle Entdeckung: Auf der Erdumlaufbahn, jenseits der Sonne, existiert ein unbekannter Planet. Die Astronauten Ross (Roy Thinnes) und Kane (Ian Hendry) sollen ihn erforschen. Doch die Mission endet in einer Katastrophe. Ihr Raumschiff wird zerstört, Kane kommt dabei ums Leben. Und Ross scheint sich plötzlich wieder auf der Erde zu befinden.
Kritik
„Zerstört, alles zerstört...“
Die Welt hielt inne, die Köpfe erhoben sich im Kollektiv in Richtung Firmament und Träume schienen plötzlich vollkommen einholbar. Es war der 20. Juli 1969, als Neil Armstrong vor den Augen von weltweit mehr als 600 Millionen Zuschauer als erster Mensch die Mondoberfläche betrat und die Worte sprach, die jeder mit diesem Meilenstein des 20. Jahrhundert in Verbindung zu bringen weiß: „Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer für die Menschheit“. Natürlich sorgte die erfolgreiche Raumfahrtmission im Rahmen des Apollo-Programms dafür, dass sich unzählige Kinder voller Begeisterung (und Bewunderung!) das Berufsziel setzten, ebenfalls Astronaut zu werden. Auf der anderen Seite aber wuchs auch das Misstrauen dahingehend, was in den unendlichen Weiten des Weltalls lauert – und sich, möglicherweise, ebenfalls auf den Weg machen könnte, Mutter Erde einen überraschenden Besuch abzustatten.
Dass gerade in dieser Phase, in der sowohl Ängste geschürt wurden, aber auch die Faszination gegenüber den Wissenschaften der Astrologie und Astronomie wuchsen, das Sci-Fi-Genre regelrechte Hochkonjunktur feierte, versteht sich von ganz alleine. Und Unfall im Weltraum, überaus kompetent in Szene gegossen von Robert Parrish (Casino Royale, Fluchtpunkt Marseille), nutzt diesen Gefühlswust, um sein Szenario adäquat zu verdichten. Im Zentrum steht dabei der Komplex für kosmische Forschung, der kürzlich eine Sonnensonde ins All entsandt hat und bei der Auswertung der hiesigen Fotografien auf ein wahrhaftiges Kuriosum gestoßen ist: Auf der erdabgewandten Seite der Sonne befindet sich ein bis dato unbekannter Planet, der sich in Sachen Umlaufbahn vollkommen identisch mit der Heimat des Menschen verhält. Eine reizvolle Prämisse rund um die sogenannte Gegenerde also, mit der Robert Parrish und sein dreiköpfiges Autorenteam aufwarten können.
Wirkungsvoll aber gestaltet sich nicht nur die Vision der Ausgangslage, überraschenderweise kann Unfall im Weltraum zuweilen mit wirklich hochwertigen Effekten protzen, die nichts mit dem Genre-Ramsch zu tun haben, der in jenen Jahren ebenfalls im monatlichen Turnus die Lichtspielhäuser heimsuchen durfte. Robert Parrish war ohnehin ein Filmemacher, der durch sein technisches Verständnis, wie und mit welchen Elementen man den Bildkader zu füllen hat, nachhaltig zu beeindrucken wusste. Unfall im Weltraum, der unverkennbar auch von Stanley Kubricks Jahrhundertwerk 2001 – Odyssee im Weltraum inspiriert wurde, geht jedoch noch einen Schritt weiter, als sich an seiner reinen Visualität zu ergötzen. Das Geschehen formt sich in der zweiten Hälfte zum psychologisch-motivierten Drama, offeriert Existenz- und Sinnfragen und betrachtet das technokratischen Zeitalter, in dem Unfall im Weltraum fortwährend agiert, mit einem äußerst düsteren Blick.
Fazit
Mit der Sci-Fi-Schleuderware aus jenen Jahren hat "Unfall im Weltraum" nichts am Hut, denn Robert Parrish beweist mit seiner Reise zur mythologischen Gegenerde, dass er nicht nur ein erstklassiges Verständnis für (Film-)Technik besitzt. Sein Umgang mit Existenz- und Sinnfragen gibt "Unfall im Weltraum" ebenfalls eine einnehmende psychologische Tiefe, die eine Zweitsichtung in den Bereich des Möglichen verfrachtet.
Autor: Pascal Reis