Inhalt
Als eine Art irischer Robin Hood macht Michael Martin Anfang des 20. Jahrhunderts die Straßen seiner Heimat unsicher. Als er den Gesetzeshütern nur mit knapper Not entkommen kann, findet er Unterschlupf bei einem vermeintlichen Priester. Dieser entpuppt sich jedoch als Captain Thunderbolt – der größter irischen Freiheitskämpfer seiner Zeit. Martin wird sein Stellvertreter im Kampf gegen die verhassten Besatzer, macht sich als Captain Lightfoot einen Namen. Ausgerechnet seine Liebe zu Thunderbolts Tochter Aga wird zu einer großen Gefahr für die Männer.
Kritik
„Wenn die Ketten brechen“ („Captain Lightfoot“) zählt zu den heute kaum erwähnten Arbeiten des in Deutschland geborenen und kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges in die USA geflohenen Regisseur Douglas Sirk (bürgerlicher Name: Hans Detlef Sierck), der in erster Linie durch Melodramen wie „Was der Himmel erlaubt“ oder „Solange es Menschen gibt“ in Erinnerung geblieben ist. Mit dieser Verfilmung eines Romans von W.R. Burnett widmet er sich dem historischen Abenteuerfilm und kann auf beeindruckende Art unter Beweis stellen, was für ein begnadeter Handwerker seines Fachs er gewesen ist. Etwas gewohnter Einschlag darf natürlich bei der aufkeimenden Liebesgeschichte nicht fehlen. Da bleibt der Schuster eben bei seinen Leisten.
Auf dem Papier nur ein B-Movie, nutzt Sirk das neuentwickelte Cinemascope-Verfahren um seinen Film einen leicht epischen Anstrich zu geben. In strahlendem Technicolor und tatsächlich vor irischen Originalschauplätzen gedreht (für damalige US-Produktionen völlig unüblich), fängt der Regisseur eindrucksvolle Aufnahmen der traumhaften Landschaft ein, die ihn Zeit seines Lebens faszinierte. Kein Wunder, strahlen die satten, grünen Wiesen, die antiken Bauten und das malerische Ambiente einen unkopierbaren Zauber aus, den Sirk vortrefflich durch die neue Technik zu transportieren weiß. Obwohl es keine gigantischen Massenszenen, spektakuläre Kämpfe, eine extrem aufwändige Ausstattung oder andere Merkmale für hochbudgetierte Genrefilme zu sehen gibt, wird allein durch das Auge, Händchen und Talent des Regisseurs eine Form von Größe vorgegaukelt. Sirk wurde auch deshalb von Universal für das Projekt engagiert, womit die Produzenten einen Volltreffer landeten. Als Star wurde der aufstrebende Darsteller Rock Hudson verpflichtet, mit dem Sirk in seiner Karriere mehrfach zusammenarbeitete.
Hudson wird von seinem Spezi wirkungsvoll in Szene gesetzt. Ungestüm, aufbrausend, gleichzeitig durch und durch ehrenhaft. Kernig, attraktiv, bereit für seine Ideale und die gute Sache alles zu geben. Der typische Held des klassischen Hollywoodkinos, den Männer respektieren und die Frauen zu Füßen liegen. Dementsprechend wird hier recht wenig Wert auf Ambivalenz (zumindest bei den Hauptfiguren) gelegt und manche Verhaltensweisen bzw. Selbstverständlichkeiten wirken aus heutiger Sicht zweifellos antiquiert. Manchmal haben Frauen ein kleines bisschen Haue gern. Da muss der schmucke Rock halt dem vorlauten Frauenzimmer erst ordentlich-erzieherisch den Popo versohlen, damit sie ihre ziegig-widerspenstige Art ablegt, sich (natürlich) Hals über Kopf in ihn verliebt und zum getreuen, schmachtenden Weibchen mutiert. Generell, Frauen sollte man nichts Wichtiges anvertrauen, die sind so unbedacht und naiv, Captain Thunderbolt mahnt nicht umsonst. Im zeitlichen Kontext ist das keinesfalls böse gemeint, erscheint nur recht drollig. Ebenso ein Faustkampf unter Männern, der dank fröhlicher Musikuntermalung wie ein heiteres Tänzchen anmutet. In den Punkten ist „Wenn die Ketten brechen“ unbestreitbar leicht angestaubt.
Das mag man ihm letztlich jedoch verzeihen, unterhaltsam ist dieser flotten Genrefilm nach wie vor. Kompakte 90 Minuten lassen wenig Zeit für Längen, das Geschehen wird niemals monoton und immer wieder durch neuen Input vorangetrieben. Es bleibt zwar der Eindruck, dass mit mehr finanziellem Backround und Vertrauen des Studios ein eventuell wirklich großer Film hätte entstehen können, dafür bieten sowohl die Geschichte und Fähigkeiten der Beteiligten eigentlich genug Potenzial, aus den Möglichkeiten wurden aber erstaunlich viel herausgeholt. Leicht in die Jahre gekommen, dennoch ein kurzweiliges Vergnügen eines fachlich ungemein kompetenten Filmemachers.
Fazit
„Wenn die Ketten brechen“ ist bestimmt nicht – wie es die MASTERPIECES OF CINEMA-Reihe von KOCH MEDIA vom Titel her verspricht – ein Meisterwerk und wird von einigen Filmen aus dieser Veröffentlichungsserie klar übertroffen, dennoch muss man dem Label dankbar sein, dieses beinah vergessene Werk wieder auf den Markt gebracht zu haben. Vor allem in dieser hervorragenden Qualität. Für Fans von 50er Jahre Abenteuerfilmen, Rock Hudson und besonders Douglas Sirk, die Mal eine etwas andere Arbeit von ihm sehen wollen, mit Sicherheit keine Fehlinvestition.
Autor: Jacko Kunze