Inhalt
Der altgediente Lt. Colonel Hal Moore soll ein 400-Mann starkes Platoon in die erste Schlacht des Vietnamkrieges führen. An einem idyllischen Sommertag landet das Platoon in Vietnam, in einem Gebiet mit dem Codenamen 'X-Ray'. Dieses malerische Tal, umgeben von einer grünen wunderschönen Hügellandschaft sollte jedoch schon bald seinem heutigen Spitznamen "Das Tal des Todes" gerecht werden, denn auch wenn bei ihrer Landung überraschenderweise alles ruhig war, so sollte sich doch der Anfang einer der blutigsten Schlachten des Krieges mit großen Schritten nähern. Moore führt ohne eine Wahl zu haben die teils unerfahrenen und jungen Söhne von Vätern, Väter von Söhnen und Brüder von Schwestern in eine scheinbar bereits verlorene Schlacht....
Kritik
-„Ich bin froh, für mein Land zu sterben!“
-„Sagen Sie meiner Frau, ich liebe sie!“
-„Wenn es Sie erwischt, dann erwischt es uns alle!“
-„Sir, Custer war‘ ne Memme. Sie sind keine!“
…und so weiter und so fort. Und das ist nur eine lose Auswahl banaler Catchphrases, die nicht mal ansatzweise widerspiegeln, was für einem gruseligen Scheusal Wir waren Helden in Wirklichkeit eine Bühne gibt. Sich berufend auf Tatsachenberichte wird versucht das dargebotene Debakel als ungeschönt-realistisches Kriegsszenario zu verkaufen. Aber besonders vor einem realen Hintergrund macht doch der Ton entscheidend die Musik und da entpuppt sich dieses furchtbare Unding als ein ekelhaftes Kompott aus Legitimierungen und Blutgeilheit. In dieser Kombination – mit dem Geschehen im Rücken und der selbst auferlegten Wichtigkeit – ganz besonders verwerflich.
Durch Braveheart waren Mel Gibson und Autor Randall Wallace wahrscheinlich Blutsbrüder und so verwundert es kaum, dass der Superstar bei der zweiten Regiearbeit von Wallace sofort parat stand. Ob sich er und das Skript so zufällig gefunden haben oder es an die Bedürfnisse seines Helden noch angepasst wurde, keine Ahnung. Aber eins steht fest: Mad Mel muss sich hier wie zuhause gefühlt haben. Die erste Stunde von Wir waren Helden ist eine beinah absurd anmutende Vaterlands-Glorifizierung, insbesondere dargeboten durch Multi-Familienvater Ltd. Col. Hal Moore (Gibson). Die ganze Rückbank der Familienkutsche ist voll mit einer fröhlichen, aufgekratzten Kinderschaar, während sich die gefügige Hausfrau (Madeleine Stowe, Twelve Monkeys, würdelos auf die Gage schielend) schutzsuchend an die breite Schulter ihres stolzen Göttergatten kuschelt. Leider ruft die Pflicht in Asia-Sonstewo, später bekannt als Vietnam. Wir waren Helden schildert die erste, vernichtenden Schlacht zwischen der US-Army und dem Vietcong. Alles andere als uninteressant und in einer gewissen Konsequenz, in einer Schonungslosigkeit sogar unvermeidlich, aber wie das dieses Machwerk verhökert, ist es eine einzige Unverschämtheit.
Pro-militärisch, Kriegs-verherrlichend und gottesfürchtig; eindimensional und verlogen wie ein Tweet von Donald Trump: Ohne jedes Unrechtbewusstsein betreibt Wir waren Helden anfangs übelste, manipulative Propaganda. Kreiert billige Identifikationsfiguren, deren Leichensäcke damit bereits einen Namen tragen. Außer Papa Mel. Der holt sich vor dem Einmarsch noch das Okay von seinem besten Kumpel Gott. Deklariert im selben Atemzug seine Gegner zu ungläubigen, wertlosen Bastarden und erklärt im Anschluss seiner Jüngsten noch, was Krieg ist und warum so wertvoll für die Allgemeinheit. Noch kurz bei Mama angebuckt, bevor die sich ausschließlich mit den Problemen fröhlicher Kriegs-Stroh-Witwen zu beschäftigen hat: Einkaufen, Wäsche waschen, degeneriert kichern, sich Sorgen machen und eventuell trauern, wenn es richtig dumm läuft. Da sind Mel und seine fügsamen Knaben bereits in der grünen Hölle angelangt und der Kriegs-Porno darf endlich richtig abspritzen.
Dämonisierend auf der einen Seite, heroisierend auf der anderen. Dazu nicht im Entferntesten interessiert an einer vernünftigen Dramaturgie. In dieser blinden Überzeugung beinah schon grotesk – aber leider nicht amüsant – wird sich noch die Opferrolle angedichtet, wobei weder eine echte Schuldfrage, noch auch nur rudimentär ein Hintergrund angerissen wird. Nein, immer rein in den stumpfen Kriegs-Splatter. Da werden peinliche, einseitig verwertbare, fast schon gefährlich-radikale Phrasen mit roher, geiernder Gewaltdarstellung zu einer blutigen, primitiven Pampe verrührt. Wir waren Helden ist ein ekelhafter Schlachtfeld-Porno. Als hätte es aufrüttelnden Anti-Kriegsfilme wie Wege zum Ruhm, Apocalypse Now, Platoon oder Full Metal Jacket niemals gegeben. Selbstbeweihräucherung und Selbstmitleid, schamlose Rechtfertigungen am laufenden Band. Penetrant, viehisch und doppelmoralisch vorgetragen. Da möchte man nur noch kotzen. Unreflektierter wurde das Thema Krieg wohl selten präsentiert. Zumindest auf dem Produktionsniveau. Was ihn umso abscheulicher macht. Das hat nichts mit Abschreckung oder Aufarbeitung zu tun, das ist das komplette Gegenteil. Ein Loblied auf die erste Garde Kanonenfutter eines völlig sinnlosen Krieges. Und dann noch so unsensibel verramscht, da hatten die Angehörigen bestimmt Tränen in den Augen. So eine respektlose, abartige Scheiße, unfassbar!
Fazit
Ist kaum ein Fazit wert, der ganze Hass wurde bereits entladen. „Wir waren Helden“ ist die Antithese zu jedem wichtigen Kriegsfilm. Als würde er das Genre bewusst sabotieren wollen. Gewaltgeil, ignorant, parteiisch und sogar religiös so stoisch veranlagt, viel stumpfsinniger, verbohrter und somit sogar gefährlicher geht ja kaum noch. Pfui, anders lässt sich das kaum beschreiben.
Autor: Jacko Kunze