Inhalt
In einem modernen Amerika, in dem Hexen real sind und Hexerei illegal ist, muss sich ein Teenager ihren eigenen Dämonen und Vorurteilen stellen, während sie zwei jungen Hexen hilft, der Strafverfolgung zu entgehen.
Kritik
Man könnte glauben, dass Witch Hunt nur eine fiktive Geschichte ist, die überhaupt nichts mit den realen USA zu tun hat, denn schließlich geht es ja um Hexerei und Hexenverfolgung. Nichtsdestotrotz erscheint das Szenario, das in Witch Hunt gezeichnet wird, erschreckend real, gerade in Anbetracht so mancher nahezu schon mittelalterlicher Gesetze, die im Jahre 2022 in den USA beschlossen wurden. Da erscheint die gezielte Kriminalisierung von Frauen, die im Film problematisiert wird, auf einmal gar nicht so realitätsfern zu sein. Witch Hunt ist hochaktuell und politisch und übt mit der Hexen-Metapher ganz deutlich Kritik an der Einwanderungspolitik in den USA. Noch deutlicher hätte man es nicht machen können, als unter dem Deckmantel der Hexerei die Verfolgung und Kriminalisierung von unschuldigen Menschen anzuprangern.
Alle sind sich sofort einig, dass Hexenverfolgung und Verbrennung ein absolut ungerechtfertigter, sinnloser Schwachsinn und ein dunkles Kapitel in der Geschichte der Menschheit war. Doch aus irgendeinem Grund gibt es in den USA immer noch genug Menschen, die glauben, dass alle Einwanderer Kriminelle sind, und dass ihre "amerikanische Existenz" und Sicherheit von den Ausländern bedroht wird. Als oberstes Ziel gilt daher, die Ausländer zu verfolgen und sich um jeden Preis durch hohe Mauern oder Waffen gegen sie zu verteidigen. Witch Hunt enthält großartige Satire, beispielsweise als die Hauptfigur Martha (Elisabeth Mitchell, First Kill) mit der neugierigen Nachbarin Cynthia (Deborah May, Call me Anna) redet und anmerkt: „Man hätte die Mauer noch höher bauen sollen.“ Oder: „Nicht jeder hat so vernünftige Gesetze wie wir in Amerika.“ Gerade mit der Rolle der Nachbarin skizziert man eine Figur, die für alle Mitläufer steht, die tatsächlich an diesen Unsinn glauben und sich von den „antiamerikanischen Menschen“ bedroht fühlen. Die Parallelen zwischen Fremdenhass und Hexenverfolgung lassen sich definitiv nicht leugnen.
Es ist erschreckend, wie leicht man manche Menschen dazu bringen kann, jeden Schwachsinn zu glauben. Man braucht nur bestimmte Gesetze zu erlassen und mit Hilfe von Autoritätspersonen die Angst vor dem Fremden immer mehr zu schüren, bis alle daran glauben. Sogar Martha's Tochter Claire (Gideon Adlon, The Mustang) glaubt zunächst daran, dass die Hexen Kriminelle sind, obwohl ihre Mutter diesen Menschen hilft und ihr vorlebt, wie man sich richtig verhalten sollte. Doch in der Schule hört sie von den Lehrern und ihren Freunden nur, dass Hexen „Verbrecher“ sind und sie glaubt daran. Obwohl ihre Mutter ihr erzählt: „Sie können nichts dafür. Sie haben nun mal diese Kräfte“.
Die meisten Menschen sind geradezu vom Verlangen durchströmt, von allen gemocht und akzeptiert zu werden. Die Erfüllung dieser Wünsche geht oft mit der gehorsamen Eingliederung in das gesellschaftliche System einher. Das führt wiederum dazu, dass es Menschen schwerfällt, sich gegen unsinnige Gesetze zu wehren, wenn die Mehrheit dafür ist, und sie womöglich noch mit gesellschaftlichen und strafrechtlichen Konsequenzen rechnen müssen, wenn sie sich auflehnen. Witch Hunt erinnert an die Gesetze zur Judenverfolgung aus dem Dritten Reich, als in der Gesellschaft große Angst vor Juden geschürt wurde und sie durch grausame und unsinnige Gesetze systematisch gequält und vernichtet wurden. Witch Hunt appelliert an den gesunden Menschenverstand und warnt die amerikanische Gesellschaft davor, die gleichen Fehler zu begehen, die in der Geschichte bereits mehrmals begangen wurden.
Die Angst vor Menschen, die anders sind, als man selbst und das systematische Anprangern der Fremden wird in Witch Hunt treffend dargestellt. Mit der Figur der Tochter Claire wird deutlich, dass es nicht leicht ist, sich gegen die gesamte Gesellschaft zu wehren, aber es ist dennoch möglich. Um so wichtiger ist es, all das zu hinterfragen, was einem von der Gesellschaft als richtig vorgelebt und aufgezwungen wird. Am einfachsten ist es immer, wenn man darüber nachdenkt: „Wie würde man sich selbst in einer Situation fühlen, in der man als Krimineller nur aufgrund seines Äußeren oder seiner Religion eingestuft wird?" Heute sind es die „rothaarigen Hexen“, die "kriminell" sind und morgen sind es vielleicht die „schwarzhaarigen Brillenträger“ und übermorgen ist man vielleicht selbst der Kriminelle. Wenn man zu lange wartet und anderen nicht hilft, denen Unrecht widerfährt, dann ist man eines Tages selbst derjenige, der Hilfe braucht, doch vielleicht ist dann keiner mehr da, der helfen kann.
Es wird sicherlich Menschen geben, die sich Witch Hunt anschauen möchten, weil sie ein Feuerwerk an Magie im Stil von Harry Potter, nur gruseliger, erwarten. Die besagten Menschen könnten ein wenig enttäuscht sein. Die Magie kommt in dem Film selbstverständlich vor, aber nimmt bei weitem nicht so viel Platz ein, wie man glauben könnte. Es geht vielmehr darum darzustellen, wie unschuldige Menschen völlig grundlos verfolgt werden. Witch Hunt glänzt übrigens mit einem guten Cast, der überwiegend mit Frauen besetzt ist, die den Film wunderbar tragen können. Nichtsdestotrotz hat der Film ein paar Längen, die man jedoch mit dem intensiven Nachdenken über die Ernsthaftigkeit der Thematik, die dahintersteckt, überbrücken kann.
Fazit
"Witch Hunt" arbeitet viel mit Metaphern und genau darin liegt seine Stärke. Es ist kein schockierender Horrorfilm, der ein Feuerwerk an Action bietet, sondern eher ein intelligenter Gruselfilm mit ein paar dezenten Schockelementen und viel Gesellschaftskritik.
Autor: Yuliya Mieland