Inhalt
Auf dem Weg nach Kalifornien wird Midge Kelly (Kirk Douglas) seiner Ersparnisse beraubt. Daher nimmt er das Angebot an, bei einem Box-Schaukampf ein paar Dollar zu verdienen. Die Sache läuft gut, und Midge entscheidet sich, professionell ins Boxgeschäft einzusteigen. Für seine Karriere opfert er jedoch rücksichtslos sein Privatleben.
Kritik
Wer an Boxkämpfe auf der großen Leinwand denkt, dem kommen unweigerlich Filme wie Rocky, Wie ein wilder Stier oder Million Dollar Baby in den Sinn. Großartige Boxfilme gibt es zuhauf und das verwundert auch nicht, denn Boxkämpfe lassen sich actionreich, emotional und bildgewaltig inszenieren. Keine andere Sportart dürfte sooft im Mittelpunkt des Geschehens im Kino gestanden haben. Schließlich gibt es Boxfilme bereits seit der Frühzeit des Films. Viele gerade der früheren Werke sind aber leider mittlerweile zu sehr in Vergessenheit geraten und das völlig zu Unrecht, denn ein Film wie Champion – Zwischen Frauen und Seilen hat für das Subgenre einiges zu bieten. Man kann Mark Robsons (Erdbeben) Film noir aus dem Jahre 1949 gewiss als Vorläufer und Inspirationsquelle der zuvor genannten Filme nennen, denn mit Dramatik kann Champion – Zwischen Frauen und Seilen genauso aufwarten, wie mit einer Liebesgeschichte und familiären Auseinandersetzungen. Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass die Protagonisten eher aus der sozialen Unterschicht stammen, also aus prekären und einfachen Verhältnissen und bereit sind alles zu tun, um aufzusteigen. Das ist ihr Antrieb für den unbändigen Siegeswillen.
Klar zu erkennen sind auch die klassischen Noir-Filmkomponenten, die Robson vor allem in der ersten Hälfte des Films mit komödiantischen Elementen auflockert. Midge Kelly (Kirk Douglas, Erster Sieg) hat stets einen lockeren Spruch auf den Lippen und bringt sich zudem gern in Situationen, aus denen er sich geschickt herauswinden muss. Humorvoll sind ebenso die ersten Trainingsmontageszenen, in denen sich Kelly wahrlich nicht professionell anstellt. Kelly bringt zwar ziemlich viel Talent mit, es mangelt ihm aber zunächst an Disziplin und Technik. Kein Wunder, denn eigentlich sind er und sein Bruder Connie (Arthur Kennedy, 16 Uhr 50 ab Paddington) nur Gelegenheitsarbeiter, die sich auf den Weg nach Kalifornien machen, um Teilhaber an einem Restaurant zu werden. Auf dem Weg dorthin treffen sie zufällig auf den Profiboxer Johnny Dunne (John Daheim, Spartacus) und es bietet sich für Midge die Gelegenheit durch einen Boxkampf gegen Dunne etwas Geld zu verdienen. Obwohl sein Talent sich bereits zeigt und er ein Angebot erhält ins Boxgeschäft einzusteigen, lehnt er ab und zieht mit seinem Bruder weiter, nur um bald festzustellen, dass sie übers Ohr gehauen wurden. Bevor Midge wieder in den Ring steigt, vergeht einige Zeit, in der man den Charakter von Midge besser kennenlernt.
Midge ist in vielen Belangen ein Aufschneider und Frauenheld, weshalb der ursprüngliche deutsche Titel des Films Zwischen Frauen und Seilen gar nicht so abwegig ist. Problematisch ist dagegen der Umgang mit den Frauen im Film. Diese sind eher schmückendes Beiwerk, dessen man sich entledigen kann, wenn man sie nicht mehr braucht, zumindest aus der Sicht von Midge Kelly. Gerade dieser Status als typischer Frauenheld lässt ihn doch über weite Strecken recht unsympathisch erscheinen. Auch wenn sich in dieser Hinsicht der Film manchmal indes anders entwickelt und Midge teilweise seine Lektionen lernt, ist die Darstellung aus heutiger Sicht eher altmodisch. Als Midge dann in den Ring steigt, verdient er sich nicht nur den Respekt seiner Gegner, sondern auch der Zuschauer. Das, was hier boxerisch gezeigt wird, kann sich in jedem Fall sehen lassen. Aber Erfolg und Sympathie sind nicht von Dauer und Midge wird mit zunehmendem Erfolg arroganter und überheblicher. Besonders fies wird er sogar zu seinem Bruder und letztendlich entfremdet er sich nicht nur von diesem, sondern zugleich von den Zuschauern. Doch es ist ein ewiges hin und her und schließlich fiebert man mit dem tragischen Helden irgendwann wieder mit.
Diesen stetigen Wandel verkörpert Kirk Douglas in einer seiner ersten Hauptrollen hervorragend, weshalb er zurecht mit seiner ersten Oscarnominierung belohnt wurde. Dass er ein guter Darsteller ist, der auch die schwierigen Rollen beherrscht, hat er in seiner langen Karriere oft bewiesen. In Champion zeigt er, dass er zudem ein ganz passabler Boxer ist. Douglas füllt mit seiner Präsenz die Leinwand, reißt alles an sich und dennoch schaffen es seine Co-Stars nicht unterzugehen, was definitiv für sie und für die gute Besetzung im gesamten Film spricht. Deshalb fallen in erster Linie Arthur Kennedy als sein Bruder (ebenfalls oscarnominiert) und Paul Stewart (The Wild Party) als Trainer und Manager auf, indem sie in ihren Rollen Midge Kelly Paroli bieten. Leider sind die Frauenrollen nicht genauso stark, was aber bei einem Film aus den 40ern nicht zu erwarten war. In dieser Hinsicht ist der Film nicht wirklich gut gealtert. Was der Film aber in jedem Fall überzeugend darstellt, sind die Boxkämpfe, die realistisch und schonungslos inszeniert sind, was vor allem der guten Kameraarbeit von Franz Planer zu verdanken ist. Champion konnte im übrigen hierfür ebenfalls eine Oscarnominierung ergattern, wie daneben noch in den Kategorien adaptiertes Drehbuch und Filmmusik und wurde letztendlich zumindest in der Kategorie Schnitt mit einem Goldjungen bedacht.
Fazit
„Champion – Zwischen Frauen und Seilen“ erzählt vom Aufstieg und Fall eines Boxers, der erst lernen muss, worauf es im Leben wirklich ankommt und bietet mit dem Wandel von Midge Kelly eine interessante Geschichte auch abseits des Rings. Dennoch sind das klare Highlight des Films die herausragend inszenierten, realistisch wirkenden Boxkämpfe mit einem überzeugenden Kirk Douglas. Obwohl Douglas Figur nie so ikonisch war und sein wird wie Stallones Rocky oder De Niros LaMotta ist „Champion“ dennoch ein guter Boxfilm, den sich Freunde des Genres nicht entgehen lassen sollten.
Autor: Andy Mieland