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Es ist passiert: Netflix übernimmt Warner für fast 83 Milliarden US-Dollar [Update]

von Sebastian Groß

Netflix wird Warner Bros. übernehmen! Das gaben die beiden Unternehmen am Freitag bekannt. Der Deal hat ein Volumen von 82,7 Milliarden US-Dollar und gilt als einer der größten in der Geschichte der Unterhaltungsbranche. Im Deal ist auch HBO und der Streamingdienst HBO Max enthalten.

Netflix-Bosse Reed Hastings, Ted Sarandos und Greg Peters betonten, dass Warner weiterhin wie bisher arbeiten werde, einschließlich Kinostarts. Außerdem sollen die Studioaktivitäten ausgebaut und jährlich 2 bis 3 Milliarden US-Dollar eingespart werden. Sollte der Deal scheitern, sieht der Vertrag eine Abfindung von 5,8 Milliarden US-Dollar vor.

Der bisherige lineare Netzwerksbereich, zu dem unter anderem CNN, TNT, HGTV und Discovery+ gehören, soll weiterhin ausgegliedert werden, voraussichtlich im dritten Quartal 2026.

Netflix sieht in der Übernahme vor allem die Chance, Inhalte schneller und breiter verfügbar zu machen und den Nutzerinnen mehr Auswahl zu bieten. „Durch die Kombination von Netflix’ globaler Reichweite mit Warner Bros.’ bekannten Franchises können wir neue Geschichten erzählen und ein größeres Publikum erreichen“, so Sarandos. Auch Peters betonte, dass die Übernahme langfristig den gesamten Unterhaltungsmarkt stärken und den Wert für Aktionärinnen steigern könne.

Hintergrund ist, dass Netflix durch eigene Inhalte die meisten Nutzerinnen bindet. Analystinnen sehen die Übernahme als Reaktion auf die wirtschaftliche Realität: Mittelgroße Medienunternehmen können kaum noch mit Streaming-Riesen wie Netflix oder großen Tech-Konzernen konkurrieren. Besonders interessant sind für Netflix bekannte Marken wie DC Comics, Harry Potter und Herr der Ringe, die langfristig verwertet werden können. Auch HBO bringt eigene Inhalte und eine große globale Reichweite mit.

Allerdings gibt es kritische Stimmen: Branchenvertreter*innen und die Directors Guild äußern Bedenken, dass der Deal negative Folgen für Kinos haben könnte. Cinema United warnte, dass die Übernahme „eine beispiellose Bedrohung für das weltweite Kino“ darstellen könnte, da Netflix’ Geschäftsmodell Kinovorführungen nicht fördert.

Hollywood steht nun vor einem Megadeal, der die Branche grundlegend verändern könnte – sowohl für Studios, Streamingdienste als auch für die Kinolandschaft weltweit.

Update [via World of Reel]

Netflix rudert bereits spürbar von seinem zuvor betonten Bekenntnis zu ordentlichen Kinoauswertungen für Warner-Bros.-Filme zurück. Obwohl Co-CEO Ted Sarandos im Investor-Call betonte, man habe keinerlei grundsätzliche „Opposition“ gegenüber Kinostarts und werde bestehende HBO- und Warner-Modelle respektieren, verschwieg er, dass die meisten Netflix-Kinoreleases extrem kurze Auswertungsfenster hatten. Seine Aussagen deuteten klar darauf hin, dass auch künftige Warner-Filme unter Netflix eher schnell zum Streaming wandern sollen – unter dem Deckmantel „verbraucherfreundlicherer“ Fenster.

Sarandos’ beharrliche Formulierung, man werde lediglich „evolvierende“ und „kürzere“ Fenster etablieren, widerspricht dem Eindruck, den Netflix während der Übernahmeverhandlungen erweckte: nämlich, dass man die bisherigen Kinoverpflichtungen vollumfänglich respektieren würde. Nun klingt es, als wolle Netflix nur das Minimum einhalten, während das eigentliche Ziel bleibt, Filme möglichst rasch dem eigenen Abo-Publikum zuzuführen.

Für viele Branchenexperten wirkt das wie ein düsteres Signal. Warner, das gerade ein außergewöhnlich starkes Kinojahr hinter sich hat, würde damit ausgerechnet an jenen Konzern fallen, der den größten Anreiz hat, das Kino weiter zu schwächen. Entsprechend wächst die Sorge, dass dieser Deal – sofern er nicht vom Justizministerium der Vereinigten Staaten gestoppt wird – das Kinogeschäft und die Kinokultur langfristig weiter aushöhlt.

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