Das zweite Quartal des Jahres ist vorüber und es gab wieder eine Menge zu entdecken - im Kino: Annäherung zwischen Cowboy und Ureinwohner, eine Romanze im Großmarkt, eine dramatische Feuersbrunst, ein Mann mit einem Hammer uvm.
Wir haben einmal die Kinoneustarts des Quartals zusammengetragen, die von uns am besten bewertet wurden. Dazu haben wir euch unser Fazit des jeweiligen Films eingefügt. Klickt einfach auf das Poster und ihr gelangt sofort zur kompletten Kritik. Die goldene Punktzahl, um in dieser Liste dabei zu sein, ist 7,5. Filme mit gleicher Punktzahl haben wir alphabetisch sortiert.
Was waren eure Kinohighlight des Quartals und welche der unten stehenden Filme habt ihr gesehen?
12: 3 Tage in Quibéron
Vor der lichten Kulisse der bretonischen Küste konzipiert Emily Atef ihr Ensembledrama um düstere Gefühlsausbrüche und leichtherzige Momente zufälliger Intimität. Für eine authentische Studie Romy Schneiders und ihrer Begleiter fehlt es dem semi-fiktionalen Szenario an Realismus. Dank Minichmayrs und Bäumers ausdrucksstarker Darstellungen entsteht dennoch das scharfkonturierte Psychogramm einer Berühmtheit im Kampf mit der eigenen emotionalen Ambivalenz.
7,5 Punkte
11: Ghostland
"Ghostland“ ist ein atmosphärisch wie inhaltlich gelungener Horrorfilm, der sich nicht nur wunderbar in seinem Genre auskennt, sondern durch verschiedenste Einflüsse auch etwas Spielerisches, aber stets Durchdachtes, an sich hat. Er vermischt das klassische Terror-Kino mit der menschlichen Psyche als Gegenstand der Handlung und hebt sich damit wunderbar von den ganzen Dämonen-Streifen ab.
7,5 Punkte
10: Love, Simon
Coming-of-Age goes Coming-Out: "Love, Simon" bezaubert mit Riesenradromantik, allerlei charmanten Ideen und einer frischen, unverbrauchten Perspektive auf das Teeniefilmgenre. Außerdem: Josh Duhamel als heißer Dad mit angegrautem Bart! Happy Pride Month 2018!
7,5 Punkte
9: Swimming with Men
"Swimming with Men" ist eine humoristische Absage an die hegemoniale Männlichkeit und ein Film über echte Männer.
7,5 Punkte
8: A Beautiful Day
Mit ihrem neusten Film "A Beautiful Day“ fabriziert Regisseurin Lynne Ramsay einen emotional und inszenatorisch sehr eigenwilligen, unzugänglichen Filmbrocken, der viele Zuschauer nachvollziehbar vor den Kopf stoßen wird. Wenn man jedoch in die undurchsichtigen Gefühlswelten dieses Films gewaltsam einbricht, wird man mit einem äußerst mitreißenden Filmerlebnis belohnt, das mit Hilfe des grandiosen Hauptdarstellers sowie der einzigartigen Inszenierung einen Blick in die Gefühlswelten eines suizidalen Geistes gewährt, den man in dieser Form nur selten erleben kann. Ein mutiger, hypnotischer Film, der sich tief in das emotionale Befinden des Zuschauers hineingräbt und dieses so schnell nicht verlässt.
8 Punkte
7: Augenblicke: Gesichter einer Reise
Mit „Augenblicke: Gesichter einer Reise“ hat Agnès Varda ihren neusten und erneut herausragenden Film abgeliefert. Zusammen mit dem Straßenkünstler JR erkundet sie ihr Heimatland und die Menschen, die es besiedeln. Dabei schaffen die beiden Menschen Kunst, die berührt, und zeigen Kunst, die Wert hat. Eine herzerwärmende Liebeserklärung an das Leben und die Menschen, die es gelebt haben in kompakten anderthalb Stunden, mit atemberaubender und zeitloser Kunst - zumindest für den Moment.
8 Punkte
6: The Cleaners
Mit viel Geschick und einer wirklich hervorragend politischen wie menschlichen Ebene, ist es den Regisseuren Hans Block und Moritz Riesewieck gelungen ein Plädoyer für kritisches Denken zu erschaffen. In Zeiten von Hass, Fake-News und einem erstarken von faschistischen Bewegungen, ist es umso wichtiger hinzuschauen. Auf Silicon Valley, auf die sozialen Netzwerke und den Content, aber auch unser eigenes Verhalten. Am Ende sind es zurzeit die Content Moderatoren die im verborgenen alles Leid und jeden Hass auf der Welt in sich aufsaugen und dafür Sorge tragen müssen, dass solches beim alltäglichen Besuch auf Facebook ausgeblendet wird. Doch ist dies der richtige Weg? Gerade diese Frage macht aus "The Cleaners" eine der wichtigsten und eindringlichsten Dokumentationen unserer Zeit und liefert einen hervorragenden Beitrag zu einem Diskurs, der endlich verstärkt geführt werden muss.
8 Punkte
5: Feinde - Hostiles
Hinter der brüchigen Fassade eines klassischen Western ist „Feinde – Hostiles“ eine kraftvolle Abhandlung über Hass und Annäherung. Dargeboten wird dies sehr schroff und gewalttätig, ohne dabei die Hoffnung im Blut ersaufen zu lassen.
8 Punkte
4: Figlia mia
In vibrierenden Farben entwirft Laura Bispuri das packende Gruppenbild einer Familiengemeinde, die erst lernen muss, dass sie eine ist. Die Kamera durchkämmt die schroffe Szenerie an der Seite der kindlichen Hauptdarstellerin, dem sprühenden Kern des herausragenden Schauspieltrios. Ihre Figur ist nicht Keil, sondern Band zwischen zwei diametralen Persönlichkeiten, das alle drei stärker macht.
8 Punkte
3: In den Gängen
Zwischen stiller Poesie, betont unaufgeregter Alltäglichkeit, humorvoller Lakonie und tragischen Untertönen erzählt Thomas Stuber in "In den Gängen" von den Mitarbeitern eines Großmarkts. Diesen eigentlich unspektakulären Arbeitsplatz inszeniert der Regisseur wie einen eigenständigen Mikrokosmos, in dem große Gefühle neben skurrilen Eigenarten und vielschichtigen Menschen stehen. Entstanden ist dabei ein gleichermaßen zurückgenommener wie begeisternder Film, der empathisch und authentisch zugleich das unerwartet Schöne und Berührende zwischen dem für gewöhnlich Banalen und Unscheinbaren hervorhebt.
8 Punkte
2: Nach einer Wahren Geschichte
"Nach einer wahren Geschichte" ist ignorant, kühl, elitär - und das ist auch gut so.
8 Punkte
1: No Way Out -Gegen die Flammen
„No Way Out“ ist alles andere als ein eskalierender Katastrophenfilm. Getragen von einer bärenstarken Besetzung, allen voran Josh Brolin als vor Lebenserfahrung strotzender Fels in der Brandung, entfaltet sich der Film vorrangig als differenziertes Charakterdrama. Joseph Kosinski inszeniert die wahren Ereignisse um eine der größten Tragödien in der Geschichte der amerikanischen Feuerwehr gewohnt visuell eindrücklich und trotzdem sensibel. Das Pathos einer übersteigerten Heldenverehrung weicht zugunsten einer dezenten realistischen Darstellung menschlicher Schicksale. Ein Blockbuster, der Überraschungen bereit hält und an die Nieren geht.
8 Punkte