Eines seiner bekanntesten Filmzitate lautet wie folgt: "Ich wollte immer ein Gangster sein." In der Realität war Ray Liotta aber kein Gangster, dafür ein Schauspieler. Ein verdammt guter dazu, auch wenn er (viel zu selten) die ganz großen Rollen spielte. Er war aber stets eine Präsenz auf der Leinwand. Oft und gerne als Gangster, denn damit hatte er bei Kritik und Publikum den größten Erfolg. Doch es wäre unfein und schlicht gelogen, wenn man sich nur auf seine großen Rollen und Filme konzentrieren würde. Er war, um es erneut zu sagen, ein richtig guter Schauspieler, der leider"völlig überraschend" am 26. Mai 2022 bei Dreharbeiten in der Dominikanischen Republik im Schlaf verstorben ist (mehr dazu hier). Um ihn, sein Vermächtnis und seine darstellerische Leidenschaft zu würdigen, haben wir eine Topliste mit Filmen zusammengestellt, von denen wir glauben, Ray Liotta war mit dafür verantwortlich, dass diese Werke gut bis verdammt großartig waren.
Welche Filme sind eure Favoriten, wenn es um Liotta geht?
10: Feld der Träume
Vor allem in den USA ist dieses mystische Tränenzieher-Sportdrama eine Kultfilm. Es war vermutlich auch der erste Film, in dem Ray Liotta einem wirklich, als Geist eines Baseballspielers, ins Auge stach. Ein guter, erster wie bleibender Eindruck, auch wenn es mehr der Film von Kevin Costner war und ist.
9: Cop Land
Die Rolle eines gesellschaftlichen Verlierers, desillusioniert, angeknackst und dem Alkohol verfallen, spielte Ray Liotta nicht gerade selten und ohne damit Parallelen zu seinem Privatleben ziehen zu wollen, muss hier festgehalten werden, dass er diese Figuren immer mit einer herausragenden Leichtigkeit verkörperte. So auch in diesem starbesetzten Krimialdrama, dass nicht nur ihm, sondern auch Sylvester Stallone eine Bühne bereit stellte, um ihr darstellerisches Können zu präsentieren.
8: Marriage Story
Ray Liotta ohne Mafia-Einschlag als Geschäftsmann und / oder Fadenzäher in einem Film zu sehen ist schon etwas seltsam gewesen. Doch wie Noah Baumbachs Scheidungsdrama bewies, spielte er auch die Rolle eines seriösen und eher kalt- als warmmütigen Anwalts sehr toll.
7: Unforgettable
Dieser Thriller ist eigentlich ein ziemlicher Unfug. Es geht um Drogen, die Erinnerungen freisetzen. 1996 galt der Film aber einige Zeit lang als Geheimtipp und nicht ganz unschuldig daran dürfte Ray Liotta gewesen sein, dessen Präsenz ein Großteil des Noir-artigen Thrillers ausmacht,
6: Killing Them Softly
Der kleinste Wurm ist eigentlich der, der sich für den größten hält. Genau so einen spielt Ray Liotta in diesem gerne missverstandenen, sehr politisch geprägten Gangsterdrama. Die Grandezza anderer Mafiafilme und Charaktere findet man nicht, dafür erhält man einen pechschwarzen Blick in die Seele der USA, in die Seele eines Geschäfts.
5: Blow
Wieder Mafia, doch dieses Mal durfte Ray Liotta nicht den Gangster, sondern den Vater eines der erfolgreichsten Drogenschmuggler der US-Historie spielen. Wer glaubt, er würde einen auf Der Pate machen, der irrt sich. Die Interaktionen zwischen ihm und seinem Filmsohn (Johnny Depp) sind emotional, treusorgend und berührend. Ray Liotta konnte den harten Hund perfekt spielen, aber eben auch das sanfte Lamm.
4: Fatale Begierde
Die 1990er waren voll von eigentlich ganz guten bis wirklich tollen Thrillern, über die aber keiner mehr so richtig redet. Schade. Dieser hier macht aus Ray Liotta einen Cop, der seinen Aufgabenbereich penetrant ausweitet und einem Ehepaar (Kurt Russell und Madeleine Stowe) das Leben zur Hölle macht. Kein Klassiker, aber eine überaus gut funktionierende Spannungschraube.
3: Flucht aus Absolom
Als der Film in die Kinos kam, wurde fast verächtlich auf die Produktion geschaut. Nach dem Ray Liotta zwei, drei Jahre zuvor in einem Meisterwerk mitspielte (ihr wisst welches), gab er sich nun also mit Genrewerk ab. Aber diese Gehässigkeiten hat der Film nicht verdient. Zum einen weiß Regisseur Martin Campbell wie man Action inszeniert, zum anderen erweist sich diese Mischung aus Flucht von Alcatraz und Mad Max als wirklich unterhaltsamer und gut gemachter Action-Spaß.
2: Narc
Dieser mehr No- als Low-Budget-Copthriller vom späteren Smokin' Aces-Regisseur Joe Carnahan brachte Ray Liotta nach einer kleineren Durststrecke wieder ins Rampenlicht. Anscheinend war er von diesem pessimistischen Film sogar so überzeugt, dass er auf Teile seiner Gage verzichtete. Es hat sich definitiv gelohnt - für ihn und für uns.
1: GoodFellas - Drei Jahrzehnte in der Mafia
Bei Toplisten ist es ja immer ganz schön, wenn man auf Platz 1 eine Überraschung aus dem Hut zaubert, um eventuell das Schaffen einer Person etwas vielfältiger darzustellen. Na ja, hat bei Ray Liotta nicht geklappt, denn natürlich kann es auf der Pole Position nur dieses Gangster-Meisterwerk von Martin Scorsese stehen. Seit der Premiere der wahrscheinlich beste, bekannteste und meist zitierteste Mafia-Film neben den ersten zwei Paten-Teilen. Ganz ehrlich, der Schreiber dieser Zeilen muss immer an die Kochen-im Knast-Szene denken, wenn er Knoblauch sieht. Aber es geht ja hier nicht ums Kochen, sondern um den viel zu früh verstorbenen Ray Liotta. Tja, schade, dass er tot ist. Ein (schwacher) Trost dürfte aber sein, dass wir uns immer wieder diesen tollen Film ansehen können, den auch er zu einem Meilensteine machte, mit seiner schauspielerischen Präsenz.