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"1001 Nacht" - Trilogie - Kritik

Vitellone

Von Vitellone in "1001 Nacht" - Trilogie - Kritik

"1001 Nacht" - Trilogie - Kritik Bildnachweis: © Indigo

Story

In Portugal, einem europäischen Staat in der Krise, beabsichtigt ein Regisseur, fiktive, von der Misere seines Landes inspirierte Geschichten zu schreiben. Unfähig einen Sinn in seiner Arbeit zu finden, flüchtet er jedoch feige und überlässt seinen Platz der bezaubernden Scheherazade. Sie braucht viel Mut und Esprit, um den König nicht mit den bedrückenden Geschichten dieses Landes zu langweilen! Im Laufe der Nächte löst die Verzweiflung die Angst, und die Entzückung die Verzweiflung ab. Sie teilt ihre Geschichten in drei Kapitel auf und beginnt folgendermaßen: »Man behauptet, oh glückseliger König, dass in einem traurigen Land unter allen Ländern….«

Teil 1 – Der Ruhelose
Teil 2 – Der Verzweifelte
Teil 3 – Der Entzückte

Kritik

1001 Nacht ist ein filmisches Experiment. Ein sechsstündiges Filmprojekt, das sich zwar Szene für Szene ergänzt, aber dennoch immer ein Stückwerk bleibt. Alles gehört zusammen und ist nichtsdestotrotz überaus inkohärent. Mit den historischen Geschichten aus 1001 Nacht hat der Film dabei nur teilweiße etwas gemein, denn die einzelnen Geschichten des Films bedienen sich zwar bei der Dramaturgie der bekannten Erzählung, verlagern die Episoden jedoch ins Portugal der Gegenwart. Platziert im Missstand seiner eigenen Nation - Arbeitslosigkeit, soziale und finanzielle Probleme als Leitmotiv – setzt sich Miguel Gomes zu Beginn selbst in Szene, ironischerweise als Regisseur, der daran scheitert genau diese Probleme einzufangen. Darauf eilt im Scheherazade zu Hilfe, die fortan als Erzählerin ihr fantastische Garn spinnt, zwischen Historie und Moderne, Märchengestalten und realem Unterbau.

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Die audiovisuellen Qualitäten seines Filmes nutzt Gomes ganz bewusst und äußerst versiert. Da vermischen sich Ort und Zeit, Sprachen aus dem Off und verschiedene Ebenen der Erzählung. Beinahe scheint es so all wolle der Regisseur die Grenzen des Mediums sprengen, indem er alles miteinander vermischt und auf jedwede Regeln des guten Geschmacks verzichtet. Das ist natürlich eindrucksvoll, verliert innerhalb der über sechs Stunden Laufzeit jedoch immer mehr an Wirkung. Die Form ist experimentell, deshalb auch roh und nicht immer durchdacht. Gomes will viel, schafft einiges, aber eben nicht alles. Spiegeln lässt sich diese Situation auf den Inhalt, denn auch dort will er viel, nur schafft er eben fast nichts. Den Bezug zu gesellschaftskritischen Themen lässt er nämlich reichlich offen im Raum schweben, ein Ansatz, bei dem er sich es viel zu leichtmacht.

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So ist zwar immer deutlich, was Gomes mit seinem Film aussagen will, schließlich funktioniert das Anprangern gesellschaftlicher Missstände auch auf einer sehr oberflächlichen Ebene. Wirklich valide Kritikpunkte oder gar die Ursache der Probleme findet er nicht, stattdessen gilt es jedweden Fehler auf die bloße Existenz der Obrigkeit zu schieben. Betrachtet man dazu die fantasievolle Form, stellt sich die Frage, warum Gomes nicht eine direktere Adaption von 1001 Nacht gedreht hat, sind doch gerade die mystischen Elemente das stimmungsvollste am Film. Auch darin ließe sich Kritik verweben, anders aufgerollt und dadurch vielleicht effektiver. Nichtsdestotrotz ist 1001 Nacht ein interessantes Experiment, dass durchaus lohnend sein kann und vor allem jenen Zuschauern ans Herz gelegt ist, die sich für neuartige Formen und kreative Ausdrucksmittel interessieren.

DVD

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Die drei Discs umfassende Edition von Indigo ist seit dem 04. August 2017 im Handel erhältlich und liefert die Filme in einer optisch schicken Aufmachung als klappbarer Pappschuber. Die mit einem FSK 12 versehene Box präsentiert die Filme in ansprechender Bild- und Tonqualität, letzteren sowohl im Original mit deutschen Untertitel, als auch in einer halb-synchronisierten Fassung. Das Bonusmaterial ist hingegen rar gesät, hier muss man sich in erster Linie mit den Hauptfilmen begnügen.




Fazit

Miguel Gomes´ dreiteiliges Mammutwerk besticht vor allem durch seine kreative und spielerische Form, bei welcher sich der portugiesische Regisseur sichtbar offen gibt und merklich wohlfühlt. Parallelmontagen, Unterschiede zwischen Bild- und Tonebene sowie eine Wechselwirkung zwischen Bild und eingeblendetem Text sind nur einige der von ihm genutzten Techniken. Die sind zur Auflockerung auch dringend notwendig, denn inhaltlich macht es sich der in erster Linie an Gesellschaftskritik und Missstandsanprangerung interessierte Film oftmals viel zu leicht.

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