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12 Monkeys - Staffel 1 - Kritik

Andre

Von Andre in 12 Monkeys - Staffel 1 - Kritik

12 Monkeys - Staffel 1 - Kritik Bildnachweis: © syfy

Kritik

Zeitreisethemen sind ja immer wieder eine faszinierende Anlegenheit, sofern sie denn auch in interessante und emotional fesselnde Geschichten gepackt werden. Man könnte an dieser Stelle unzählige Filme und Serien aufzählen, die dieses Thema schon behandelt haben. Aber wir haben keine Zeit.

In dieser Kritik geht es konkret um die kürzlich in Deutschland veröffentlichte erste Staffel der Science-Fiction Serie 12 Monkeys. Gab es da nicht schon mal einen gleichnamigen Film?

Kurzer (gedanklicher) Zeitsprung zurück in die Vergangenheit. Denn der Autor dieser Zeilen saß anno 1995 tatsächlich im Kino um sich das damals neue Werk 12 Monkeys von Terry Gilliam mit einem etwas von Misserfolg gebeutelten Bruce Willis in der Hauptrolle anzusehen. Einhellige Meinung zum Abspann: Verstörend, philosophisch und tragisches, jedoch perfektes Ende. Ein neuer Kultfilm war geboren. Kein Meisterwerk zwar, aber doch ein Film über den man auch heute noch spricht wenn es um dystopische Zeitreise-Thriller geht.

Als bekannt wurde, dass die eigentlich simple Story für eine neue Endzeit-Serie verwurstet werden sollte, war der Aufschrei bei den Fans groß. Die Mehrheit der Kritiker, die vorab die ersten Folgen zu sehen bekamen, lieferten einen wahren Verriss. Umso größer war dann schließlich die Überraschung, dass die Serie bei den heimischen TV-Zuschauern recht wohlwollend goutiert wurde. Die Einschaltquoten waren zwar nicht traumhaft, halten sich aber (bis heute) auf solch einem guten Niveau, dass mittlerweile die Produktion der dritten Staffel bestätigt wurde.

Wem kann man also mehr zustimmen? Den Kritikern, die den Film teils exzessiv analysiert und auseinander genommen haben? Oder den Fernsehzuschauern, die der neuen Serie des SyFy-Channels beste Unterhaltung zu schreiben?

Zuerst einmal durften wir ja in den letzten Monaten feststellen, dass es Serien gibt, die einer filmischen Vorlage durchaus neue Facetten hinzufügen können, die das filmische Universum sinnvoll erweitern und es schaffen, dass das Original  beim Zuschauer im Kopf ausgeblendet wird. Fargo sei hier exemplarisch genannt, da hier trotz einiger Drehbuchschwächen am Ende sogar die Coen-Brothers stolz auf die TV-Umsetzung waren. Nun gibt es also 12 Monkeys in Serienform und natürlich stellt sich auch hier die Frage, ob dies notwendig war.  Terry Gilliams Werk hat damals in gut zwei Stunden eine in sich abgeschlossene Geschichte erzählt, die alles auf den Punkt brachte, was es zu sagen gab.

Wie im Film bleibt der Kern der Handlung gleich: Ein Mann namens James Cole, der gewisse martialische und geistige Fähigkeiten in sich vereint, wird in einer postapokalyptischen Welt mit einer Zeitmaschine zurück in die Vergangenheit geschickt um die Ursache einer Seuche zu finden, die fast die gesamte Menschheit ausgerottet hat. Im Film wurde dieser Charakter wie bereits erwähnt kongenial von Bruce Willis verkörpert, in der Serie übernimmt der bei uns eher unbekannte Aaron Stanford die Rolle. Unterstützung erhält dieser von der Ärztin und Virologin Dr. Cassandra Railly (Amanda Schull). Anders als im Film ist es das Ziel von Coles Mission, den Ausbruch des Virus ungeschehen zu machen und die Zukunft somit neu zu erschaffen. Dazu muss er das Rätsel um die Armee der ominösen 12 Monkeys lösen und kurzen Prozess mit einem gewissen Leland Frost (der ewige Bösewicht Zeljko Ivanek) machen.

Nach Sichten der ersten Staffel kann man getrost festhalten, dass die Serie nicht mehr viel mit Terry Gilliams ursprünglicher Vision, die ja ebenfalls auf einem Kurzfilm basierte, gemein hat. Wie in diversen Interviews zu lesen war, wollten die Macher bewusst eigene Wege gehen und sich von der Vorlage emanzipieren. Zuvor nur angerissene Handlungsstränge werden ausgebaut, Randfiguren werden in den Mittelpunkt geschoben und die Serie spielt sich fast zur Hälfte in der Zukunft im Jahr 2045 ab. Darüber hinaus wurden die Hauptpersonen völlig gegen den Strich besetzt. Sprich, James Cole ist nun nicht mehr ein abgehalfterter Typ mit Glatze und die Geschlechter diverser Figuren wurden getauscht. Grundsätzlich muss das nicht schlecht sein und in der Tat hat man sich recht schnell an das neue Setting und die neuen Charaktere gewöhnt, auch wenn zu Anfang das fade Gefühl bleibt, dass sich hier nur am Titel und somit an der Marke eines Kultfilms bedient wurde. 

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Es heißt ja immer, Serien lassen sich viel Zeit um Charaktere zu etablieren und die Handlung aufzubauen. Ganz anders 12 Monkeys. Fast schon problematisch ist das Tempo, mit dem die Handlung zu Beginn vorangetrieben wird. Das große Mysterium baut sich sehr langsam auf, Figuren werden nur angerissen und die Geschichte hetzt von einer Actionszene zur anderen. Das verleiht den Charakteren somit kaum Tiefe, Handlungen werden einfach roboterartig ausgeführt ohne hinterfragt zu werden. Einer der größten Kritikpunkte der Serie!

Der Film lieferte im Vergleich philosophische Dialoge und interessierte sich für Psychologie, denn der Hauptcharakter Cole schien durch Zeitreisen zunehmend den Verstand zu verlieren. Terry Gilliam versuchte dabei auch mehrfach das Publikum in die Irre zu führen, denn oftmals war nicht klar, ob sich die Fiktion vielleicht nur im Hirn des Zeitreisenden Cole abspielen würde. Bevor ihm schließlich eine Psychiaterin Glauben schenkt, musste er diese entführen, bedrohen und viel Überzeugungsarbeit leisten.

In der Serie reflektiert Cole nie seine Beweggründe, wie ein Terminator wandelt er durch die Vergangenheit und geht über Leichen. Sofort lässt er sich auf das Zeitreiseexperiment ein und reist schadlos in die Vergangenheit, in der er sich sofort an die Arbeit macht. Das ist verschenktes Potential, denn ein Cole der sich in der heilen Welt dem Vergnügen hingibt und dabei sein Ziel aus den Augen verliert, wäre viel spannender gewesen. Man denke noch an die Szene im Film, in der Bruce Willis dem Radio lauscht und beim Hören von Otis Reddings „These Arms of Mine“ zu Tränen gerührt ist. In der Serie läuft der Song auch, doch hier verspeist Aaron Stanford emotionslos einen Cheeseburger mit dem Kommentar, dass er diese jeden Tag essen könne.

Auch die Ärztin Dr. Railly lässt sich binnen zehn Minuten überzeugen, sich Cole und seiner Mission „Wir retten die Welt“ anzuschließen und wirkt dabei zumindest zum Staffelauftakt etwas naiv. Die beiden könnten und sollten noch viel verrückter sein, doch hier geht das Drehbuch keine Wagnisse ein. Immerhin reist Cole durch mehrere Zeitebenen und beobachtet sogar sich selbst, ohne beunruhigt zu wirken (ein Paradoxon). Und Railly ist der einzige Mensch auf der Welt, der weiß das selbige durch einen mutierten Virus untergeht. Einfluss auf die Charakterentwicklung hat das leider kaum.

Vor allem in der ersten Staffelhälfte werden unglaublich viele Fragen aufgeworfen, immer wieder neue Figuren wie auf einem großen Schachbrett bewegt und die Serie scheint mehr als einmal den roten Faden zu verlieren. Jede Folge reist Cole im typischen „Mission of the Week“ Rhythmus durch mehrere Zeitebenen und muss einzelne Puzzles lösen, zu denen am Ende von gut 45 Minuten dann meist ein Cliffhanger neugierig auf das Weiterschauen machen soll. Liebe und Verrat, Freundschaft und Vertrauen, düstere Hintermänner und viele falsche Fährten sind die zentralen Elemente, die die Geschichte vorantreiben. Etwas holprig ist das zuweilen erzählt, jedoch muss man sich eingestehen, dass man aufgrund des hohen Tempos wirklich gut unterhalten wird.
Dann in den letzten vier Folgen werden tatsächlich viele Handlungsfäden sinnvoll zusammengeführt und die Spannungskurve steigt ordentlich an. Ja, im letzten Drittel entfaltet 12 Monkeys einen echten Suchtfaktor und es gibt viele überraschende Wendungen, die richtig Laune machen. Das war nicht zu erwarten, musste man sich zuvor noch durch die eine oder andere etwas repetitive Folge kämpfen.

Absolut sehenswert sind die Spezialeffekte und das Produktionsdesign, denn im Vergleich zu anderen SyFy-Serien wurde hier ordentlich investiert. Auch die soundtechnische und musikalische Untermalung ist sehr gelungen und kann sich hören lassen. Ansonsten wurde auf experimenteller Ebene rein visuell nichts gewagt, die Machart und vor allem die Kameraführung wirken fast etwas altbacken, sehr glatt und uninspiriert. Innovationen sucht man hier vergebens. Für die breite Masse ist das somit weit einfacher zu konsumieren als Terry Gilliams schräge Nahaufnahmen, die gelungen Coles aufkeimenden Wahnsinn in Bilder fassen konnten. Wobei man andererseits sagen muss, dass Gilliams Werk immer wieder mit Einstellungen, die fast 1:1 auch im Original vorkamen, gehuldigt wird.

Schauspielerisch gibt es eigentlich nichts zu meckern. Das Team Cole/Railly harmoniert wunderbar, dank der tollen Leistungen von Aaron Stanford und Amanda Schull, der das Drehbuch ein paar wirklich bewegende Momente spendiert. An Stanford muss man sich lange gewöhnen. Irgendwie will man ihm am Anfang nicht den harten Typ abnehmen und man zieht ständig Vergleiche zu Bruce Willis. Nach ein paar Folterungen im 24-Jack-Bauer-Stil dreht sich das Bild jedoch.

Herausragend auch unsere Barbara Sukowa, die der Wissenschaftlerin Jones Leben einhaucht und ihren Charakter zu einem der interessantesten der Serie macht. Toll auch Kirk Acevedo als Coles alter Kumpel José und Emily Hampshire, die in Brad Pitts Fußstapfen tritt und diese mehr als ordentlich ausfüllt. Tom Noonan ist sowieso immer unheimlich gut.

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Technische Daten

Die von Universal zur Verfügung gestellte Staffel 1 auf DVD (Veröffentlichung: 11.08.2016) glänzt für DVD-Maßstäbe mit einem sehr scharfen und kontrastreichen Bild. Der wuchtige Sound kommt in Dolby Digital 5.1. Als Bonusmaterial gibt es Einblicke in das Casting, einige Outtakes sowie mehrere Deleted Scenes, die es allerdings zurecht nicht in die fertigen Folgen geschafft haben. Die 13 Folgen haben eine Laufzeit von 534 Minuten. 


Fazit

Wirkt die erste Hälfte von 12 Monkeys mangels Innovationswillen noch etwas wie Genre-Standardkost und viel zu hektisch und oberflächlich, steigert sich die Handlung gegen Ende merklich und wird sogar richtig packend. Auch die Charaktere dürfen eine - wenn auch kleine - Entwicklung durchmachen. Da die Effekte und die schauspielerischen Leistungen stimmen, dürfen Sci-Fi-Freunde wie auch Fans des Original-Films durchaus einen Blick riskieren. Da bereits weitere Staffeln bestätigt sind, darf man gespannt sein, was sich die Macher noch alles einfallen lassen. Potential hat die Serie nach einigen überraschenden Enthüllungen im Staffelfinale definitiv. 


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