Erwähnungen
Schlagfertige Heldin: Agent Peggy Carter
Von Aurea in Agent Carter - Die komplette Serie - Kritik
am Sonntag, 01 Januar 2017, 12:20 Uhr
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Manchmal ist das Leben nicht gerecht. Das gilt auch für das weitläufige Reich der Fernsehserien, wo Serien aus zahlreichen Gründen einfach abgesetzt werden. Ein solches Schicksal erreichte auch Agent Carter. Nach zwei Staffeln war bereits Schluss mit den Abenteuern der schlagfertigen Agentin, die sich in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Lorbeeren unter anderem mit der Gründung von SHIELD verdiente. Marvel-ferne Leser werden vermutlich jetzt schon irritiert mit dem Kopf schütteln, doch Peggy Carter näher kennen zu lernen könnte sich auch für diejenigen lohnen, die mit Superhelden mal so gar nichts am Hut haben.
Story
New York 1946: Top-Agentin Peggy Carter hat noch immer mit dem Verlust von Steve Rogers / Captain America zu kämpfen. Zudem wird sie seit Ende des Krieges nur noch mit anspruchslosen Verwaltungsaufgaben betraut – bis ihr alter Bekannter Howard Stark auftaucht und durch den Verkauf von hochentwickelten, tödlichen Waffen in Schwierigkeiten gerät. Nun muss Peggy mit Hilfe von Edwin Jarvis als geheime Doppelagentin arbeiten, um eine Massenvernichtung zu verhindern und Starks Namen reinzuwaschen. Danach macht sich Peggy nach Hollywood auf, um einen rätselhaften Fall zu lösen: In einem gefrorenen See wurde eine Leiche entdeckt... Während einer Hitzewelle. Beim Aufdecken der Verschwörung wird auch eine Substanz gefunden, die für das Leben, wie wir es bisher kennen, eine tödliche Bedrohung darstellt.
Kritik
Das Leben als Agentin in derNachkriegszeit ist nicht einfach. Dort wo Peggy Carter (Hayley Atwell) vor kurzem noch mit ihrer Elitetruppe hinter feindlichen Linien Chaos stiftete, teilt ihr machomäßiger Chef ihr nun nur noch stumpfen Kaffeebringdienst und die Betreuung des Telefons zu. Überall im Land fürchten Frauen um die Jobs, die sie so gut erledigt haben, während die Männer im Krieg waren. Mit deren Rückkehr darf die versammelte Damenwelt nun wieder in alte Rollen zurückfallen undsich weitaus unfähiger geben, als es eigentlich der Fall wäre. Es ist wahrlich keine einfache Zeit. Erst Recht nicht für Peggy, die zum Entsetzen ihres Umfeldes nicht einmal verheiratet ist, was einem wahren Skandal entspricht.
Hayley Atwell entpuppt sich dann auch rasend schnell als das lebendig schlagende Herz der ganzen Serie. Agent Carter kennen die aufmerksamen Marvel-Zuschauer bereits aus anderen Filmen und Serien, doch prinzipiell war die Figur immer eine, die am Rand des Spielfeldes stand. Atwell nimmt die ihr zur Verfügung gestellte Bühne und füllt sie vollends aus. Peggy ist vielschichtig, sie lässt sich von ihren Kollegen nichts bieten, sie hat eine emotionale Seite, kann aber auch knallhart und eiskalt sein. Dem blanken, herabschauenden Sexismus ihrer Kollegen stellt sie herrlich schnippische Sprüche entgegen. Als Zuschauer kann man garnicht anders, als permanent auf ihrer Seite zu sein. Man kennt ihr wahres Potenzial, kriegt immer wieder zu sehen was sie zu leisten imstande ist, und dann kommt ihr widerlich schleimiger Boss doch nur wieder auf die Idee, sie Akten nach dem Alphabet sortieren zulassen, weil sie „darin so viel besser ist als alle anderen im Departement“. Peggy lässt sich von dieser Behandlung aber niemals herunterziehen, sie steht meilenweit über den dämlichen Kommentaren und lässt sich ihre Suppe nicht versalzen.
Es wäre aber grundfalsch, Agent Carter nur auf diese Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen zu reduzieren. Peggy ermittelt in zwei Fällen, und beide sind spannend genug geschrieben, um die Zeit rasend schnell verfliegen zu lassen. Das 40er Jahre Setting ist in puncto Kulissen und Kostüme sowie auchSoundtrack herrlich umgesetzt und lädt zum ausgiebigen Bestaunen ein. Die Chemie zwischen den Hauptfiguren trägt ebenfalls massiv dazu bei. Vor allem Peggy und Jarvis (James D'Arcy) sowie Howard Stark (Dominic Cooper) funktionieren wie klassische Leinwand- und Serienpaare aus vergangenen Zeiten. In beiden Staffeln faszinieren auch die Nebenfiguren, die fast alle ihre eigenen Pläne verfolgen, eigene Ziele haben und mit einer eigenen Hintergrundgeschichte ausgestattet sind. Auch die vollkommene Abwesenheit von Superhelden im klassischen Sinne ist erfrischend, lässt sie doch die Seriewirklich auf eigenen Beinen stehen. Hier hat Agent Carter vor allem gegenüber den hauseigenen Agents of SHIELD die Oberhand. Während diese Agenten sich beinahe die komplette erste Staffel zunächst malüber die eigenen Ziele klar werden mussten, weiß Agent Carter von Anfang an, was sie will. So werden die Geschichten effizient erzählt, während Peggy gleichzeitig Schicht um Schicht an Charaktertiefedazugewinnt. Da ist es wirklich eine Schande, dass die Serie nach nur zwei Staffeln endete. Denn so erfährt der Zuschauer bisher nicht, wie genau Peggy Carter nun am Ende SHIELD gründete und somit einen wichtigen Grundstein für das heutige Marvel Cinematic Universe legte. Das ist tatsächlich aber auch der einzige Kritikpunkt, den man derSerie zur Last legen kann, denn sonst ist das hier ein stimmiges, spannendes und spaßiges Gesamtpaket.
Fazit
Agent Carter zeigt das Marvel Universumvon einer ganz anderen Warte aus. Hayley Atwell glänzt in derHauptrolle als clevere, durchaus auch mal schlagfertige Agentin mitdem Herzen am rechten Fleck. Statt Superkräften gibt es ganz klassische Detektivarbeit in schicken Kulissen. Ein kurzweiligerSpaß, der leider unverdient viel zu früh ein Ende gefunden hat.
Technischer Part
Die Blu-ray im Vertrieb von Walt Disney/ ABC Studios ist seit dem 8. Dezember 2016 im Handel erhältlich.Die vier Discs sind sicher in einer stabilen Plastikhülle verpackt,ein schicker Pappschuber liegt ebenfalls bei. Leider hat dieser einen FSK-Aufkleber aufgedruckt, das Keepcase hat leider kein Wendecoverbeiliegen. Die insgesamt 18 Folgen (8 in der ersten, 10 in der zweiten Staffel) liegen sowohl in deutscher Synchronisation (inDTS-HD HR 5.1) als auch englischer Orginaltonspur (in DTS-HD MA 5.1)vor. Der Ton ist sauber abgemischt, Dialoge und Musik sowie Geräuschkulisse halten sich die Waage. Das Bild ist angenehm scharf und schön kontrastreich gelungen. Auch die Schwarzwerte überzeugen.Als Extras gibt es für beide Staffeln nur kurze Clips mit lustigen Drehpannen.
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