Von Souli in Best of the Worst: Wofür Kotztüten, wenn es diese Filme gibt? - Teil 8
am Sonntag, 23 April 2017, 16:36 Uhr
1
0
Von Roland Emmerich (Independence Day) kann man halten, was man will, seinen Erfolg innerhalb Hollywoods kann man dem deutschen Exportschlager jedoch kaum absprechen. Wenn man die größtmögliche Zerstörung sucht, dann wählt man Michael Bay (Transformers) oder eben Emmerich, der sich in seinen Weltuntergangsszenarios Film für Film selbst übertrumpfen möchte. Dass die Qualität eines Films weder am Einspielergebnis, noch an der Anzahl zerstörte Gebäude liegt, erscheint zunächst nebensächlich, wenn Millionen in die Kinos strömen, um das Spektakel zu bestaunen. Auch The Day After Tomorrow stellt innerhalb Emmerichs Filmografie keine Ausnahme dar. Aus hanebüchenen Fakten, die einer wissenschaftlichen Untersuchung sicherlich nicht ansatzweise standhalten können, entsteht binnen weniger Tage eine Eiszeit, die den kompletten Planeten mit unbarmherziger Kälte überzieht.
Soweit alles wie gewohnt, was The Day After Tomorrow jedoch angenehm von einem Großteil dieser Filme abhebt ist sein kleiner, fast schon familiärer Fokus. Zugegeben, die notwendige Prise Pathos in Form eines heldenhaften Präsidenten darf nicht fehlen, davon abgesehen bleiben die Motivationen der Figuren jedoch verhältnismäßig bodenständig. Hier will keiner die Welt retten, die Katastrophe bekämpfen oder der große Held sein. Überleben lautet die Devise, nicht jeder für sich, aber trotzdem allein gegen die Welt. So gibt es neben den generischen Spannungsmomenten auch gelungene Szenen voller Selbstzweifel, Hoffnungslosigkeit und Resignation. Nein, zu einem guten Film fehlt Emmerichs Katastrophenvehikel natürlich ein gutes Stück, denn dafür klammert er sich über weite Strecken schlichtweg zu sehr an angestaubte Genremechanismen, aber im Kontext entsprechender Referenzfilme ist die drohende Eiszeit dennoch eines der besseren Werke seiner Art.
Dafür sorgt auch ein reichlich überzogener, aber nichtsdestotrotz stimmiger Schlussmonolog über Zusammenhalt und Nächstenliebe sowie einige gelungene Seitenhiebe in Richtung amerikanischer Regierung. Wenn etwa scharenweise Amerikaner in wärmere Regionen pilgern und plötzlich Mexiko die Grenzen dichtmacht. Ja, irgendwie muss man sich die Stärken des Films schon Stück für Stück zusammensuchen, denn wirklich spannend oder mitreißend ist The Day After Tomorrow nie. Die Darsteller sind mittelmäßig, die Effekte dafür erstaunlich gut gealtert. Als Regisseur taugt Emmerich sowieso nur für oberflächliche Zerstörung, die er entsprechend in den Mittelpunkt rückt. Gesehen haben muss man das nicht, weder im positivem noch im negativem Sinne, doch letztlich macht man auch nichts wirklich falsch damit. Denn wenigstens seine eigene Begeisterung kann sich Roland Emmerich scheinbar aufrechterhalten.