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Best of Volker Schlöndorff Edition - Box Kritik

Vitellone

Von Vitellone in Best of Volker Schlöndorff Edition - Box Kritik

Best of Volker Schlöndorff Edition - Box Kritik Bildnachweis: © United Artists | "Die Blechtrommel" (1979)

Volker Schlöndorff zählt wohl ohne Zweifel zu den bekanntesten Vertretern des deutschen Films. Besonders bekannt ist der Regisseur für seine zahlreichen Literaturverfilmungen, immer wieder nahm er sich Werke der Weltliteratur an, die bis dato als unverfilmbar galten. Dabei ist es ihm auch stets ein Anliegen, die von ihm geschätzten Werke einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Für seine vielfachen ausgezeichneten Filme versammelt der Regisseur oftmals eine bekannte Riege an Darstellern. Die literarische Vorlage nutze er zumeist als dramaturgisches Gerüst um darin seine eigenen Ansätze und Visionen zu verarbeiten. StudioCanal nahm sich dem deutschen Regisseur nun abermals an. Nachdem sie viele seiner Filme bereits einzeln und 2011 auch in einer Box veröffentlicht haben, erschien am 17.03.2016 erneut eine Edition mit zehn seiner wichtigsten Filme. Die Box umschließt dabei 25 Jahre des filmischen Schaffens und beeinhaltet neben seinen großen Klassikern und weniger bekannte Filme.

Ausführlichere Besprechungen sind bereits auf der jeweiligen Filmseite vorhanden oder werden in Kürze folgen.


"Der junge Törless" (1966)

Passenderweise findet sein Regiedebut "Der junge Törless" einen Platz in der Box. Mit der in schwarz/weiß gehaltenen Adaption des Romans "Die Verwirrungne des Zöglings Törleß" (1906) von Robert Muslin gelang ihm ein dichtes und authentisches Bild einer fehlgeleiteten Jugend. Der privilegierte Törless (Mathieu Carrière) sieht sich auf einem Jungeninternat für ihn völlig fremden, sadistischen Praktiken gegenüber. Gleichsam verstört wie fasziniert, versinkt Törless immer tiefer in einem moralischen Dilemma, welches zu einem emotionalen Ausbruch führt. Unter anderem mit dem Kritikerpreis der FIPRESCI-Jury 1966 in Cannes ausgezeichnet.


Die DVD:

Zurückgegriffen wird bei dieser Veröffentlichung auf ein Master von Criterion, welches 2005 erstellt wurde. Auch in der Bonusausstattung, einem gut 40-minütigen Interview mit Schlöndorff und seperat abrufbaren Ausschnitten aus dem Soundtrack von Hans Werner Henze, hält man sich nah an der US-Vorlage. Die erneute Veröffentlichung ist deckungsgleich mit der 2009 in Deutschland erschienenen DVD.

"Die verlorene Ehre der Katharina Blum" (1975)

Die Enstehung von "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" fällt in politisch turbulente Zeiten für die junge Demokratie. Doch ohne den Kontext der allseits gegenwärtigen RAF kann man sich den Film kaum vorstellen. Als Zufallsbekanntschaft eines gesuchten Top-Terroristen wird die einfache, aber beliebte Angestellte Katharina Blum (Angela Winkler) zur Zielscheibe der Boulevard-Presse. Dabei mischt der ermittelnde Kommissar Beizmenne (Mario Adorf) aus selbstdarstellerischen Motiven in der Hetzkampagne mit, was letztendlich ein Leben auslöschen wird. Messerscharf in seiner Aussage über die Verfilzung von Polizei und Presse, öffentlichem Interesse und Schutz des Einzelnen.  Heinrich Böll, Autor der literarischen Vorlagen, wirkte am Drehbuch des Films mit.


Die DVD:

Die DVD reiht sich in eine Reihe an DVD-Veröffentlichungen des Films ein. Allein vier Einzelveröffentlichungen von StudioCanal gibt es, dazu kommen noch diverse Box-Sets. So schneidet die vorliegende Schiebe nicht besser oder schlechter ab, als bereits erhältliche Veröffentlichungen. Mit "Erinnerungen an "Die verlorene Ehre der Katharina Blum"" (52 Min.) , Setfotos, sowie dem Presseheft als PDF liegt reichhaltiges Bonusmaterial bei. 

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"Der Fangschuss" (1976)

"Meinem ersten Lehrer
Jean Pierre Melville gewidmet
V.S."
heißt es in den ersten bewegten Bilder von "Der Fangschuss", einer Romanadaption von Marguerite Yourcenar. Melville starb wenige Jahre vorher im Alter von nur 55 Jahren an einem Herzinfakt, Schlöndorff zitiert hier seinen "Ersten Meister", wie er ihn nennt, mit einer kalten und unwirklichen Inszenierung der Landschaft in Osteuropa in den Wirren der russischen Revolution. Als Überbleibsel ihrer Zeit verteidigen eine handvoll Soldaten unter der Führung von preußischen Offizieren ein dem Untergang geweihtes Schloss vor den Rotgardisten. Schlöndorff porträtiert durch Einzelschicksale die Sinnlosigkeit des Krieges.


Die DVD:

"Der Fangschuss" wurde bisher lediglich einmal auf DVD veröffentlicht, der Platz in der Box ist gerechtfertigt. In einem knapp 50-minüten Special blicken Schlöndorff, Margarethe von Trotta und Eberhard Junkersdorf auf den Film und ihre gemeinsame Arbeit zurück. Weiteres Bonusmaterial, wie das Presseheft und das Drehbuch, sind als PDF über den Computer abrufbar. Image title"Die Blechtrommel" (1979)

Mit "Die Blechtrommel" liegt Schlöndorffs wohl bekanntester und erfolgreichster Film bei. Neben zahlreichen Preisen gewann er 1979 die Goldene Palme in Cannes (geteilt mit Francis Ford Coppolas "Apocalypse Now") und 1980 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Anhand des kleinen Oscars und seiner Blechtrommel wirft der Film einen bizarren Blick auf die Nazi-Zeit und verarbeitet diese auf völlig eigensinnige Art. Zwar fehlt es der Adaption etwas an der Radikalität der Vorlage, nichtsdestotrotz hat der deutsche Regisseur ein gleichermaßen mitreißendes wie wichtiges Werk geschaffen, welches seinen Status in der Filmgeschichte völlig zurecht bekleidet.


Die DVD:

Hierbei ist es wichtig anzumerken, dass es sich beim Film um den knapp 20 Minuten längeren Director‘s Cut handelt. Die 2010 von Schlöndorff angefertigte Fassung liefert einige zusätzliche Szenen, die den Film einerseits mehr im historischen Kontext verankern und andererseits einen etwas surrealistischeren Anstrich verleihen. Auch im Bonusmaterial äußert sich der Regisseur zur erweiterten Schnittfassung. Leider hat der Zuschauer nicht die Möglichkeit sich für eine der beiden Fassungen zu entscheiden, denn die ursprüngliche Veröffentlichung liegt der DVD nicht bei.

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"Die Fälschung" (1981)

Als Kriegsberichterstatter sieht sich Georg Laschen (Bruno Ganz) dem menschlichen Grauen gegenüber. Scheinbar wahllose Ermordungen an Zivilisten auf offener Straße zeichnen das Bild des Bürgerkriegs im Libanon (1975-1990), nur einem von diversen kriegerischen Auseinandersetzung der letzten Jahre in dieser Region. Doch sein persönlicher Krieg tobt zu Hause, die Ehe mit seiner Frau ist zerrüttet. Als Journalist erreicht ihn allgegenwärtige Grauen kaum noch, zu abgehärtet und zynisch hat ihn der Sensationsjournalismus unter dem Deckmantel der seriösen Berichterstattung gemacht. Das wird gern auch mal, wie damals auf dem Schulhof, um Bilder gefeilscht. Nur zeigen die Bilder nicht das Konterfei von Spielern, sondern Tod und Verzweiflung. 


Die DVD:

Das Bonusmaterial von "Die Fälschung" ist äußerst reichhaltig. Neben einem Making-Of (29 Min.) fanden noch zwei Interviews, eins mit Schlöndorff (38 Min.) und ein weiteres mit Eberhard Junkersdorf (37 Min.) Platz auf der DVD.


"Eine Liebe von Swann" (1984)

Basierend auf dem gleichnamigen Kapitel von Marcel Prousts Hauptwerk "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" dreht sich "Eine Liebe von Swann" um die Liebesbeziehung des Pariser Lebemanns Charles Swann und der Halbweltdame Odette. Im Zentrum stehen dabei die krankhafte Eifersucht und die ständig wachsenden Besitzansprüche Swanns, an denen die Liebe letztlich scheitert. Schlöndorff gelingt es dabei zwar die komplexe Gefühlswelt der Vorlage einzufangen, jedoch nicht diese stimmig auf den Zuschauer zu übertragen, weshalb sich der fertige Film erstaunlich steif und unatmosphärisch anfühlt.


Die DVD:

Die vorliegende Version kann vor allem durch ihr umfangreiches Bonusmaterial überzeugen, was einen tieferen Einblick in die Produktion ermöglicht. Dazu zählen Interviews, Biografien, eine Fotogalerie sowie zahlreiche Dokumente im pdf-Format. Auch die Bild- und Tonqualität geht völlig in Ordnung und sieht in Anbetracht des Alters des Films ordentlich aus.

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"Der Tod eines Handlungsreisenden" (1985)

Bei der Adaption des bekannten Theaterstücks musste Schlöndorff in große Fußstapfen treten. So wurde es am Broadway von Elia Kazan uraufgeführt und später von zahlreichen Regisseuren erneut verfilmt, darunter Laszlo Benedek, dessen Version für 5 Oscars nominiert wurde. Doch auch Schlöndorffs Fassung ist gelungen und lebt nicht zuletzt von der grandiosen Leistung von Dustin Hoffman. Der Film wirft einen melancholischen Blick auf den alternden Handlungsreisenden Willy und der angespannten Beziehung zu seinem Sohn Biff. Während Willy sich immer mehr in Halluzinationen verliert und seine Erfolgslosigkeit nicht wahrhaben will, verhärtet sich die schwierige Beziehung zu seiner Familie zusehends.


Die DVD:

Für einen Fernsehfilm kann die Fassung mit einer klaren Bildqualität und einem gut abgemischten Ton punkten. Lediglich beim Bonusmaterial muss man notgedrungen auf ausführliche Extras verzichten, was wohl der Tatsache geschuldet ist, dass es sich bei "Der Tod eines Handlungsreisenden" eben lediglich um einen Fernsehfilm handelt.


"Ein Aufstand alter Männer" (1987)

Unter all den Klassikern findet man auch "Ein Aufstand alter Männer", den Schlöndorff 1987 unter Beteiligung des HR in Amerika drehte. Als Fernsehfilm in 4:3 gedreht, fällt er schon rein optisch im Vergleich zu den anderen Filmen der Box aus dem Raster. Sein Film thematisiert die Rassenidiologie in den Südstaaten. Zwar ist die schwarze Bevölkerung auf dem Papier frei, doch sieht sie sich noch immer Anfeindungen und brutaler Willkür seitens der weißen Großgrundbesitzer gegenüber. Zum Eklat kommt es, als ein Schwarzer einen Weißen erschießt. Es versammeln sich die alten Männer der Region, um sich dem weißen Lynchmob entgegen zu stellen. In seiner Kürze von 90 Minuten erzählt er einen vielschichtige Geschichte, die Schubladendenken und vorgefertigen Klischees links liegen lässt.

Die DVD:

Auch "Ein Aufstand alter Männer" ist als seperate DVD erhältlich. Die Scheibe kann mit einem halbstündigen Interview, eienr Fotogalerie und Bonusmaterial als PDF, beispielsweise dem Presseheft, punkten. Sein geringes Budget und die Tatsache, dass es sich hierbei um einen Fernsehfilm handelt, merkt man dem Film aber an.


"Homo Faber" (1991)

In der Adaption von Max Frisch stilprägendem Roman geht es um den Ingenieur Walter Faber, einem rationalen und kühlen Charakter, der von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt wird. Leider gelingt es Schlöndorff erst gegen Ende in die Welt der Vorlage einzutauchen und so verläuft der Film über weite Strecken etwas orientierungslos. Wenn er jedoch final die ödipalen Konflikte seines Protagonisten austrägt, verhilft das dem Werk letztlich doch noch zu mitreißenden Momenten.


Die DVD:

Wie schon bei anderen Filmen der Box ist die Bild- und Tonqualität sehr ordentlich. Zu den Extras zählen alternative und geschnittene Szenen, sowie ein Interview. Ansonsten handelt es sich bei der DVD, wie bei anderen Filmen der Box auch, um die gleiche Fassung, die bereits einzeln veröffentlicht wurde.

Der Film "Baal" (1970), ebenfalls Bestandteil der Box, lag für eine Besprechung leider nicht vor.


Fazit:

Zehn Filme, entstanImage titleden zwischen  1965 und 1991, beeinhaltet die ca. 50 Euro teure Box. Dabei gehen Klassiker und weniger bekannte Werke aus dem Schaffenswerk von Volker Schlöndorff Hand in Hand, letztendlich ist es aber auch nur eine Bündelung bereits einzeln erhältlicher Filme. Etwas schade ist, dass diese nur die ersten 25 Jahre seines Schaffens abbildet, denn Schlöndorff drehte nach 1991 noch zehn weitere Filme, von denen es keiner in die Box schaffen sollte. Wer sich aber mit dem Werk von Volker Schlöndorff erstmalig auseinandersetzen will, ist mit der  Box gut beraten. Sie liefert einen gelungenen filmischen Rundumschlag.

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