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Romper Stomper [1992] - Levins Meinung

Souli

Von Souli in Bilder des Zerfalls: Im Klammergriff der Kontroverse - Teil 17

Romper Stomper [1992] - Levins Meinung

Wenn Filmen nachgesagt wird, dass sie mehrmals rassistisch motivierte Gewaltverbrechen Pate gestanden hätten, dann ist das durchaus ein Vorwurf, den man ernst nehmen und überprüfen sollte. „Romper Stomper“, der australische Film, der den jungen Russell Crowe bekannt machte, bevor er 2000 als ehrenhafter Gladiator Weltruhm erlangte, gilt als Klassiker in der Neonazi- und Skinhead-Szene. Nun sind Vertreter dieser Gruppen ja selten durch einen ausgeprägten Intellekt gesegnet - bevor man den Film also verdammt, lohnt sich ein prüfender Blick dahingehend, ob der Film wirklich derartige Werte vertritt, oder eigentlich eine andere Moral von der Geschicht’ erzählt. Wenn man eines bei einer Reise durch den Skandalfilm lernt, dann ist es die Tatsache, dass viele dieser Skandale und Skandälchen durch Menschen entfacht werden, die den Film grotesk oberflächlich rezipiert haben.

Dabei kann man, zugegebenermaßen, zu Anfang des Films einen überaus gruseligen Eindruck vom Werk bekommen. Der Film steigt direkt mit exzessiver Gewalt gegen Ausländer ein, grundlos, gnadenlos, nur schwer zu verdauen. Die Gewalt ist überaus wild, der Zuschauer kann die Orientierung schnell verlieren, ist er doch irgendwann mittenmang in der wildgewordenen Meute. Hando, ihr Anführer, der von Russell Crowe energetisch dargestellt wird, macht sich einen relativ angenehmen Abend, indem er Ausländer zu Brei schlägt und dann seines Weges geht. Das größte Problem des Films wäre natürlich, wenn er die Verbrechen der Neonazis gutheißen, akzeptieren oder legitimieren würde, doch das tut er nicht. Viel mehr stellt der Film die Gewalt stets als Glied in einem Teufelskreis da. Gewalt erzeugt Gegengewalt. Und ist die Gewalt erst einmal derart blind und ungezielt gegen die ganze Welt gerichtet, dann trifft sie auch notwendigerweise irgendwann auf die eigenen Reihen.

Das Problem des Films ist jedoch nicht in der gedankenlosen Darstellung der Verbrechen der Skinheads zu finden, sondern in seinem Umgang mit Rassismus an sich; der ist nämlich außerordentlich banal. Der Film ist nicht daran interessiert, dreidimensionale Charaktere aufzubauen. Die halbstarken Versuche gehen in der exzessiven Gewalt verloren, in denen die Nazis wie degenerierte Prolls auf andere Menschen einkloppen. Der Film macht es sich viel zu einfach, zeigt die Neonazis beinahe als Attraktion eines Kuriosenkabinetts und schafft es nicht, auf tiefergreifende Art und Weise diese nicht unwichtige Thematik zu behandeln. Die Protagonisten des Films sind Abziehbildchen, auf der einen Seite die verirrten Nazis, die sich selbst in der Opferrolle sehen, auf der anderen Seite ein von ihrem Vater missbrauchtes Mädchen, dass mit Hando anbandelt, wohl weil er sich gegen die Übermacht der Oberen wehrt.

Das ist alles viel zu einfach, um ehrlich als gut bezeichnet zu können. Allerdings blitzt Geoffrey Wrights Talent hier und da auf. Zum Beispiel wenn er ein Triptychon des Exzess entstehen lässt: Schlägerei im Suff bei Oi-Musik, Ficken auf dem Klo und die Prügelei mit einem Boxsack. Hier macht der Regisseur etwas wunderbar deutlich; mehr als Realitätsflucht betreiben die Neonazis nicht. Sie sind abgestumpft, taub und blind. Sie irren in einer Welt der visuellen Reize, ohne diese verarbeiten zu können. Der filmschauende Einzeller-Mensch mag in diesen Exzessen etwas erstrebenswertes erkennen, dass der Film dies so nicht darstellt, sei aber in aller Deutlichkeit gesagt. In einer anderen tollen Szene des Films spielt der jüngste der Neonazi-Truppe, gerade mal ein Teenager, mit einer Schusswaffe herum und tut so, als würde er die Freundin von Hando erschießen. Die rollt sich ab und spielt tot - hier offenbart sich ein Weltbild, dass herzzereißender nicht sein könnte; ein Leben, das keinen klaren ethischen Inhalt hat.

Es sind solche Momente, die Wrights Film immer wieder aus dem Trott holen, in den er sich bisweilen verirrt. Zum absoluten Großteil nämlich reißt der Film Minute um Minute ab, ohne sie mit bemerkenswertem Inhalt zu füllen. Diese Kritik muss sich der Film gefallen lassen, auch wenn sie nicht auf die eingangs erwähnte Anklage bezogen ist. Hier greift ein anderer Aspekt des Films. Der hätte nämlich durchaus schlauer produziert werden können; die eigens für den Film geschriebenen Oi-Lieder zum Beispiel hätte man sich wohl sparen können. So sind die Texte der Lieder auf Realismus getrimmt und verbreiten dadurch rassistisches Gedankengut, indem sie den „Führer“ verehren, ihm Treue schwören, etc. In der Hinsicht müssen sich die Macher des Werkes auch nicht wundern, wenn derartiges zum Anlass genommen wird und Skinheads anlockt. Dennoch ist der Film entschieden darin, Rassismus und Nazis nicht zu glorifizieren, sondern als Menschen in einem Teufelskreis darzustellen. Wirklich gut ist der Film zwar nicht, als gefährlich, wie oft verlautbart wird, muss er aber auch nicht angesehen werden.

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