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Muttertag [1980] - Pascals Meinung

Souli

Von Souli in Bilder des Zerfalls: Im Klammergriff der Kontroverse - Teil 22

Muttertag [1980] - Pascals Meinung

„Danke, Jungs, ihr habt eure Mutter sehr glücklich gemacht.“

Vielleicht sollte man sie nicht unbedingt als Kulturgut bezeichnen, Mediengeschichte aber hat die ZDF-Dokumentation Mama, Papa, Zombie aus dem Jahre 1984 sehr wohl geschrieben. Nicht etwa, weil hier eine gehaltvolle Abhandlung über die Bedeutung von Horrorfilmen in unserer Gesellschaft ausgetragen wurde, sondern weil sich die Dokumentation in ihrer unreflektierten Dämonisierung von Horrorfilmen in Windeseile zur Selbstparodie formierte. Gegenstand der Diskussion (respektive: Der Verteufelung) war auch der Troma-Klassiker Muttertag – Ein Alptraum aus Blut und Gewalt von Charles Kaufman, zu dessen Wirkung auf heranwachsende Gemüter einige Jugendliche befragt wurde, während sich ein Zirkel Pädagogen über die unverhältnismäßige Ausführung von Gewalt brüskierte. Wann Gewalt aber verhältnismäßig ist und wie folgenschwer der Konsum von fiktiver Gewalt für die Lebensrealität des Rezipienten wirklich ist, blieb unbeantwortet.

Dass diese Kritik nun keine medienpädagogische Reflexion darstellen soll, versteht sich von allein, allerdings steht außer Frage, dass Muttertag – Ein Alptraum aus Blut und Gewalt durchaus verstörend auf das Wesen Pubertierender einwirken kann – das kann man jedoch auf jeden Film beziehen, der sich primär an ein erwachsenes Publikum richtet. Charles Kaufman, Bruder von Troma-Initiator Llyod Kaufman, zeichnet sich in erster Linie für einen Backwood-Horrorfilm verantwortlich, der dem stereotypisierten Erzählkonzept dieses Gefildes letztlich weitestgehend treu bleibt, zu Anfang allerdings einige subversive Anklänge aufwirbelt, die aufzeigen, dass Troma nicht umsonst als heilige Brutstätte des abseitigen Kinos verstanden wird. Zu Anfang, wohlgemerkt, denn spätestens wenn die drei Freundinnen (gespielt von Nancy Hendrickson, Deborah Luce und Tiana Pierce) von zwei Hinterwäldlern (Frederick Coffin und Billy Ray McQuade) und ihrer Mutter (Beatrice Pons) auf die Hörner genommen werden, verflacht der Verlauf.

Das Backwood-Genre ist nicht zuletzt Projektionsfläche, um kulturelle wie politische Dimensionen innerhalb der Vereinigten Staaten abzubilden und greifbar zu machen. In diesem Fall sind es oft die der gesellschaftlichen Mitte Verstoßenen, die sich für die Landeseinnahme der Großstädter rächen. Zwei Filme haben Muttertag – Ein Alptraum aus Blut und Gewalt dabei ganz besonders geprägt: Beim Sterben ist jeder der Erste (den der Film sogar einmal ganz direkt zitiert) und Blutgericht in Texas, dem er den Gegenentwurf einer All-American-Family entnimmt und noch ein Stück weiter pervertiert: Hier stehen die Gefahren des Matriarchat im Zentrum, natürlich auch mit einem satirischen Augenzwinkern versehen, um die eingeschrieben Klischees des Sujets offenzulegen und die damit einhergehenden Narrativstrukturen aufzubrechen. Zusehends allerdings verläuft sich Muttertag – Ein Alptraum aus Blut und Gewalt in der grenzdebilen Reproduktion genreinhärenter Trademarks

Und das nicht einmal sonderlich spaßig, sondern in seiner bisweilen billig-überdrehten Machart auch gerne mal nervig. Am Ende muss Muttertag – Ein Alptraum aus Blut und Gewalt mit einem Problem ringen, welches man ihm zu Beginn noch als Stärke anrechnen möchte: Die Sympathieverschiebung aller Beteiligten ist interessant, die Frauen, die vorerst durch ihre partielle Impertinenz charakterisiert werden und die Hinterwäldler, die zu einem Leben am äußeren Rand der Provinz gezwungen wurde. Das fehlende Gegenwicht bricht dem Geschehen auf lange Sicht aber das Genick und von dem gelungenen ersten Drittel bleibt nur ein schmuddeliger Video Nasty übrig, der unverständlicherweise zum Skandal hochgejazzt wurde. Dass Muttertag – Ein Alptraum aus Blut und Gewalt als Referenzwerk für Filmemacher wie Rob Zombie (31) und Eli Roth (Hostel) gilt, unterbreitet dem Werk eine größere Ehre, als sie ihm eigentlich zusteht.

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