Cologne Conference: Der Dokumentarist Joshua Oppenheimer brachte acht Jahre in Indonesien zu, um die unaufgearbeiteten politischen Massenmorde der 60er Jahre zu thematisieren. Es war von Anfang an als Doppelprojekt gedacht, und nachdem er in seinem später Oscar-nominierten Meisterwerk „The Act of Killing“ die haarsträubende Perspektive der bis heute straffreien Täter festhielt, widmet er sich nun der Opferseite, vor allem dem Tod von Ramli Rukun und dessen Familie. Die Zusammentreffen eines Bruders des Toten mit dessen Mördern bringen erneut Geschichten von unaussprechlicher Grausamkeit und Reulosigkeit ans Licht – aber diesmal ist es nicht grotesk, sondern sehr persönlich. Man merkt dem Film die Vertrautheit und Zeit an, die Oppenheimer mit seinen Protagonisten verbracht hat. „The Look of Silence“ ist einfühlsamer und nicht so absurd wie der erste Film – dafür aber umso schockierender. Ein brillanter, streckenweise schwer erträglicher Blick hinter menschliche Abgründe, der nicht wichtiger und aktueller sein könnte.