{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

"Dark" - Staffel 1 - Kritik

Smooli

Von Smooli in "Dark" - Staffel 1 - Kritik

"Dark" - Staffel 1 - Kritik

Story
In der fiktiven Kleinstadt Winden verschwinden immer wieder auf mysteriöse Weise Kinder. Als plötzlich eine Leiche mit seltsamen Verbrennungen auftaucht, ist die Polizei in Alarmbereitschaft. Wer mag wohl der Täter sein? Und wann?

Kritik
Wenn die Spitze des weltweiten Serienmarktes in deutsche Formate steckt, dann ist das allgemein ein Grund zur Freude. Als Netflix eine deutsche Serie in Produktion gab, war die Spannung groß. Mit einem Budget von 20 Millionen Euro für zehn Folgen und einem Regisseur wie Baran bo Odar, der mit Who Am I - Kein System ist sicher einen viel gefeierten und technisch gelungenen Spielfilm ablieferte und danach mit Jamie Foxx in Hollywood Sleepless drehen konnte, standen alle Regler auf Vollgas. Und so war die Vorfreude auf das Mysterythriller-Format durchaus groß. Beweisen konnten dies scheinbar auch die Abrufzahlen, die nur zwanzig Tage nach der Veröffentlichung der Serie zu einer grünen Leuchte für Staffel 2 führten. Doch wie viel Euphorie ist tatsächlich erlaubt? Wenn man en masse produziert, so wie Netflix das tut, dann muss auch Originalität mit von der Partie sein, um die Zuschauer bei der Stange zu halten. Und wenn so viel Geld hinter der Chause steht, dürfen die Erwartungen auch gerne entsprechend sein.

Leider werden die Erwartungen schneller enttäuscht, als einem lieb sein kann. Die durchaus interessante Zeitreisenthematik, die drei Generationen und deren Erlebnisse in dem Ort Winden abdeckt, soll als fantastisch angehauchtes Rätselspiel funktionieren - und scheitert auf ganzer Linie. Bereits in den ersten Minuten krankt der Film an seiner bruchstückhaften, pseudo-breitbeinigen Inszenierung, die sich mit viel zu viel Selbstbewusstsein gehörig auf den Hosenboden setzt. Die klaffenden Probleme, mit denen Who Am I - Kein System ist sicher schon zu kämpfen hatte, sind auch hier omnipräsent. Zu viel kopiert, zu wenig selbst gedacht. Dark versucht händeringend Stranger Things zu sein, erreicht dieses (ohnehin nicht sehr hohe) Level jedoch zu keiner Zeit. Zudem ist Baran bo Odar noch immer ein visueller Regisseur und keiner, der mit seinen Schauspielern irgendwas anzufangen weiß. Je weiter die Zeit voranschreitet, desto mehr scheint die Überforderung gar offensichtlich zu werden. Da passt bei der Schauspielführung kein Stein auf den letzten und lässt jegliche intendierte Dramatik im Nichts verpuffen.

Image title

Doch auch bei den so neumodisch genannten Visuals sucht man vergebens nach Qualität. Odar kann mit Bildern arbeiten, in Who Am I - Kein System ist sicher hat er das bewiesen. Hier jedoch schränkt er sich zu sehr ein, hat zu wenig Ideen, um alle zehn Folgen zu füllen und verfällt in die immer gleichen Muster. Visuell ist Dark wahrlich uninteressant gestaltet, eine Unsicherheit des Regisseurs wird dabei deutlich. Und keine der Art, die man als aussagekräftig weil intendiert verstehen sollte. Nein nein, machen wir uns nichts vor, Odar kann die Tragik der Geschichte und Figuren nicht wirken lassen, weil er es mit unmotivierten Zeitlupenaufnahmen im Dauerregen mit herzzerreißender Musik versucht. Da wird es dann deutlich wie nie: Der Regisseur kann alles nachmachen, aber nichts zum Funktionieren bringen. Er hält sich lediglich an den allseits bekannten Standard und versauert ihn nach unten. Dark ist unangenehm auffällig konstruiert, unangenehm auffällig mit Musik vollgeklatscht und unangenehm mit unzähligen Klischees vollgepumpt.

Ironischerweise wird Dark applaudiert. Ironischerweise hört man auf Nachfragen immer wieder diese Aussage, die wie das Fingerkratzen auf einer Schiefertafel ist: „Für eine deutsche Produktion voll gut.“ Beweisen tut diese Aussage nur eines: Deutsche sind immer noch Weltmeister im Nachplappern, solange sie nicht auch noch mitdenken müssen. Denn tatsächlich vereint Dark derart viele Elemente dieser sonst ach so schlechten deutschen Produktionen, die anderswo immer wieder kritisiert werden. Aber wenn’s von Netflix ist, könne es ja nicht schlecht sein. Außerdem sehe das ja immer „hochwertig“ aus, womit anscheinend die sanften Kamerafahrten gemeint sind, oder dass der Fokus nie falsch gesetzt wurde. Kleinigkeiten also, die eigentlich niemals über Qualität eines Films oder einer Serie entscheiden.

Image title

Doch der Reihe nach. Was sind diese Elemente, die Dark an so grauenvoller Zahl vereint? Angefangen bei der hanebüchenen Story, die so bemüht ist, die drei Zeitebenen zu bedienen, dass eine den Zeitebenen innere Logik und Kausalität völlig mit Füßen getreten wird. Nächster Punkt, die Darsteller. Bis auf Charismatiker Oliver Masucci (Er ist wieder da) und die gewohnte Garantin Jördis Triebel (Ein Atem) sind die darstellerischen Leistungen durch die Bank weg ungenügend. Sicherlich liegt das nicht nur an den Schauspieler/innen, sondern auch an der ideenlosen Inszenierung des Regisseurs. Und so dauert es gut und gerne bis zur neunten von zehn Folgen, bis Ansätze einer emotionalen Bindung zu Figuren aufgebaut werden können. Das kann nicht reichen. Nächster Punkt, die Thematik. Welche Thematik? Dark ist nicht daran interessiert, dem Zuschauer irgendeinen Mehrwert mit auf den Weg zu geben. Keine Generationenkonflikte, keine Nostalgie, keine Realitätsflucht - alles, was mit der Grundidee der Zeitreise möglich wäre. Nichts wird hier thematisch behandelt, abgesehen von der Aussage, dass Taten immer eine Folge haben. Oder, wie es unzählige Male gesagt wird: „Alles ist verbunden.“ Seichter geht es nicht.

Nächster Punkt, die Inszenierung. Baran bo Odar ist Meister darin, keinen generischen Moment auszulassen und alle Klischees zu bedienen. Jegliche Figuren sind Schablonen, an einer sonderlichen Psychologie ist hier niemand interessiert, solange die Leute das tun, was der Schematik der Folge am besten dient. Einziger winziger Pluspunkt in zirka acht Stunden Laufzeit? Dark springt nicht auf die nostalgische 80er-Schiene, wie sie so oft befahren wird, sondern gewinnt der Zeit von damals vor allem einen Sinn für Paranoia ab. Das ist schön, für ein paar Minuten. Ansonsten herrscht die gähnende Leere, die viel zu oft mit völlig überzogen pathetischen Bildern und Klängen zur reinsten Lächerlichkeit umgekehrt wird. Dieses Programm dann noch als „für deutsche Verhältnisse gelungen“ zu bezeichnen ist nur noch blanker Hohn. Oder völliges Desinteresse an anderen deutschen Produktionen. Denn tatsächlich unterscheidet sich Dark in mehrerer Hinsicht herzlich wenig von der herkömmlichen Nachmittagstelenovela. Gut, dass das Color Grading das zu verschleiern weiß.

Fazit
Schon mal jemanden gesehen, der viel zu doll versucht, lässig zu sein? Das Gegenteil ist dann oft das Ergebnis. Ebenso verrenkt sich Dark in dem Versuch hip, modern und amerikanisch zu sein. Stattdessen versinkt die Serie in Pseudocoolness, schamhaften Dialogen und einer Inszenierung, die auf keine Kuhhaut passt. Eine hanebüchene Story wird grottenschlecht erzählt, billigst auf den bloßen Effekt ausgelegt und lässt ihre Figuren völlig versanden. Dark ist eine Serie, bei der man nicht aufpassen muss. Ein Programm zum Abschalten, weil eh alle Figuren und Konflikte solche Schablonen sind, dass man alles schon kennt und einschätzen kann. Serien wie diese sind nicht das neue Kino, sie sind nicht mal Kino Light. Sie sind Fernsehen, und keines der guten Sorte. Hier versammeln sich alle Baustellen, die anderen deutschen Formaten schreiend vorgeworfen werden. Netflix soll gerne weiter in deutsche Formate investieren. Aber dann sollte das Geld bitte an Menschen gehen, die damit umzugehen wissen und nicht die Zeit des Zuschauers verschwenden. Fazit: Kann man hassen.

Wird geladen...