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Jahresrückblick 2019 - Noergolas

siBBe

Von siBBe in Der große Jahresrückblick der MB-Redaktion 2019

Jahresrückblick 2019 - Noergolas Bildnachweis: © 20th Century Fox

DIE TOP 10 FILME 2019: 

1. Ad Astra
Brad Pitt reist zu den Sternen, um seinen Vater zu finden und mit sich selbst Frieden schließen zu können. Gewaltiger, aber eben auch einfacher könnte diese Geschichte kaum sein. Die unendlichen Weiten des Weltraums wurden schon von vielen Filmemachern als Projektionsfläche für menschliche Beziehungskonflikte genutzt. Keiner von ihnen aber hat seine Figur auf einen so großmeisterlich inszenierten Trip ins Herz der eigenen emotionalen Finsternis geschickt. Einen intensiveren Kinofilm hat es dieses Jahr schlicht nicht gegeben.  

2. Porträt einer jungen Frau in Flammen
Ein Sehnsuchtsporträt, deren Protagonistinnen bereits vor dem Ende ihrer Beziehung von den Geistern verflossener Liebe heimgesucht werden. Die Gesten gegenseitiger Annäherung, die Céline Sciamma hier beobachtet, kommen Pinselstrichen gleich: Sie sind behutsam, zögerlich, verunsichert ob ihrer Möglichkeit, etwas Großes und Wunderschönes entstehen lassen zu können. In der letzten Einstellung stimmt Sciamma dann eine Symphonie der Gefühle an, die sich mit einer Urgewalt entlädt, von der bis dahin nur an den Klippen zerschellende Wellen gezeugt haben. 

3. Once Upon a Time in Hollywood
Als Liebeserklärung an ein obsoletes Bild weißer, toxischer Männlichkeit wollten viele Kritiker Quentin Tarantinos neuen Film verstanden wissen. Zugegeben, der Film macht es ihnen leicht. Wer aber die zukunftsoptimistischen, vor allem aber zynischen Zwischentöne in dieser Geschichte einer sich im Wandel befindenen Filmwelt bewusst verkennt, der macht es sich selbst zu leicht. Denn sowohl auf seiner revisionistischen Meta-Ebene, als auch in seiner Erzählung unserer realen Welt, ist Once Upon a Time in Hollywood ein zutiefst empathischer, hoffnungsvoller Film.                                    

4. Burning
Als Mystery-Thriller ist Lee Chang-dongs dreistündige Adaption einer Kurzgeschichte eigentlich unzureichend beschrieben. Naütlich gibt es da dieses Mysteriöse, im Verborgenen schwelende und scheinbar zum Greifen nahe Element, dem Hauptprotagonist Lee Jong-su mit Eifer hinterherjagt. Eigentlich aber ist dieses Rätsel völlig irrelevant. Stattdessen geht es um Männer, die Frauen besitzen wollen. Über die sehr unterschiedlichen Formen, die dieser herbeifantasierte Besitzanspruch annehmen kann, erzählt Lee zudem konkret von klassistischen Zerwürfnissen. Ein hochpolitischer Film. 

5. Parasite
Inmitten der hitzigen Debatten um Bong Joon-hos Verhandlung von Klassenpolitik (ist sie nun zielgenau, zynisch oder doch nur zahnlos?) scheinen viele vergessen zu haben, dass ihm mit Parasite vor allem auch ein exzellenter Spannungsfilm geglückt ist. Irrwitzigere, überaschendere Plot-Verschnörkelungen und präziseres Filmhandwerk gab es dieses Jahr nirgendwo sonst zu sehen. 

6. Asche ist reines Weiß
Drei Schüsse in die Luft hinterlassen Wunden, die nie ganz heilen. Jia Zhangke entwirft große, zuweilen überirdische Bilder von Zweisamkeit, die doch immer Einsamkeit bedeuten. Am Ende informieren nur noch Schwarz-Weiß -Aufnahmen einer Überwachungskamera von der lange aufgeschobenen Trennung beider Figuren. Ein großer Film über Liebe, die man nicht mehr lebt, sondern nur noch verrichtet. 

7. High Life
In finsteren Vakuumbildern und losgelöst von allem Weltlichen inszeniert Claire Denis einen zutiefst humanistischen Horrorfilm über elterliche Verantwortungsbereitschaft und das schwarze Loch der Ungewissheit, das sich im Danach auftut.             

8. Marriage Story
Die größte Schauspielkunst des Kinojahres. Würde sich Noah Baumbach von seinen Screwball-Vorlieben lösen können (die sich hier zum Glück nur noch in Laura Derns Figur und einer recht albernen Sequenz manifestieren), wäre ihm womöglich sein Meisterwerk gelungen. 

9. Beale Street
Ohne weiteres hätte Barry Jenkins aus der Romanvorlage James Baldwins populistisches Betroffenheitskino machen können. Stattdessen lässt er sich von der Melodie, die aus Baldwins Text klingt, zu einer ungemein poetischen Adaption inspirieren. Die leuchtenden Farben und träumerischen Bildkompositionen werden zum filmischen Ausdruck zweier Liebender, deren Blicke in den Zuschauerraum mehr sagen als jedes gesprochene Wort. Ein Filmgedicht. 

10. The Farewell
Lulu Wang hat einen außerordentliches Gespür für familiäre Dynamiken, die sich nie einstudiert, sondern immer natürlich, nahezu authentisch anfühlen. Ihr Film möchte ein bestimmtes Gefühl von Geborgenheit einfangen, das - so ihre These - manchmal nur Großmütter zu spenden imstande sind. Ihr Talent dafür, Situationen scheinbar direkt aus dem Leben zu greifen und auf die Leinwand zu bannen, ist ein großes Glück für den Film. Ihr gelingt ein wunderschöner tear-jearker, ganz ohne falsche Gefühle. 


DIE FLOP 5 FILME 2019: 

1. Midsommar
Die Erwartungen waren hoch und Hereditary 2.0 hat Ari Aster augenscheinlich nicht machen wollen. Trotzdem hätte ich mir letzten Endes einen substanzielleren, weniger ausgewalzten Film gewünscht.

2. John Wick: Kapitel 3
Die John-Wick-Welt wird größer, ulkiger und erklärwütiger als ihr guttut. Das Cliffhanger-Ende besiegelte dann die Enttäuschung. Gerne hätte ich den konzentrierten Film gesehen, den die fantastische Eröffnung verspricht. 

3. Der Leuchtturm
Ansehnliches, atmosphärisches und durch und durch kunstgewerbliches Nebelkerzenkino. Der Albtraumsog blieb beim ersten Mal Schauen leider aus. 

4. The Favourite
Ausgerechnet die affektierten Machtspiele dreier hinterlistiger Frauen treiben Yorgos Lanthimos seinen Biss aus. Lediglich die letzte Einstellung ließ etwas von der abgründigen Größe erahnen, die ich mir vorab vom Film erhofft habe. 

5. Mid90s
Die Idee von jugendlicher Freiheit, die der Film im Skaten findet, mochte ich sehr. Ein halsbrecherisches Drehbuchmanöver später möchte sich Jonah Hill dann aber viel zu süßlich mit allem und jedem versöhnen. Ein Regiedebüt. 


GEHEIMTIPPS aus dem Jahr 2019:

Bis dann, mein Sohn - Obwohl der Film wie ein gewaltiges Schuld-und-Sühne-Epos anmutet (drei Jahrzehnte in drei Stunden), bleibt der Blick auf familiäre und freundschaftliche Beziehungen stets wahnsinnig intim. 

Avengement - Kompetent, beinahe ambitioniert inszenierter Direct-to-Video-Actionfilm, den es hierzulande nur auf Netflix ungeschnitten zu sehen gibt. 

Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao - Eine Männerwelt durch Frauenaugen sehen. Von Porträt einer jungen Frau in Flammen abgesehen hat kein Film dieses Jahr so bewegend von Schwesternschaft erzählt. 


10 MOST WANTED FILME 2020: 

Little Women
Der schwarze Diamant

Der wunderbare Mr. Rogers

Undine

James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben

Vergiftete Wahrheit

Artemis Fowl

Tenet

Dune

West Side Story


MEIN SERIENJAHR 2019: 

Ich habe die zweite Staffel Mindhunter gesehen (sehr gut, wenngleich schwächer als die erste), die erste (?) Staffel der Watchmen-Serie, die mich als Alan-Moore-Fan und Damon-Lindelof-Agnostiker sehr zwiegespalten zurückgelassen hat, und die erste Staffel The Mandalorian, deren Erzählarmut mich mit einer großen Leere erfüllte. Leider verpasst: Chernobyl und Euphoria. Dafür nachgeholt: Fünf Staffeln The Walking Dead


Beste Filmmusik: Vice

Größter Crush: Daisy Ridley

Nervigster Ironie-Hype: Cats


FAZIT: 
"We're all we have."
(Ad Astra)

"We go on." (Doctor Sleep)

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