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Der Tatortreiniger - Staffel 5 - Kritik

MrDepad

Von MrDepad in Der Tatortreiniger - Staffel 5 - Kritik

Der Tatortreiniger - Staffel 5 - Kritik Bildnachweis: © Studio Hamburg

Story: Kaum rückt Heiko "Schotty" Schotte (Bjarne Mädel) mit seiner speziellen Putzausrüstung an, geht es auch schon um existenzielle Fragen - kein Wunder, beseitigt er doch letzte menschliche Überreste. In den sechs neuen Folgen von "Der Tatortreiniger", geht es zum Beispiel darum, wie die perfekte Frau aussieht, ob man sich seine individuelle Religion kaufen kann und wie Geld gute Freunde verändert. 

Kritik: Seine Arbeit fängt da an, wo andere sich vor Entsetzen übergeben. Nach diesem Slogan entfernt Heiko "Schotty" Schotte seit mittlerweile fünf Jahren in der NDR-Serie "Der Tatortreiniger" Überreste menschlicher Todesfälle und sorgt dafür, dass die Schauplätze entsetzlicher Verbrechen wieder so aussehen wie vorher. Die Serie ist dabei allerdings keineswegs eine Schilderung des beruflichen Alltags dieses durchaus makaberen Geschäftsfelds, sondern eine recht spezielle Comedy-Serie, in der die eigentlichen Tatorte in den Hintergrund rücken und Raum für existenzielle Diskussionen, schräge Situationskomik, trockenhumorige Dialogscharmützel und amüsante Nebensächlichkeiten im Kammerspielformat bieten. Neben den kreativen Drehbüchern von Autorin Mizzi Meyer besticht die Serie auch durch Hauptdarsteller Bjarne Mädel, der sich erstaunlich schnell vom Image seiner bekanntesten Figur des Ernie aus "Stromberg" freigespielt hat und den drahtigen, kernigen Tatortreiniger mit typisch norddeutscher Schnauze und wuchtigem Charme verkörpert. 

Dem bislang unangepassten Rezept einer gewissen Unberechenbarkeit bleibt sich die Serie auch in der mittlerweile 5. Staffel treu, die sich qualitativ erfreulicherweise in absoluter Höchstform präsentiert. Die sechs neuen Folgen sind wie gewohnt in sich abgeschlossene, kleine Geschichten, die völlig unabhängig voneinander geschaut werden können. Erneut trifft Schotty während seiner Arbeit auf Menschen, die ihn mit unterschiedlichen Weltanschauungen oder Verhaltensmustern konfrontieren, die meist im Gegensatz zu seinen eigenen Überzeugungen stehen. Direkt im Auftakt "Bestattungsvorsorge" muss sich der Tatortreiniger dabei mit aufdringlichen Bestattern auseinandersetzen, die ihm eine Bestattungsvorsorge zu monatlichen Gebühren andrehen wollen. Diese Situation führt dazu, dass sich Schotty mit der Endlichkeit des eigenen Lebens beschäftigen muss, was darüber hinaus mit einem herrlich bösen Nebenhandlungsstrang garniert wird, in dem es die beiden Täter des aktuellen Mordfalls auf Schottys Leben abgesehen haben. 

Extrem gelungen ist außerdem die fünfte Folge "E.M.M.A. 206", in der Schotty in einem Institut für Biotechnologie in eine Unterhaltung mit einer künstlich erschaffenen Frau gerät. Die Episode bietet nicht nur einen scharfsinnig geschriebenen Diskurs über den Wert sowie die Bedeutung menschlicher Emotionslagen, sondern punktet außerdem mit einer fantastischen Darstellung von Verena Mundhenke. Würde man es nicht besser wissen, könnte man meinen, hier wurde tatsächlich eine künstliche Intelligenz in Form einer schönen Frau erschaffen, so beeindruckend spielt die junge Frau mit Roboter-Sprache und starrer Mimik ihre Figur. 

Ganz besonders ist aber noch die dritte Folge zu erwähnen. "Pfirsichmelba" ist nicht nur die beste Folge dieser 5. Staffel, sondern allgemein ein Höhepunkt der gesamten Serie. Bei seiner Arbeit an einem Tatort in einer Eisdiele trifft Schotty hier auf den unsicheren, eingeschüchterten Robby, der sich trotz seiner dezent anstrengenden Art als bemitleidenswerter Mensch entpuppt, dessen Schäden tief in der Kindheit auszumachen sind. Die Dynamik zwischen ihm und Schotty erreicht ein völlig neues Level, nachdem der Tatortreiniger versehentlich in der Kühlkammer eingeschlossen wird und ohne die Hilfe von Robby dem sicheren Tod entgegenblickt. Den Umgang mit so einer tragischen, nicht immer einfachen Persönlichkeit löst die Folge in einer zutiefst berührenden Pointe auf, welche wesentlich gefühlvoller in Erinnerung bleibt als sämtliche Angriffe auf die Lachmuskeln zuvor.

Fazit: Auch nach fünf Staffeln bleibt "Der Tatortreiniger" ein regelrechtes Kleinod unter den deutschen TV-Serien. Schwarzhumorige Situationen, trockene Dialoge und bissige Spitzen gehen erneut extrem stimmig Hand in Hand mit melancholischen Zwischentönen, tragischen Pointen und berührenden Einschüben. Wenn man überhaupt etwas bemängeln will, ist es wohl immer noch die Programmpolitik des NDR, der dieses mittlerweile von einer eingeschworenen Fanbase verehrte Juwel nach wie vor stark unter Wert verkauft und Staffel für Staffel unbeachtet im Spätprogramm verpulvert. 

DieImage title Blu-ray: Studio Hamburg Enterprises stellt die gesamte Staffel auf einer einzigen Blu-ray in einwandfreier Bildqualität zur Verfügung, die durch eine hohe Schärfe und gute Kontraste besticht. Der Ton liegt in deutschem Dolby Digital 2.0 Stereo vor, wahlweise kann auch eine Hörfilmfassung ausgewählt werden. Untertitel für Hörgeschädigte sind ebenfalls enthalten. Das Bonusmaterial kommt in Form kurzer Behind-the-Scenes-Featurettes zu ausgewählten Folgen daher, welche Hintergrundinformationen mit den Beteiligten liefern. Das FSK-Logo ist fest aufgedruckt, ein Wendecover gibt es nicht, aber das Innencover enthält kurze Beschreibungen der einzelnen Episoden.

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