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"Der Tatortreiniger" - Staffel 6 - Kritik

MrDepad

Von MrDepad in "Der Tatortreiniger" - Staffel 6 - Kritik

"Der Tatortreiniger" - Staffel 6 - Kritik Bildnachweis: © NDR

Story

Mord, Sadisten, dreckige Partys - wo es für andere übel endet, beginnt für den Tatortreiniger Schotty die Arbeit. Doch während die Flecken kommen und gehen, bleiben die großen Fragen des Lebens: Darf man als Tatortreiniger Angst vor einem Blasensprung haben? Was tun, wenn man einem unfähigen Clown den Selbstbewusstseins-Todesstoß versetzt? Wie sehen Selbstoptimierungs-Strategien für einen Tatortreiniger aus? 

Kritik

In der mittlerweile sechsten Staffel von Der Tatortreiniger beginnt die Arbeit von Tatortreiniger Heiko „Schotty“ Schotte im Dienst der Reinigungsfirma Lausen ein weiteres Mal dort, wo sich andere vor Entsetzen übergeben. Nach wie vor fristet die vom NDR produzierte Serie, die sich über die vergangenen Staffeln hinweg als regelrechtes Kleinod unter den üblichen deutschen Serien erwies, dabei ein viel zu unbekanntes Dasein. So gilt Der Tatortreiniger in eingeschworenen Fankreisen, trotz zuletzt deutlich stärkerer Quoten bei der TV-Ausstrahlung, eher als Geheimtipp, der regelmäßig als dringende Empfehlung weitergereicht wird. 

Nach der fünften Staffel, die aufgrund von durchwegs fantastischen Episoden eine Art Höhepunkt der bisherigen Serie markierte, wurde die Vorfreude auf Staffel Sechs im Vorfeld bereits ein wenig durch die alarmierende Meldung getrübt, dass diese nur drei Episoden umfassen wird. Auch wenn die Entscheidung vom Sender und von Hauptdarsteller Bjarne Mädel (Stromberg) mit zeitlichen Problemen des Teams begründet wurde und keinesfalls auf eine mögliche Absetzung der Serie hindeuten sollte, sind drei Episoden, die jeweils nur eine knappe halbe Stunde Laufzeit umfassen, etwas wenig Material für eine vollwertige Staffel, die sich hierdurch noch stärker durch Einzelqualität behaupten muss. 

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In dieser Hinsicht legen Regisseur Arne Feldhusen (Stromberg: Der Film) und Drehbuchautorin Mizzi Meyer mit der ersten Episode einen eindrucksvollen Auftakt hin, der die gewohnten Markenzeichen der Serie wie trockenen Humor, verschrobene Situationen und ernste Untertöne, welche mitunter existenzialistische Facetten berühren, in sich vereint. In Sind Sie sicher? verschlägt es Schotty in eine Consultingfirma, wobei der Tatortreiniger bei seiner Ankunft über den Beruf der Unternehmensberatung wenig bis gar nichts weiß. Als er die Überreste eines Mitarbeiters beseitigen will, der sich an seinem Arbeitsplatz die Pulsadern durchgeschnitten hat, wird Schotty vom Chef der Firma in ein Gespräch verwickelt, das recht schnell ungemütliche Ausmaße annimmt. 

Mit genüsslichem Humor und gleichzeitig abschreckender Präzision führt die Episode sowohl den Tatortreiniger als auch den Zuschauer in eine eiskalt durchkalkulierte Geschäftswelt, in der der Mensch längst zur austauschbaren Einheit verkommen ist und selbst die Minuten, die für den Gang zur Toilette benötigt werden, als variabel einteilbares Zeitguthaben verwaltet werden. Daneben entspinnt sich im Kern der Episode ein unterhaltsames Psycho-Duell zwischen dem Chef des Unternehmens, der Schotty scheinbar einem seiner Evaluationsverfahren unterzieht, und dem Tatortreiniger, der sich nicht sicher ist, ob er im Auftrag seines eigenen Chefs von dem Unternehmensberater geprüft wird oder ob dieser nur ein sadistisches Spiel mit ihm treibt. 

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Im Gegensatz dazu entpuppt sich die zweite Episode Özgür direkt im Anschluss als herbe Enttäuschung, die den fortlaufenden Abwärtstrend dieser sechsten Staffel einleitet. An einem Tatort in einer ländlichen Ferienpension trifft Schotty auf die hochschwangere Besitzerin Silke Hansen, die ihr erstes Kind bereits in der darauffolgenden Woche erwartet. Nachdem die Autorin anfangs bemühte Verweise auf die komplexen Ansichten und Differenzen zwischen den verschiedenen Geschlechtern auffährt, scheitert die Episode schließlich an einem Diskurs über die Bedeutung von Namen im Kontext der heutigen Gesellschaft. Die zentrale Pointe besteht folglich nur darin, dass die deutsche Pensionsbesitzerin ihr Kind Özgür nennen will, um es in der von Vorurteilen geprägten Gesellschaft von vornherein zu etwas Besonderem zu machen. Trotz des Auftritts von Gastdarstellerin Sandra Hüller (Toni Erdmann) verkommt Özgür so zu einer müden, auf Episodenlänge ausgedehnten Debatte, die weder zu einem zielführenden Ergebnis kommt, noch durch humorvolle Einschübe aufgelockert wird. 

Ebenso blass und enttäuschend ist auch die dritte und letzte Episode Schluss mit Lustig, in der Schotty im Kleinkunstverein bei der Beseitigung von Überresten einer Party einem Mann begegnet, der sich als Clown über die Runden schlägt. Als er Schotty erstmals einen neuen Teil seines Programms vorführt und von diesem in extrem direkter Art mitgeteilt bekommt, dass er seinen Beruf wohl verfehlt hat, stürzt er in eine tiefe Sinnkrise. Von nun an liefern sich Schotty und der Clown wechselnde Wortgefechte, in denen sich die beiden Männer nach und nach mit der Bestimmung ihres eigenen Lebens sowie der Zufriedenheit ihrer Berufung auseinandersetzen. Trotz vereinzelt humorvoller Momente versinkt auch diese Episode zu schnell in repetitiven Dialogscharmützeln, die eine klare Dramaturgie vermissen lassen und am Ende zu einem eher unvollendeten Abschluss führen. 

Fazit

Neben einer exzellenten ersten Folge und dem gewohnt hervorragenden Schauspiel von Hauptdarsteller Bjarne Mädel entpuppt sich die sechste Staffel von „Der Tatortreiniger“ aufgrund der zwei anderen, belanglosen bis enttäuschenden Episoden als insgesamt durchschnittliche Angelegenheit, die das großartige Niveau der vorangegangenen fünften Staffel, die eine Art Höhepunkt der bisherigen Serie markierte, bedauerlicherweise nicht ansatzweise halten kann. 

Die Blu-ray

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Die Veröffentlichung von Studio Hamburg Enterprises (VÖ: 13. Oktober) kann mit einer tollen Bildqualität überzeugen, die ebenso mit satten Farbwerten wie einer überwiegend glasklaren Schärfe punktet. Als Tonspur ist die deutsche Sprachfassung in Dolby Digital 2.0 enthalten. Deutsche Untertitel für Hörgeschädigte stehen ebenfalls zur Verfügung. Neben einer obligatorischen Trailershow befindet sich als Bonusmaterial eine knapp 60-minütige Dokumentation mit dem Titel „Den Tod auf der Schippe - Die wahren Tatortreiniger“ auf der Disc, in der reale Tatortreiniger auf der ganzen Welt bei ihrer Arbeit begleitet werden. Für Sammler sind außerdem ein Wendecover ohne fest aufgedrucktes FSK-Logo und ein Sticker enthalten.

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