{{ tweet.login }}

{{{ tweet.body | format }}}

Wird geladen...

×
×

Erwähnungen

×

Benachrichtigungen

Die Bibel - Die Kritik zur ersten Staffel der epischen Serie

Andre

Von Andre in Die Bibel - Die Kritik zur ersten Staffel der epischen Serie

Die Bibel - Die Kritik zur ersten Staffel der epischen Serie Bildnachweis: http://www.bibleseries.tv/wp-content/uploads/2012/12/Graded-TB_Day24B_042612_CC_MG_1167.jpg
Der History Channel war in Amerika eigentlich schon auf dem absteigenden Ast und vor den dortigen Fernsehzuschauern vor allem nur noch durch unzählige Dokumentationen über den Zweiten Weltkrieg bekannt. Kritische Medien nannten ihn deshalb schon scherzhaft den „Hitler Channel“. Die verdammt gut inszenierte und mit Kevin Costner und Bill Paxton zudem prominent besetzte Miniserie „Hatfields & McCoys“ brachte die große Wende und einen neuen Zuschauerrekord. Die Serie „Vikings“ schlug in eine ähnliche Kerbe und kann auch bei uns schon zahlreiche Fans hinter sich scharen.
Nun also Die Bibel, die eigentlich schon an Ostern bei uns im TV lief, jetzt aber erst auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht wird.

Die Bibel ist ja neben Tolkiens Herr der Ringe das am meisten gelesene Buch der Welt. Es gibt ja Millionen, wenn nicht gar Milliarden die die Bibel als literarische Wahrheit verstehen und geschichtliche wie wissenschaftliche Erkenntnisse über der damalige Zeit schlicht ignorieren.
So nimmt sich auch die Mini-Serie, deren Macher die besten Geschichten der heiligen Schrift auf die TV-Bildschirme bringen wollten, auch viele Freiheiten. Der Fokus liegt auf vielen Fantasy- und Actionelementen, auf historische Authentizität wird wenig Wert gelegt. Das sieht man vor allem an den Settings, den oft billig wirkenden und manchmal viel zu modernen Kostümen oder zig anderen historischen Fehlern. Da werden zum Beispiel Briefe auf Papier ausgetauscht, Jahrhunderte bevor Papier überhaupt erfunden wurde.
Dafür versucht man den Protagonisten möglichst viele Bibel-Zitate Wort für Wort in den Mund zu legen, was immerhin relativ gut gelingt.

Die Macher der Serie, Mark Burnett (Erfinder von „The Voice“) und seine Frau Roma Downey, die in der Serie Jesus’ Mutter Maria spielt, betonten in Interviews immer wieder, dass es ihnen von Anfang an nicht um Geld ging, sondern darum die Geschichte sowie den christlichen Glauben einem breiten Publikum verständlich zu machen. Beide sind ebenfalls überzeugte Anhänger von Jesus, das Casting und jeder Drehtag begannen mit einem Gebet.

Die Serie erstreckt sich über zehn Folgen mit jeweils einer Stunde Laufzeit. Dabei versteht sich das Alte Testament als eine Art Rückblick aller Ereignisse seit der Erschaffung der Welt und als prophetische Einleitung zum Neuen Testament. Fünf der zehn Stunden drehen sich um Jesus, wobei die letzte Folge sogar die Zeit nach Jesus Kreuzigung beleuchtet und Jesus‘ Apostel und ihr Schicksal in den Fokus rückt.

Die ersten fünf Folgen sind eine Art „Greatest Hits“ der Bibel. Angefangen bei Noahs Arche, die Geschichten von Abraham und Samson, dem Fall von Sodom und der Exodus Geschichte rund um Moses, die ja gerade opulent von Ridley Scott verfilmt wurde. Begleitet durch einen Off-Kommentar, der die Geschehnisse wie in einer Dokumentation erzählt und erklärt, hetzt sich die Serie durch die einzelnen Kapitel. Wer nicht gerade bewandert im Umgang mit der Bibel ist, wird viele Zusammenhänge nicht verstehen. Es bleibt viel unklar, unlogisch und ohne Sinn. Zu viele Namen, Ereignisse und Orte werden in einen Topf geworfen. Viele Zeitsprünge machen eine Bindung zu einzelnen Charakteren unmöglich. Ständig werden Titel wie folgt eingeblendet: „40 Jahre später“ oder „100 Jahre später“ heißt es da oft. Da mehrfach Engel in Menschengestalt in den Verlauf der Geschichte eingreifen, wäre es vielleicht ratsam gewesen dem Zuschauer einen charismatischen Engel, der ja ohnehin nicht altert, als allwissender Erzähler an die Hand zu geben.
Erst mit Beginn der bekannten Jesus-Geschichte nimmt sich die Story Zeit für seine Charaktere und kann endlich atmen und Emotionen vertiefen.

In Amerika waren die Kritiken zur Mini-Serie ja durchaus positiv und die Zuschauer waren begeistert von der Art, wie „Die Bibel“ ins Fernsehen transportiert wurde. Da das Buch selbst kaum Beschreibungen oder Dialoge bereithält, lässt dies natürlich Raum für Interpretationen. Was nur wenige Kenner bemerken düften ist die Tatsache, dass sich die Drehbuchautoren schon viele Freiheiten genommen und auch so manches Handlungsdetail deutlich geändert haben.
Aber diese Freiheiten haben sich schon viele Künstler genommen, ist die Bibel dochseit dem Mittelalter ein Buch, das in der westlichen Welt wohl kaum häufiger visualisiert wurde. Man denke nur an die vielen Gemälde und Fresken in hiesigen Kirchen.

Laut Burnett und Downey verzichtete man bewusst auf bekannte Darsteller. Ziel war es, einen teuren Kino Look zu erschaffen, der zusammen mit intelligenten Dialogen und einem Soundtrack von Hans Zimmer jeden Zuschauer in das heimische Sofa drücken sollte.
Intelligent und teuer ist aber etwas anderes. „Game of Thrones“ zum Beispiel. Oder “Spartacus”, mit seiner visuellen Brillanz. „Die Bibel“ dagegen wirkt oft sehr billig. Die Kostüme und Kulissen wurden bereits erwähnt, auch Kameraeinstellungen, Schnitt und Spezialeffekte wirken über weite Strecken nicht gerade professionell bzw. eben nicht so, wie man es beispielsweise aus dem Hause HBO bereits gewohnt ist.

Die Dialoge erfüllen klar ihren Zweck und verwandeln die Gedanken der Protagonisten in gesprochenes Wort. Doch auch diese wirken oft sehr oberflächlich und schlecht ausgearbeitet. Psychologisch, philosophisch oder gar poetisch wird es hier nur selten, obwohl gute Ansätze vorhanden sind. Deshalb rauscht vor allem das Alte Testament im Zeitraffer an einem vorbei. Das ist unterhaltsam, aber emotional nie wirklich mitreißend. Wie man sich auch denken kann, geht alles auch äußerst züchtig vonstatten. Mehr nackte Haut als eine blanke Schulter gibt es nicht zu sehen, Samsons Gewaltausbrüche passieren meist außerhalb des Bildes und der Sündenpfuhl Sodom… naja, da wird ein bisschen geknutscht, getanzt und mit Feuer gespuckt. Grund genug die Stadt mitsamt den Menschen unter einem Meteoritenhagel zugrunde gehen zu lassen.
Da ist „Spartacus“ (und die Macher dahinter) im direkten Vergleich wahrhaft ein schlimmer Sündenpfuhl dagegen. Der Spartacus-Aufstand wurde ja kurz vor Jesu‘ Geburt niedergeschlagen und in der Serie kongenial umgesetzt.

Besser wird "Die Bibel" tatsächlich, wenn sich der Geschichte und Mysterien rund um Jesus Christus angenommen wird. Da wird auch von der visuellen Seite her öfter mal experimentiert (Beleuchtung, Kameraeinstellungen, Zeitlupeneffelte), als wäre die komplette Filmcrew ausgetauscht worden.
Spätestens mit Jesus‘ Verrat, Geiselung und Kreuzigung wird es in Sachen Gewalt auch expliziter, erreicht aber nie die Ausmaße eines „Die Passion Christi“. Anders als in Mel Gibsons Film gab es im Anschluss an die Serie keine Diskussionen, wer denn nun an Jesus‘ Tod die Schuld trägt: Der römische Statthalter Pontius Pilatus oder die Juden. Dabei beziehen die Macher eindeutig Stellung.

Das Jesus-Bild ist mal wieder typisch westlich: Der Messias hat einen coolen Bart, lange Haare und sieht nach einem hübschen Europäer aus, inklusive Postkartenlächeln. Hier wird er vom Portugiesen Diogo Morgado gespielt, der aber im Vergleich vieler seiner amateurhaft spielenden Kollegen einen tollen Job macht. Der Typ hat auf jeden Fall viel Charisma, ein einnehmendes Lächeln und schafft es den Zuschauer in einigen Szenen wirklich zu berühren, obwohl man eigentlich alles schon unzählige Male gesehen hat. Hier kommt nun auch Hans Zimmers guter Soundtrack zum Tragen, da dieser die zur Schau gestellten Emotionen gelungen unterstreicht.

Fazit: Da Jesus die zentrale Figur des christlichen Glaubens ist, hätten die Macher gut daran getan, die komplette Serie rund um sein Wesen zu stricken. Haben sie aber nicht, und so sind die ersten fünf Folgen Ein Best Of der Bibel im Schnelldurchlauf und nicht unbedingt sehenswert. Die TV-Produktion merkt man der Serie deutlich an, alles wirkt etwas billig und nicht wirklich authentisch, die Darsteller bleiben größtenteils blass.
Einen Umschwung erfährt die "Die Bibel" mit der Darstellung des Neuen Testaments, die die Geschichte dann doch wieder etwas wettmacht.
Ob man die erste Staffel von „Die Bibel“ gut findet oder schlecht hängt letztendlich auch von dem eigenen Anspruch und der persönlichen Einstellung zur Heiligen Schrift ab.

Wertung: 5,5 / 10


Die Serie ist ab sofort auf DVD und Blu-Ray erhältlich. Das Bild ist eher durchschnittlich und entspricht nicht dem heutigen Stand der Technik. Der Schärfegrad geht okay, in dunklen Szenen sieht man jedoch deutliches Grieseln, in schnellen Kameraschwenks wird der Look auch mal sehr verwaschen. In beiden Formaten liegt nur ein deutscher Stereo-Ton vor.
Bonusmaterial sucht man vergeblich.

Wird geladen...