Erwähnungen
Die Brücke - Transit in den Tod - Staffel 1-3 - Kritik
Von Mangus in "Die Brücke - Transit in den Tod" - Staffel 1-3 - Kritik
am Sonntag, 03 April 2016, 19:16 Uhr
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Die Serienkritik bezieht sich auf die Staffeln 1-3, alle bisher veröffentlichten Folgen.
Die Öresundbrücke verbindet mit einer Länge von knapp acht Kilometern Kopenhagen (Dänemark) und Malmö (Schweden). Sie wird täglich von 17.000 Fahrzeugen befahren und ist Namensgeber der Serie „Die Brücke – Transit in den Tod“, einer dänisch, schwedisch, deutschen Co-Produktion. Im Kern der Krimiserie steht die länderübergreifende Zusammenarbeit von unterschiedlichen Polizeibehörden, um mysteriöse Kriminalfälle aufzuklären und die Täter zu stellen.
Da bedarf es wenig Worte, dass die imposante Brücke nicht nur des Namens wegen im Vorspann erscheint, sondern sich wie ein roter Faden durch die gesamten bisherigen drei Staffeln der 2011 erstmals ausgestrahlten Serie zieht. So wird in der ersten Folge der ersten Staffel eine Leiche direkt auf der Grenze zwischen Dänemark und Schweden gefunden, Oberkörper und Beine zweigeteilt. Von schwedischer Seite wird Saga Norèn (Sofia Helin, „Arn – Der Kreuzritter“) mit dem Fall betraut, den dänischen Part übernimmt Martin Rohde (Kim Bodnia, „In China essen sie Hunde“). In zehn Folgen (in der deutschen Fassung als fünf Doppelfolgen) muss das ungleiche Team nun pro Staffel versuchen, den/die Mörder zu fassen.
Dabei spielt das Team eine außerordentlich wichtige Rolle, die fast die Fälle selbst in den Hintergrund geraten lässt. Die schwedische Ermittlerin Saga leidet an dem Aspergersyndrom (auch wenn das Wort nie in der Serie fällt), einer leichten Form von Autismus. Das sorgt für einige Irritationen, denn Saga ist äußerst strebsam, sehr direkt und nicht empathiefähig. Unter einer harten, abgebrühten Schale ist sie jedoch sehr verletzlich, im Laufe der Serie werden wir sie besser kennenlernen. Martin hingegen lebt in dritter Ehe und auch hier belastet seine Arbeit das alltägliche Leben.Die Hormonie wird immer wieder auf die Probe gestellt.
„Die Brücke“ bedient sich bei ihrer Geschichtenerzählung einem Kniff, der fast schon ein Alleinstellungsmerkmal darstellt. Die mit viel Geld, nächtlicher Hochglanzoptik und urbaner Tristesse gedrehte Serie führt früh eine ganze Stafette von Nebencharakteren in die Handlung ein, die meist über Folgen hinweg scheinbar mit der Haupthandlung parallel und unabhängig verlaufen, ohne erkennbar mit den Ermittlungen in Verbindung gebracht zu werden. Die größte erzählerische Eigenheit erweist sich auch als stärkster Angriffspunkt für Kritik, die Nebenhandlungen wirken zwar zu keiner Zeit konstruiert, im Schnittpunkt mit der Haupthandlung verkommen aber viele Charaktere zu Stichwortgebern, tauchen kurz auf und sind danach nie wieder gesehen. So entsteht die ein oder andere unbefriedigend zu Ende gebrachte Nebenhandlung, die in der Masse aber fast schon wieder unterzugehen scheint. Trotz der potenziellen Gefahr, einzelne Handlungsstränge versanden zu lassen, stellt gerade diese Erzählweise die Besonderheit der Serie dar, die ihr eine eigene Identität verleiht.
Inhaltlich bleibt die Serie am Puls der Zeit. So handeln sowohl Staffel 1, als auch Staffel 2 von einer erweiterten Form des gesellschaftlichen Terrorismus. Die Täter wollen dabei augenscheinlich auf soziale Missstände aufmerksam machen und nutzen dazu auch aktuelle Strömungen in Gesellschaft und Technik aus, um ihre Botschaft zu verbreiten. Vor den Dreharbeiten zur dritten Staffel gab es dann den Bruch, der die bisherige Erzählung um die beiden Ermittler und deren sozialem Umfeld nicht mehr möglich macht. Kim Bodnia soll nicht damit einverstanden gewesen sein, was seiner Figur durch das Drehbuch angedichtet wurde und stieg aus. Inwieweit die Figur im Drehbuch der dritten Staffel verankert war, kann nur spekuliert werden. Am Ende der dritten Staffel lässt sich aber sagen: (alles) richtig gemacht.
Denn durch das Wegfallen des ursprünglichen Ermittlungspartners wird der schwedischen Ermittlerin Saga mehr Raum im Handlungskonstrukt gegeben. Zeichneten sich die ersten beiden Staffeln durch ihre morbide Erzählweise (nicht grundlos ab 16 freigegeben) und vereinzelt eingestreute persönliche Einblicke in das Leben der Ermittler, die aber oft merkwürdig distanziert waren, setzt Staffel drei einen anderen Fokus. Saga Norèn wird als deutlich facettenreicherer Charakter abgebildet, erstmals spielt ihre bewegte Vergangenheit eine große Rolle in der Erzählung. So kommt es, dass die Erzählung ihrer Person und der aktuelle Fall zu einem wechselseitigen Spiel werden, wobei der Fall und seine Ereignisse direkten Einfluss auf die Ermittlerin selbst nehmen und ihre selbst errichtete distanzierte Wohlfühlzone ins Wanken bringen. Es steht der Serie außerordentlich gut, nun persönlicher zu werden. Als dänischer Ermittler zur Seite gestellt wurde mit Henrik Sabroe (Thure Lindhardt, „3096 Tage“) ein Charakter mit ebenfalls bewegter Vergangenheit. Das Ende der Staffel weist dabei schon in die Richtung, die die Serie einschlagen könnte.
Dass es weitergeht steht wohl außer Frage, denn der Erfolg gibt ihnen Recht. Es braucht nur einen grünen Porsche, ausreichend Produktionsmittel und ein gutes Drehbuch, um gegen die Flut der aktuellen Serien zu bestehen.
Fazit: Skandinavisches Serienfutter, das in Deutschland auf fruchtbaren Boden fällt. Die über weite Strecken morbide erzählten Fälle leben besonders durch eine tolle Harmonie von Sofia Helin und Kim Bodnia. Leichte Ermüdungserscheinungen konnten durch den Wegfall eines kompletten Hauptcharakters und einen veränderten erzählerischen Fokus beseitigt werden. „Die Brücke – Transit in den Tod“ muss sich in keinster Weise hinter amerikanischen Vorbildern verstecken, inzwischen wurden bereits zwei Adaptionen in Frankreich, beziehungsweise in den USA gedreht. Mehr Ehrerbietung um Format Serie gibt es kaum.
Technische Daten: So hoch man die Serie nur loben kann, so nüchtern fällt die Heimveröffentlichung aus. Die Serie ist durch die Beteiligung des ZDF immer wieder in der Mediathek kostenlos abrufbar, da braucht es für die DVDs/Blu Rays schlagkräftige Kaufargumente. Doch diesen bleibt man weitesgehend schuldig, vielmehr ärgert man Käufer mit halbseidenen Veröffentlichungen. So liegt beispielsweise der ersten Staffel der Serie in ihrer DVD Form zwar der O-Ton bei, nicht aber deutsche Untertitel. Hier lässt sich aber das Bonusmaterial mit Behind-the Scenes und Interviews noch durchaus sehen. Die zweite Staffel bietet dann auch die ersehnten Untertitel, so richtig glücklich machen die aber nicht. Diese sind nämlich auch für hörbeeinträchtige Menschen gemacht und bieten viele überflüssige Informationen für ein normales, hörendes Publikum. Schwedisch/dänische Texteinblendungen (bspw. Zeitungsüberschriften) bleiben dafür unübersetzt und man muss sich deren Bedeutung im Handlungskontext zusammenreimen, als Bonus der zweiten Staffel liegen Interviews bei. Der Untertitel-Tradition bleibt man auch bei Staffel drei (seit dem 11.03.2016 im Handel) treu und bietet darüberhinaus auch absolut kein Bonusmaterial. Ton und Bild sind hingegend auf einem durchweg hohen Niveau.
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