Erwähnungen
Ein Blick auf den Klassiker „Darling“ (4K UHD + Blu-Ray)
Von Tiger in Ein Blick auf den Klassiker „Darling“ (4K UHD + Blu-Ray)
am Mittwoch, 27 August 2025, 01:49 Uhr
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Inhalt
Das britische Drama von John Schlesinger zeichnet den Lebensweg eines ehrgeizigen und skrupellosen Fotomodells in den Swinging Sixties nach. Diana Scott (Julie Christie) setzt auf ihrem Weg nach oben skrupellos auf die Mittel der Verführung. Sie hat verschiedene Beziehungen und genießt ein exzessives Partyleben in London und Paris – bis sie sich plötzlich in einem goldenen Käfig wiederfindet.
Kritik
„Es müsste doch ganz leicht sein, glücklich zu sein“, philosophiert das angehende Starlet Diana Scott, (Julie Christie, Billy Liar), während sie rastlos von einem Mann zum Nächsten springt, in der Hoffnung, dass hinter der nächsten Ecke das ganz große Glück auf sie wartet. Zum Zeitpunkt der Entstehung von Darling im Jahre 1965 war ein Film, der sich mit dem lockeren Lebenswandel einer Frau befasst, nicht nur originell, sondern mitunter sogar schockierend für die Filmbranche. Darling galt damals als ziemlich gewagt, vor allem wegen einer Szene, in der sich Julie Christie mit dem Rücken zur Kamera auszieht, wobei man eigentlich so gut wie gar nichts sieht. Was damals schockierend war, wirkt heute beinahe prüde, doch in Anbetracht der Tatsache, dass der Film in den 60er Jahren spielt, kann man ihm seinen revolutionären Charakter gar nicht absprechen. Immerhin dreht sich Darling um eine Frau, die sich nicht festlegen möchte und ein Verhalten an den Tag legt, das man sonst nur von den männlichen Helden kennt. Diese Thematik könnte man sogar als einen wichtigen Beitrag zur Emanzipation betrachten.
Während man in den 60er sich mit glatt polierten Feel-Good-Movies mit Doris Day (Bettgeflüster) konfrontiert sah, bot Darling alles, was man bisher noch nicht kannte oder zumindest nicht kennen wollte. Es ging um eine Frau, die weder an die Ehe noch Kinder glaubte und sich einfach treiben ließ. Sie ließ sich von ihrer Impulsivität mitreißen, und zwar ohne Rücksicht auf Verluste. Doch ganz egal, was sie tat oder wem sie sich hingab, sie spürte Glück nur für einen kurzen Augenblick und schien nie mit ihrem Leben zufrieden zu sein. Julie Christie spielt die Rolle einer unglücklichen und stets getriebenen Frau mit Bravour. Deswegen wurde sie für ihre hervorragende Leistung auch mit einem Oscar belohnt. In einem Moment ist ihre Figur glücklich und schon im nächsten gelangweilt und tot unglücklich. Dieses ständige Auf und Ab der Gefühle beherrscht Julie Christie ausgezeichnet und deswegen fällt es leicht, mit ihr mitzufiebern und sich in ihre Figur hineinzuversetzen. Sie führt undefinierbare Beziehungen, sie möchte sich nicht binden und sie kehrt immer wieder zu dem Mann zurück, den sie heute liebt und morgen wieder verachtet oder verachtet er viel mehr sie? Darling seziert die fragilen Liebesbeziehungen und nimmt unter die Lupe all das, was jeder kennt. All die Gefühle, die man haben kann, wenn man mit jemandem zusammen ist. Verliebtheit, Aufregung, Langeweile, Hass, Zerstörung, Rastlosigkeit und Wut.
Im Grunde ist Diana Scott eine sehr tragische Figur, weil sie trotz ihrer vermeintlichen Stärke ihr eigenes Glück immer abhängig von Männern macht. So emanzipiert, wie der Film sein möchte, ist er eigentlich gar nicht, weil er eine traurige Frau zeigt, die ständig darauf hofft, dass ein Mann sie glücklich macht. Nur leider funktioniert es nicht und egal, wie selbstbezogen, sie zu sein scheint, die Figur ist stets unsicher und schwach und diese Nuancen ihres Charakters werden großartig von Julie Christie dargestellt. Es ist aber auch eine fesselnde Geschichte, die einen neuen Pfad bestreitet und sicherlich als Inspiration für einige Filme diente. Kein Wunder, dass das Originaldrehbuch damals mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Dabei fing alles gar nicht so harmonisch an, wie man hätte denken können. Man hat Freddie Raphael (Daisy Miller) als Drehbuchschreiber engagiert, doch seine erste Version des Drehbuchs gefiel weder dem Regisseur noch dem Produzenten, weil sie die Geschichte zu unrealistisch fanden. Deswegen merkte der Produzent Joe Janni an: „Ich kenne ein Mädchen, mit dem du Zeit verbringen solltest, das der perfekte Typ ist für diesen Film.“ Also verbrachten die Filmemacher viel Zeit mit dem Mädchen und Freddie Raphael schrieb ein Buch, das bis zu einem gewissen Grad auf ihrem Leben basierte. Später drohte die Dame der Produktion mit einer Klage, deswegen wurde das Finale des Films, das während eines Jagdwochenendes in den schottischen Highlands spielen sollte, abgeändert. Das hat dem Film dennoch nicht geschadet und stattdessen spielte er teilweise in Italien und zeigte Diana in ihrem goldenen Käfig.
Abgesehen vom Drehbuch und der hervorragenden schauspielerischen Leistung, überzeugt der Film mit seinen Kostümen, die sich perfekt in die Szenerie einfügen. Sie passen sowohl zu den Kulissen als auch zu den Darstellern und fallen trotz der Tatsache, dass der Film in schwarz-weiß gedreht wurde auf. Sowohl die Kostüme für Männer als auch für Frauen sind elegant, doch trotzdem schlicht. Für das Kostümdesign ergatterte Darling den dritten Oscar. Man kann behaupten, dass der Film ein großer Erfolg auf der ganzen Linie war und der einzige Wermutstropfen war, dass der Regisseur keinen Oscar erhielt, was den Drehbuchautor Freddie Raphael natürlich freute, weil die beiden zerstritten waren. Sogar so sehr, dass Freddie Raphael nicht einmal bei der Oscarverleihung anwesend war. Es kam wie es kommen musste und Darling wurde trotz der ganzen Streitigkeiten hinter den Kulissen ein großer Hit in den USA. Vermutlich, weil das Drama so weit von den gängigen Normen abwich, teilweise auf dem Leben eines echten Menschen basierte und von den großartigen Schauspielern getragen wurde. Es war nicht nur Julie Christie, die mit ihrer starken Präsenz glänzte, sondern auch ihre männlichen Kollegen Dirk Bogarde (Providence) und Laurence Harvey (The Running Man), die ihr ebenbürtig waren.
Technischer Part

Studiocanal veröffentlichte die restaurierte 4K Ultra HD Fassung und Blu-Ray von Darling am 19. Juni 2025 in der Entstehungszeit entsprechender Bild- (1.66 :1 /2160p/24f/Dolby Vision) und Tonqualität auf Deutsch und Englisch (jeweils in 2.0 LPCM Mono) mit deutschen Untertiteln und englischen Untertiteln für Hörgeschädigte. Als Extras sind zahlreiche sehenswerte und äußerst informative Bonusmaterialien vorhanden: Sofia Coppola über Darling, Interview mit Frederic Raphael, Interview mit Regisseur John Schlesinger, Featurette „After a Fashion“(Die Kostüme von Julie Harris), Bildergalerien (Hinter den Kulissen, Kostüm-Designs, In Farbe), Kinotrailer und ein 19-seitiges Booklet.
Fazit
„Darling“ erzählt die tragische Geschichte einer getriebenen Seele, die stets hofft hinter der nächsten Ecke das ganz große Glück zu finden. Auch wenn der Film nicht weit genug geht, war er in der damaligen Zeit so etwas wie ein Meilenstein der Filmgeschichte und er besticht durch seine Originalität und Mut sich eines vielschichtigen Themas anzunehmen. Mit exzellenten Schauspieldarbietungen, perfektem Storytelling und einer ordentlichen Portion Realismus hebt sich das Drama von den anderen Filmen aus den 60er Jahren deutlich ab.
Gesamtfazit
Es lohnt sich auf jeden Fall sich diese Ausgabe von Darling zu besorgen, weil sie vieles über die Entstehungsgeschichte des Films verrät. Dank der ausführlichen Bonusmaterialien erfährt man, wie die Filmemacher es geschafft haben, das 3-fach oscarprämierte Werk zu erschaffen. Gerade, weil nicht alles, so lief wie geplant und, weil es Streitigkeiten zwischen dem Regisseur und dem Drehbuchautor gab, ist es erstaunlich, dass sie dieses großartige Werk doch noch gemeinsam erschaffen haben. Auch die Informationen über das Kostümdesign sind interessant und mit den Bildergalerien hat man einen tieferen Einblick in den Film. Abgerundet wird das Ganze noch durch das informative Booklet. Auch die Qualität der restaurierten Fassung lässt sich sehen und katapultiert die Ausgabe zum absoluten „Must-have“ für die Liebhaber des Filmklassikers.
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