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Flesh and Bone - Die komplette Mini-Serie - Kritik

MrDepad

Von MrDepad in Flesh and Bone - Die komplette Mini-Serie - Kritik

Flesh and Bone - Die komplette Mini-Serie - Kritik Bildnachweis: © Starz Media

Story

Die junge Ballettänzerin Claire Robbins verlässt Hals über Kopf ihre Familie und flüchtet vor Armut, Misshandlung und Perspektivlosigkeit nach New York. Bereits nach ihrem ersten Vortanzen wird sie geradewegs an der renommierten American Ballet Company angenommen. Der künstlerische Leiter Paul ist einfach überwältigt von ihrem Talent und will mit dem seiner Meinung nach künftigen Star der Ballettszene etwas ganz Neues kreieren - ganz zum Argwohn ihrer Kollegen. Claire gerät aus ihrem kaputten Zuhause in eine Welt voller Intrigen, Aufopferung und Leistungsdruck. Sie ist eine überragende Ballerina, aber ihre seelische Zerrissenheit und ihr selbstzerstörerischer Drang treiben und beherrschen sie auf unvorhersehbare Art und Weise, insbesondere dann, wenn sie von ihrem unberechenbaren Mentor Paul manipuliert und mit einem unerwünschten Gast aus ihrer Vergangenheit konfrontiert wird ...

Kritik

In einer Szene von Flesh and Bone erzählt Claire, die Hauptfigur der von Moira Walley-Beckett (The Gunfighters) kreierten Serie, von der immensen Bedeutung, die The Velveteen Rabbit auf sie ausübt. In dem Kinderbuch geht es um einen Stoffhasen, der von anderen Spielzeugen erzählt bekommt, er könne zu einem realen Wesen werden, sobald ihm ein Kind nur genügend Liebe entgegenbringen würde. Es ist derselbe Traum, den auch die junge Frau aus Pittsburg verfolgt, als sie zu Beginn der ersten Episode ihre Sachen packt und fluchtartig das beengende Kinderzimmer verlässt, um in New York an einer gefragten, renommierten Ballettakademie eine Karriere als Tänzerin zu verfolgen und ihr altes Leben, das von dunklen Geheimnissen überschattet wird, hinter sich zu lassen. 

In eben diesem Moment, in dem ein Kinderbuch dem innersten Wunsch der  unsicheren, zerbrechlichen Protagonistin Ausdruck verleiht, offenbart sich auf präzise Weise der Kern von Flesh and Bone, in dem gefühlvoll mitreißende Schicksale ganz dicht an der Schwelle zum kitschigen Klischee verweilen. Nachdem Claire als Neuankömmling in der American Ballet Company erstmals ihr großes Talent unter Beweis stellt, ist Paul, der Direktor der Akademie, fasziniert von ihr und erkennt direkt einen neuen Star, den es zu fördern gilt, ehe er kurze Zeit später eine unangenehme Seite von sich offenbart. In den Trainingsstunden agiert er als erbarmungsloser Diktator, der seine Schüler zu Höchstleistungen quält, während schon der kleinste Fehler umgehend zum Rauswurf führt. Hinter dieser harten Fassade kristallisiert sich über die weiteren Episoden hinweg allerdings eine sensible Persönlichkeit heraus, die durchaus weiche, zärtliche Seiten an sich hat. 

Es ist diese charakterliche Dualität von Paul, die man als Zuschauer im Verlauf der acht Folgen umfassenden Mini-Serie bei jedem einzelnen Charakter feststellen wird. Walley-Beckett, die sich vor allem als Autorin von Ozymandias, der womöglich beliebtesten und zugleich intensivsten Breaking Bad-Episode überhaupt, auszeichnet, schöpft reichlich aus dem Fundus vertrauter Elemente, die sich im Zusammenhang mit Abgründen und Schattenseiten der Welt des Balletts und vor allem der Arbeit sowie den Menschen dahinter ergeben, und konstruiert beinahe all ihre Figuren um diese Versatzstücke herum. Eine Tänzerin, die nachts zusätzlich in einem Stripclub arbeitet, dessen Besitzer gleichzeitig kriminelle Verbindungen pflegt, fehlt ebenso wenig wie eine Tänzerin, die unter Magersucht leidet oder der alternde Star, der es noch einmal allen beweisen will, notfalls durch die Zufuhr von Drogen, mit denen schwerwiegende Verletzungen vorübergehend betäubt werden. 

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Über diese Ansammlung offensichtlicher Klischees und Stereotypen hinweg erzeugt Flesh and Bone nichtsdestotrotz über gewisse Strecken eine Art Sogwirkung, die in erster Linie durch die konzentrierte, vitale Inszenierung entsteht. Für die Pilotfolge konnte der australische Regisseur David Michôd (The Rover) verpflichtet werden, der der Serie unweigerlich einen starken visuellen Stempel aufdrückt. Der Wechsel zwischen den tristen Aufnahmen bei Tag und den farbenprächtigen Bildern aus dem Stripclub erzeugt beispielsweise einen ebenso einnehmenden Kontrast wie die gleichermaßen formstrenge wie elegante Choreographie der Ballett-Szenen. Dieser Eindruck wird durch die Besetzung von Schauspielern, die auch im wahren Leben professionelle Tänzer oder Tänzerinnen sind, zusätzlich unterstützt. 

Generell ist Flesh and Bone immer dann am fesselndsten, wenn sich die Serie von den persönlichen Problemen und Abgründen der Figuren wegbewegt und in einigen Szenen auf die pure Ergründung der Körper fokussiert. Körper, die sich unter strengsten Anweisungen und Vorgaben zu klassischen Klängen im Einklang bewegen, Körper, die unter wummernden Beats und im Neonlicht des Clubs zu pulsieren beginnen oder Körper, deren Besitzern es nicht gelingt, einfache Nahrung wie das Frühstücksrührei zuzuführen. Leider gehen diese Momente im Vergleich mit der manchmal angestrengten, bemühten Handlung, die typisch für das serielle Erzählen zahlreiche Geheimnisse so lange wie möglich verborgen hält oder entscheidende Entwicklungen unnötig streckt, etwas unter.

Technischer Part

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Die Blu-ray aus dem Hause Polyband/WVG (V.Ö.: 28. Oktober 2016) präsentiert die Mini-Serie mit einer einwandfreien Bildqualität, die mit tadelloser Schärfe und knackigen Farbwerten punktet. Als Tonspuren stehen sowohl die deutsche Synchronisation sowie der englische Originalton zur Verfügung, beide in DTS-HD 5.1. Untertitel lassen sich auf Deutsch oder Englisch einblenden. Als Bonusmaterial sind ein kurzes Making-of und der Trailer enthalten, außerdem ist ein Wendecover ohne FSK-Logo vorhanden.



Fazit

Flesh and Bone wirkt als Gesamtwerk wie eine natürlichere Variante von Darren Aronofskys (PiBlack Swan, ohne die surrealen Einlagen, dafür mit stärkeren Klischees. Einen gewissen Reiz übt die Serie aufgrund ihres leicht soapigen Charmes durchaus aus und auch die Inszenierung sorgt mit der Kombination visuell beeindruckender Szenen und der professionellen, authentischen Herangehensweise für einige wirklich starke Momente, doch am Ende bleiben bedauerlicherweise vor allem die vorhersehbaren, simplen Klischees in Erinnerung, die von den Autoren unzureichend umschifft wurden.

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